Glücksbä(h)rchen ~ In aller Freundschaft -Die jungen Ärzte

Kapitel 1

Eine kühle Aprilnacht neigte sich langsam dem Ende zu und man konnte den Sonnenaufgang schon erahnen. Bald sollte ein sonniger Tag über London hereinbrechen, doch noch war es dunkel. Die Straßenlaternen tauchten die langsam erwachenden Straßen in orangenes Licht und erhellten den Leuten, die bereits auf dem Weg zur Arbeit waren, den Weg.

Langsam blinzelte Elias in die Dunkelheit, wovon er wach wurde, bis er plötzlich bemerkte, dass er nicht allein war. Sofort war er hellwach und schaute zögerlich nach unten und da sah er sie auf seiner nackten Brust liegen. Schlagartig traf ihn die Erinnerung des gestrigen Abends und ihm wurde bewusst was passiert war, denn sonst trug er immer ein T-Shirt zum Schlafen. Panik stieg in ihm auf und er ließ seinen Kopf verzweifelt zurück in die Kissen fallen. Das konnte nicht wahr sein, er musste träumen oder halluzinierte, aber das durfte nicht real sein. Schließlich war Elias verheiratet, ob nun Scheinehe oder nicht, das schlechte Gewissen plagte ihn trotzdem. Elias war einfach zu pflichtbewusst und wollte alles richtig machen, ohne dabei jemanden zu verletzen. Typisch! Immer muss mir sowas passieren, dachte er. Doch gleichzeitig konnte er nicht glauben, dass tatsächlich er es war dem das gerade passierte.

Allerdings plagte ihn dieses Gefühlschaos schon seit beinahe vier Wochen, als er für dieses Seminar zur Kardiologie nach London gekommen war und sich prompt in Sofia verguckte, die mit ihm das Seminar besuchte. Und natürlich wie es der Zufall so wollte, wohnten sie auch noch in derselben WG, wobei Sofia schon einige Monate dort lebte, weil sie ein Auslandssemester in England machte.

Im Hörsaal saßen sie nebeneinander und dabei stellte Elias schon fest, dass er Sofia sehr hübsch fand. Dazu war sie sehr freundlich und aufmerksam, sodass sie sofort bemerkt hatte, dass er nicht aus London kam, denn er hatte seinen Koffer noch bei sich. Somit kamen sie ins Gespräch, denn Sofia war ebenfalls aus Deutschland. Als sich dann noch herausstellte, wo Elias wohnen würde, war auch das letzte Eis gebrochen. Auf Anhieb waren sie sich sympathisch und schon am ersten Abend war Elias mit Sofia und ihren Freunden in einem Pub und auch da hatten sie sich äußerst gut verstanden. Darauf folgten vier Wochen, in denen auch sehr viel Zeit zu zweit verbrachten und sich immer näher kennenlernten.

Gemeinsames Kochen, Kinobesuche, Picknicks im Park, Sightseeing, Seminarbesuch, Filmabende und Barbesuche, sind nur ein paar Aktivitäten, die sie von nun an gemeinsam unternahmen. Dazu gehörten auch viele tiefgründigere Gespräche über ihre Ansichten auf verschiedene Dinge, wobei sie sich irgendwann auch ohne Worte verstanden. Schnell bemerkte Elias, dass er mehr als nur Freundschaft für Sofia empfand. Ganz besonders schlimm wurde es, wenn sie von irgendwelchen Kommilitonen angesprochen wurde, denn da wäre Elias am liebsten vor Eifersucht aus der Haut gefahren. Öfter ertappte er sich dabei, wie er sie beim Lesen beobachtete, wenn sie nur beieinandersaßen und jeder in Literatur versunken war. Aber auch nachts kam sie in seinen Träumen vor, sodass ihm klar war, dass er sich verliebt hatte.

Nun war der Abend vor Elias' Abreisetag gekommen und er sollte wieder nach Erfurt zurückkehren. Ein letztes Mal waren sie alle zusammen ausgegangen und hatten in einem Pub mit viel Bier und Musik Elias' Abschied gefeiert. Da passierte es endlich, vier Wochen hatte er sich insgeheim danach gesehnt. Leicht angetrunken und vollkommen in der Euphorie der Party hatte Elias Sofia geküsst und zu seiner Überraschung hatte sie den Kuss erwidert. Darauf folgten immer weitere Küsse und Berührungen, bis sie schließlich irgendwann in ihrer Wohnung ankamen und die Leidenschaft beide übermannte, sodass sie nicht anders konnten, als sich dieser hinzugeben und miteinander zu schlafen.

Bei dem Gedanken an die Dinge, die Elias in der vergangenen Nacht erlebt hatte, begann sein Herz noch schneller zu schlagen und ein Kribbeln weitete sich in seiner Unterleibgegend aus. Unwillkürlich musste er lächeln, denn neben dem schlechten Gewissen seiner Frau gegenüber, war er auch gleichzeitig der vermutlich glücklichste Mann ganz Englands, nein vermutlich der ganzen Welt. Denn er hielt die Frau seiner Träume in den Armen und hatte mit dieser auch eine unvergessliche Zeit verbracht.