Er war wütend.
Anfangs.Es war sein gutes Recht wütend zu sein, fand er.
Aber er liebte sie ja immernoch. Er liebte sie so, so sehr, dass er manchmal einfach heulen wollte. Er wollte heulen und schreien und tot umfallen, damit er diese wundervolle Liebe nicht mehr ertragen musste. In Luft auflösen wollte er sich. Aber nicht alleine. Alleine zu sein war scheisse. Weil er wusste, sie war zur gleichen Zeit auch alleine.
Er hatte solche Angst, dass es ihn manchmel schüttelte bei dem Gedanken an die Stille, einsame Freiheit. Was brachte ihm körperliche Freiheit wenn sein Herz in vier Wänden eingesperrt war. In ganz bestimmten vier Wänden. In Bordeaux, Frankreich, in der 66 Rue de la Rousselle. Genauer: in einem Bett am Fenster im 2. Stock. Dort, tief unter der blauen Bettdecke war sein Herz versteckt. Gefesselt und geknebelt. Egal wo er je hingehen würde, es würde nie mehr unter der blauen decke hervorkommen. Wie festgenagelt war das Herz dort, auf der knarzenden Matratze. Oder Vielleicht war die Decke auch garnicht mehr blau. Über 2 Monate ist er nun nicht mehr dort gewesen. Hatte sie ihre Decke ausgewechselt? Immerhin war schon viel Zeit vergangen.
Vielleicht hatte sie ihn ausgewechselt.
Er merkte, davor hatte er Angst.
Davor hatte er am meisten Angst.
Aber er war selber Schuld, so einen Engel gehen zu lassen. Nein. Nein, Sie war gewiss kein Engel. Sie war ein Fegefeuer im Regen, ein Irrlicht in der Dämmerung, ein Fuchs im Wolfsrudel.
Und er brauchte sie.
Er brauchte sie wie Luft zum Atmen. Und weil er realisierte, dass er sie vielleicht sogar verloren hatte, dass sie vielleicht gar nicht mehr alleine war, so wie er, dass der Gedanke an das alleine Leben und an das alleine Sterben sie nicht manchmal schüttelte, schüttelte wie ihn, da war das wie ein Schlag aufs Sternum. Wie als würden alle seine 24 Rippen einheitlich brechen und sich auf die Lungenflügel herabsenken, sie erdrücken wie in einer Müllpresse.
Der Gedanke daran, dass ein Anderer ihre Kakaohaut anfasste, dass die Augen eines Anderen das erste waren, was sie am Morgen sah, dass sie niemanden mehr hatte, den sie anmeckern konnte, dass sie, selbst auf Zehenspitzen, nicht hoch genug kam um ihm einen Kuss zu geben.
Weißt du denn nicht, sie werden dich nie so lieben wie ich es kann.
Und er wusste, es würde niemals, niemals eine zweite wie sie für ihn geben. Er wollte alle seine Haare ausreißen, und dannach seine Augenbrauen, und dannach seine Wimpern, weil er wieder zurück musste. Zurück nach Hause. Zurück zu ihr.
Zeit heilt alle Wunden, sagen sie.
Liebe vergeht, sagen sie.
Aber sie wissen gar nichts. Sie verstehen nicht, wie echt, wie intensiv es für ihn jetzt gerade war. Es fühlte sich polychrom an. Wie als wäre er biolumineszent. Oder sie. Sie war sein leuchten. Sie leuchtete von innen. So stark, dass er nicht einmal daran zweifelte, dass diese Gefühle nie verebben würden. Bei manchen Menschen war es eben so. Er liebte sie, oh so glühend, dass die Luft zu flimmern anfing, wenn sie in seiner Nähe war.
Nach zwei Monaten genauso stark wie nach zwei Wochen. Nein. Nein, stärker vermisste er sie. Stärker als anfangs. Und auch in 29 Jahren würde er ohne Haare und ohne Augenbrauen und ohne Wimpern da sitzen und zum Himmel Fluchen dass sie nicht da war. Nicht hier bei ihm.
Aber solange er sie noch nicht alle ausgerissen hatte, solange er seine Fingernägel noch nicht bis zur Nagelhaut runtergekaut hatte, solange noch die Chance bestand, dass sie, seine Muse, sein Herz, sein Leben ihn noch liebte, wenigstens ein bisschen, dann würde er alles tun, alles, dafür, dass sie ihn wieder aufnahm. Aufnahm in ihre Arme. Da wo er hingehörte. In das Bett mit det blauen Bettdecke in ihrem Zimmer im zweiten Stock.Er wollte dass es war wie früher.
So, dass seine Lungen wieder gefüllt wurden, so dass die Luft darin, voll von ihr, voll von ihrer Liebe, flimmerte.Und die Wut verebbte.
Ihn packte die Entschlossenheit. Die packte ihn so richtig am Gurgel.
Sodass er nicht mehr konnte. Er konnte ohne sie keinen weiteren Tag aufrecht gehen.AN//:
Ah, wie schön es wohl sein muss jemanden so unsterblich zu lieben wie Emile. Wie schön es wohl sein muss von jemandem so intensiv geliebt zu werden wie Celéste...-xoxo Rose
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Ein Stück Herz
Kısa HikayeEine Ansammlung emotionaler Buchstaben, die ich beschlossen habe in einem Werk zusammenzufassen, weil sie jeweils zu bedeutungslos sind für ein eigenes Buch aber erwähnenswert genug für ein paar eigene Seiten. Wilkommen in meinem Kopf. Hier findet i...