Kapitel 7

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Unruhig und sichtlich nervös ging Elias in seinem Wohnzimmer auf und ab. Zuvor hatte er Ameena eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen, in der er sie bat, ihn zurückzurufen. Doch sofort danach hatte er es wieder bereut, denn er wusste nicht genau, wie er das alles seiner Frau beichten sollte. Klar, sie waren nicht wirklich miteinander verheiratet, doch trotzdem plagten ihn Gewissensbisse. Gleichzeitig sehnte er sich nach Sofia, die ihn jetzt in den Arm genommen hätte und gesagt hätte, es würde alles gut und dass sie eine Lösung finden würden. Zu gerne hätte er sie jetzt wieder bei sich, doch vermutlich hatte sie ihn schon wieder vergessen.

Es war unbegreiflich für Elias, warum so eine tolle Frau noch Single war und dann auch noch mit ihm etwas hatte. Sie war das Beste was ihm jemals passiert war und doch traute er sich nicht ihr zu schreiben oder sie anzurufen, weil er glaubte sie hätte sowieso kein besonderes Interesse an ihm. Sie war so klug, hübsch, aufgeschlossen und liebevoll, dabei auch sexy und selbstbewusst. Was sollte sie überhaupt mit solch einem naiven Tollpatsch wie ihm anfangen. Gewiss war das zwischen ihnen nur ein Abenteuer, denn was genau sollte sie schon an ihm mögen.

Eigentlich hatte ihm Sofia nie dieses Gefühl gegeben, dass sie ihn nur zum Spaß haben ausnutzen wollte, aber Elias machte sich immer so viele Gedanken, dass ein Problem produziert wurde, wo vorher keines gewesen ist. Er liebte sie seit ihrer ersten Begegnung, das wusste er sicher, doch er würde vermutlich nie erfahren, wie sie darüber dachte.

Um die Wartezeit ein wenig zu überbrücken, kochte sich Elias sein Abendessen und schaute sich dann während dem Essen einen Film an. Doch nachdem sich um halb zwölf noch immer keiner gemeldet hatte, ging er ins Bett. Schlafen konnte er jedoch nicht, denn immer wieder, wenn er versuchte einzuschlafen, drängte sich die Bilder von der Nacht mit Sofia in seine Gedanken. Jedes Mal aufs Neue musste er die Erregung, die ihn dabei überkam, mit anderen, unerotischen Gedanken verdrängen.

„Du hängst aber ziemlich durch Bärchen. Was hälts du davon erneut über deinen Schatten zu springen und sie anzurufen?", Ben legte seinem Freund, der in dem Aufenthaltsraum vor ihm stand, die Hand auf die Schulter.

„Ich kann nichts tun, ich muss immerzu an sie denken. Was ist, wenn sie überhaupt nichts von mir wissen will?", sagte Elias bedröppelt und blickte seinen Kumpel resignierend an.

„Du wirst es nie erfahren, wenn du nicht endlich mit ihr darüber sprichst.", sagte Ben und widmete sich erneut seinem Spint.

„Vermutlich hast du recht.", antwortete Elias seufzend.

Es waren ein paar Tage vergangen, seitdem Elias aus London zurückgekehrt war. Der Alltag hatte ihn sehr schnell wieder eingeholt, sodass sich seine Reise sehr weit entfernt anfühlte. Doch die Arbeit alleine konnte die Gedanken an Sofia nicht verdrängen. Leider wirkte sich das sehr stark auf seine Arbeitsqualität aus, denn Elias machte dumme Flüchtigkeitsfehler, die ihm eigentlich nicht mehr passieren sollten. Dafür kassierte er sehr viel Kritik von Herrn Dr. Moreau und auch Herr Dr. Ahrend wurde langsam grummelig. So entschied sich Elias am heutigen Abend dem Rat seines Freundes nachzugehen und Sofia anzurufen.

Nach dem Feierabendbier mit Ben, machte sich Elias auf den Weg nach Hause und saß schließlich eine Stunde lang vor seinem Handy, weil ihm einfach nicht die passenden Worte einfielen, die er Sofia sagen wollte. Dann erschreckte sich Elias furchtbar als sein Handy plötzlich zu klingeln begann. War das Telekinese? Doch als er draufschaute, atmete er erleichtert aus, denn es war lediglich seine Mutter, die ihm mitteilen wollte, dass Suse morgen wieder für ein paar Untersuchungen ins Krankenhaus kommen würde. Besorgt erkundigte sich Elias, weshalb dies notwendig sei, woraufhin seine Mutter ihm versicherte, es seien nur nachsorgliche Untersuchungen.

Als das Gespräch mit seiner Mutter beendet war, wählte Elias sofort Sofias Nummer, damit er sich nicht erneut drücken konnte, wenn er das Handy weglegte. Ohne, dass ein Freizeichen zu hören war, ging die Mailbox dran: „This is Sofia's mobile phone. I'm not available at this moment, but leave me a message, if you want.", sagte der Anrufbeantworter mit Sofias Stimme und das Piepen ertönte. Etwas enttäuscht legte Elias auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Das Handy war offensichtlich aus, dann sollte er es wohl später versuchen. Trotzig warf er sein Telefon aufs Sofa, lehnte sich erschlagen zurück und hob die Hände verzweifelt zum Gesicht und verbarg es.

Doch die Ruhe währte nur eine kurze Dauer, denn auf einmal klingelte es an der Haustür. Überrascht öffnete Elias die Tür und fand dort seine drei Kolleginnen vor. „Dürfen wir reinkommen?", fragte Julia vorsichtig. „Sicher.", Elias Stimme klang unsicher.

Die Drei traten ein und Vivi begann direkt ihren Besuch zu rechtfertigen: „Wir sind gekommen, weil wir mit dir reden wollten."

„Ja Bärchen, was ist los mit dir?", fügte Theresa hinzu. „Wir machen uns Sorgen.", endete Vivi. Elias bat die Frauen sich zu setzten und nahm gegenüber von ihnen, auf einem Sessel Platz.

„Ist mit Suse irgendetwas? Ich habe heute mitbekommen, dass sie wieder ins Krankenhaus muss.", Vivi klang sehr besorgt.

„Nein, Suse geht es gut. Das sind nur Nachsorgeuntersuchungen."

„Aber irgendetwas beschäftigt dich doch.", stellte Julia fest. „Jetzt sag schon, was ist los?", drängte Theresa.

Also erzählte Elias ihnen alles von Beginn an, wie er Sofia kennengelernt hatte, sich in sie verliebt hatte und dann mit ihr im Bett gelandet war. Die Reaktion darauf war erneutes Schweigen, die von Julia durchbrochen wurde.

„Sei mir nicht böse Elias, ich finde es schön, dass du so einen tollen Menschen kennengelernt hast. Aber ich hätte von dir am wenigsten erwartet, dass du so ein Mann bist, der solche einmaligen Abenteuer mitmacht."

„Also ich find das gut, dass er mal etwas ausprobiert und nicht immer nur panisch wegrennt.", tat Theresa ihre Meinung kund.

„Und Ameena?", fragt Vivi, ohne weiter zu den vorherigen Aussagen Stellung zu nehmen.

„Im Grunde ist es für mich ja kein einmaliges Ding, denn würde es nach mir gehen, würde ich gerne eine Beziehung mit ihr führen. Aber Ameena ist genau der Grund dafür, dass ich es nicht kann. Ameena weiß davon nichts, aber Sofia weiß auch nichts von ihr. Es ist alles so unglaublich kompliziert, weil ich in einem schrecklichen Gefühlschaos zwischen Unwissenheit, Verliebtheit und Pflichtgefühl stecke. Versteht ihr jetzt warum ich so neben mir stehe?", seine Stimme klang verzweifelt.

„Ja, ich glaube uns ist allen ein Licht aufgegangen.", antwortete Theresa.

„Aber wie du von Sofia sprichst, lässt sich wirklich sagen, dass du es ernst meinst."

„Und ich denke du solltest dir nicht so viele Gedanken darum machen, ob sie dich mag. Denn wie du sie beschrieben hast, glaube ich, dass wenn sie dich nicht mögen würde, sie wohl kaum mit dir geschlafen hätte.", versuchten Julia und Vivi, Elias etwas aufzumuntern.

„Warts doch einfach ab. Du bist noch nicht einmal eine Woche wieder hier und veranstaltest so ein Drama.", sagte Theresa mit ihrem schnippischen Unterton, der ihnen allen bekannt war.

„Ich weiß, ihr habt ja vermutlich alle recht. Aber erfahren werde ich es wohl nie, denn angerufen habe ich vorhin schon. Da ist aber nur die Mailbox drangegangen."

„Keine Panik. Dann versuchst du es morgen einfach noch einmal." Damit verabschiedeten sich die Mädchen wieder von Elias und ließen ihn in seiner Wohnung zurück.

Glücksbä(h)rchen  ~ In aller Freundschaft -Die jungen ÄrzteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt