Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
was sie gerade Lesen mussten, kann man durchaus als tragisch bezeichnen. Rosie Buttermann verlor ihre Existenz, Feldbirn seinen neu aufkeimenden Tourismus und in der Mitte des Dorfes stand nun eine Brandruine. Als einziges Glück kann man wohl herausheben, dass das Feuer davon abgehalten werden konnte, auf andere Häuser überzugreifen.
Denken Sie nun, Sie hätten den Höhepunkt – vielleicht gar das Ende – der Geschichte erreicht, so muss ich Ihnen teilweise recht geben. Lange habe ich darüber nachgedacht, die Erzählung hier abzubrechen, um Sie, meine lieben Leserinnen und Leser, von dem, was da noch kommt, zu verschonen, doch sah ich mich in meiner Pflicht als Berichterstatter genötigt, Ihnen die ganze, unbeschönigte Geschichte zu erzählen. Nichtsdestoweniger sollten sich die schwächeren Herzen unter Ihnen nicht dazu gezwungen fühlen weiterzulesen, besonders, so sie das letzte Ereignis an ihre emotionalen Grenzen geführt haben sollte.
Doch nun zu dem, was Sie, liebe Leserinnen und Leser, vermutlich am meisten interessiert:
Von Gryphus fehlte nach dem Brand jede Spur. Die Trauer war groß ob des Verlusts dieser Sensation – schließlich wurde allgemein gemutmaßt, er sei in den Flammen ums Leben gekommen. Jedoch gab es auch widersprechende Stimmen. Der Wortführer dieser war Johann Baumann. Er zeigte auf, wie unwahrscheinlich es sei, dass Gryphus es nicht ins rettende Freie geschafft hätte – schließlich lag sein Zimmer im Erdgeschoss, hatte sogar einen eigenen Hofausgang. Nicht nur diese aufmunternde Kunde verbreitete Baumann, nein, er ging sogar soweit, Gryphus für den Brand verantwortlich zu machen, da in seinem Zimmer Skelette seltsamster Apparaturen gefunden worden waren. Zusammen mit einigen Freunden machte sich Baumann also auf den Weg, die nähere Umgebung zu durchstreifen, um Gryphus zu suchen. Warum er ihn nicht fand, bleibt weiterhin ein Rätsel.
Einzig eine alleinstehende Sichtung ist mir und meinen Helfern bekannt. So kurz sie auch sei, scheint sie Baumann und seinen Anhängern recht zu geben, doch machen Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich am besten selbst ein Bild davon.
Dieser Texte Sammler und Bearbeiter
DU LIEST GERADE
Der Gedankenleser
Fiksi IlmiahEine Novelle: Ein Wissenschaftler, eine Erfindung, eine Verwicklung mit tragischem Ausgang. Iakob Greif war ein großer Visionär der Neurowissenschaft. Aufgrund seiner Progressivität, die Einigen als Träumerei galt, wurde er häufig missverstanden, v...