Kapitel 8

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Kapitel 8

Ramon

Das Schlachtfeld erstreckt sich vor mir, während die Toten von dicken Schneeflocken allmählich bedeckt werden. Ein Anblick, den viele erschüttert, erfüllt mich beinahe schon mit Stolz, wie jeder Schritt, den wir weiter ins Feuerreich vordringen. Es ist ein kleiner Sieg und doch nicht ganz ohne Bedeutung, denn unser Feind erlag erneut der Stärke des Luftreiches. Bald schon werden wir diesen Krieg gewonnen haben und wenn es soweit ist, wird das Feuerreich begreifen, dass niemand gegen unsere Krieger ankommt. Dann werden auch die letzten Stimmen, die an mir gezweifelt haben, schweigen.

Während ich an den Toten vorbeiziehe, versuche ich abzuschätzen, wie viele unserer Männer gefallen sind. Hauptsächlich wurden aber die Leben der Feuerkrieger beendet, was mir eigentlich Recht ist. Jeder Tod eines Feuerkriegers bedeutet ein Problem weniger. Heute scheinen mir viele Menschen mitgekämpft zu haben, die nicht dem Militär angehören. Wie sie auf die Idee kommen, als Jäger gegen erfahrene Krieger siegen zu können, bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht lässt ihr Feuer sie glauben, unbesiegbar zu sein. Nun, die Realität sieht anders aus.

Ein gequälter Schrei erklingt, als ich versehentlich auf eine Hand trete. Kurz wende ich dem Kerl am Boden einen kalten Blick zu, bevor ich ihn achtlos zurücklasse. Entweder erliegt er seinen Verletzungen oder erfriert. Teilweise sind Dämonen noch beschäftigt, die Toten nach Wertsachen abzusuchen. Brauchbares findet man in letzter Zeit jedoch nicht, aber wenn wir in das Dorf eindringen, sollte sich das ändern.

Am Rande des Schlachtfeldes entdecke ich Kilian, der zusammen mit einigen Dämonen unsere Geiseln bewacht. Es sind Bewohner des Dorfes, Gesichter, welche die Menschen dort kennen werden. Mit dieser Macht im Rücken werden sich die Dorfbewohner geschlagen geben, denn jede ist ein Leben, das sie retten könnten.

"Wie viele?", erkundige ich mich bei Kilian, als ich mich neben ihn stelle.

Die ängstlichen und verachtenden Blicke unserer Feinde richten sich auf mich, als könnten sie mein Handeln damit beeinflussen. Es überrascht mich, immer mehr Frauen unter den Kämpfenden zu entdecken, da das Militär des Feuerreiches Sache der Männer ist.

"17", antwortet er mir und versucht, die Verachtung in seiner Stimme zu unterdrücken.

"Töte die sieben Schwächsten", befehle ich ihm kalt und erwarte einen Widerspruch, der nicht kommt.

Am Rande der Gruppe lässt ein Feuerrekrut seinen ernsten Blick nicht von den Gefangenen weichen. Während er angriffsbereit den Bogen in der Hand hält, scheinen seine Gedanken an einem anderen Ort zu sein. Es war nicht meine Idee, fünf der Feuerrekruten mitzunehmen, aber dagegen gewehrt habe ich mich auch nicht.

"Was bekümmert dich?", erkundige ich mich beim Feuerrekrut. "Schuldgefühle? Mitleid?"

"Warum sollte man seinen Feinden Mitleid zeigen?", hinterfragt er meine Behauptung und ich beginne zu Grinsen.

"Du fängst langsam an, mir zu gefallen, Feuer."

"Oliver", erinnert er mich sofort.

"Alte Angewohnheit", meine ich, bevor ich mich wieder Kilian zuwende.

"Ich werde mit den Männern ins Dorf vordringen, du passt hier auf die Gefangenen auf."

"Hast du etwa Angst, dass dir ein Feuerrekrut in den Rücken fällt, wenn du ihn nicht beobachten lässt?", bemerkt Kilian spitz und wirft mir einen finsteren Blick zu.

"Diese Rekruten haben sich durch ihre Taten bewiesen", erkläre ich ihm mit einem giftigen Ton. "Eigentlich will ich nur dich aus dem Weg haben."



Die Elemente des Lebens - Flammen der RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt