Abweisung

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-Alternatives Ende-

Die Stille war fast noch unangenehmer als Worte. Wir standen also da, ich mit dem Rücken zur Wand und er gegenüber. Selbst mit hohen Schuhen, war ich fast einen Kopf kleiner als er und ich traute mich nicht hochzuschauen, aus Angst, seine Augen könnten mich merkwürdige Dinge sagen lassen. Er hatte blaue Augen. Es war ein blau, das man auch in der Dunkelheit sah. Wie eine unruhige See.
Das weiße Hemd spannte sich an seinen Schultern. Er roch ein wenig nach Holz und Zimt und nach schlechtem Deo.

"Na dann..." nickte er mir zu.
"Ach ja" ich interpretierte diese Geste als Abschied und erstickte die Hoffnung in mir, die an meinem Herzen zerrte.

Aber mein Verstand war stärker als mein Verlangen und ich riss mich von meinen eigenen Fesseln los.

"Mach's gut, dann!" Warf er mir noch über die Schulter zu. Ein noch eindeutigeres 'kein interesse' hätte er mir nicht geben können. "Yep, wir sehen uns." Sagte ich total überzeugt. Ich wusste selbst nicht was ich mir erhofft hatte, aber sicher nicht das hier.

Das war's dann wohl endgültig.
Ich sah zu wie er die Treppen hinunterlief und in der Dunkelheit verschwand und ich versuchte diesen bitteren Geschmack auf meiner Zunge zu ignorieren.

Wie traurig es auch klang, die Liebe würde schwinden, egal wie stark sie brannte und wie lang sie hielt. Vielleicht nicht heute und vielleicht nicht morgen. Aber irgendwann lässt jeder Zauber nach und ich wusste das.

Es tat weh. Es war ein Schmerz der nicht mit Worten zu beschreiben ist. Er ließ mich träger werden. Und älter. Er nahm mir die Luft zum Atmen und verschloss meine Gelenke, sodass ich unfähig war mich zu bewegen. Er ließ meine Augenlider schwerer und die Sorgenfalte auf meiner Stirn tiefer werden. Aber dieser Schmerz, diese Enttäuschung, dieser Verlust zerrissen mich nicht. Ich musste leiden aber ich durfte leben.

Ich starrte auf meinen eigenen Schatten und ich wollte ihn nicht. Ich wollte garnichts. So wie er mich nicht wollte wollte ich ihn nicht und das Kleid wollte ich nicht und die Blumen schon garnicht und ich wollte auch nicht dass es so kühl war und dass die Wolken den Mond verdeckten und dass meine Schuhe drückten wollte ich auch überhaupt nicht. Auch auf Zuhause konnte ich verzichten, und anstatt abgeholt zu werden könnte ich auf der Stelle in meinen nutzlosen Schatten springen und nie wieder auftauchen. Mich im Nichts zusammenrollen und ein in ewigen Schlaf verfallen.

Das einzige was ich wollte just in diesem einen Moment war trotzig mit dem Fuß aufzustampfen und in die Dunkelheit zu schreien "Aber ich will ihn! Und keinen anderen. Er ist der richtige! War es immer und wird es immer sein!"

Aber ich nickte nur schwach. Denn ich verstand vollkommen dass ich ihm nicht das geben konnte was er brauchte.
Vielleicht musste es ja so kommen.
Wer weiß das schon?

AN//

Wir wollen doch realistisch bleiben lol
Vielleicht heiraten sie in einem alternativen Universum, in dem die Autorin dieser Geschichte kein zynische Nihilist ist, sondern eine gute Fee und dann kaufen sie sich ein Haus am See und bekommen 13 Kinder. Aber in diesem Universum, in dem Teenager awkward und unsicher sind, gehen sie getrennte Wege, werden zu entfremdeten Erwachsenen und sterben alleine und einsam, weil sie zu stolz sind um verletzlich zu sein.

Xx
Rose

Ein Stück HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt