Kapitel 5

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Das kühle Wasser tut gut, dachte Elias, als er sich am nächsten Morgen zwei volle Hände davon ins Gesicht klatschte. Der darauffolgende Blick in den Spiegel verriet, dass die Nacht ziemlich kurz gewesen sein musste, denn die Ringe unter Elias Augen waren relativ dunkel und tief. Doch ihm blieb nichts anderes übrig, denn er wurde auf der Arbeit erwartet und so machte er sich direkt nach dem Frühstück auf den Weg in die Klinik.

„Na endlich Bähr. Wir dachten schon Sie kehren nie mehr zu uns zurück.", wurde Elias schnippisch von Dr. Moreau, bei seiner Ankunft, begrüßt. Am liebsten wäre ich auch dortgeblieben, dachte Elias sich, doch sagte stattdessen: „Es freut mich auch Sie wieder zu sehen, Dr. Moreau." „Ja ja, Schluss mit dem Gesülze. Nichts wie ab umziehen und dann Visite." Fantastisch, dachte Elias, ich bin noch keine drei Minuten hier und werde direkt wieder vollständig eingespannt.

„Jetzt lassen Sie Herrn Bähr doch erstmal richtig ankommen." Frau Professor Patzelt kam den Gang entlang und strahlte Elias an. „Schön, dass Sie wieder da sind.", sagte sie ruhig, wie immer und schüttelte ihm die Hand, als sie bei ihm ankam.

„Ich freue mich auch wieder hier zu sein.", log Elias ein wenig. „Sie müssen mir unbedingt von dem Seminar berichten." „Das mache ich gerne. Es waren sehr interessante Ansätze dabei.", antwortete Elias und beide setzten sich in Bewegung, während Elias ein wenig von seinem Aufenthalt in London erzählte.

Vor dem Aufenthaltsraum angekommen verabschiedeten sie sich voneinander und jeder ging seinen eigenen Weg. Als Elias den Raum betrat, traf er auf Vivi und Julia.

„Morgen.", brummte er und die beiden Frauen begrüßten ihn ebenfalls. „Na gut geschlafen? Deinen Augenringen nach zu urteilen, muss es gestern ja noch reichlich spät geworden sein.", witzelte Vivi. „Ach hör mir auf.", widersprach Elias und zog sich seine Jacke aus.

Die beiden Frauen lächelten sich verschmitzt an und Julia wollte auch gerade eine stichelnde Bemerkung abgeben, als bei ihnen beiden das Handy in der Tasche piepte. „Ahrend. Notaufnahme.", sagte Julia stattdessen und bedeutete Vivi, dass sie gehen mussten. „Viel Erfolg.", verabschiedete Elias die beiden.

Schnell zog er sich seine Arbeitskleidung an und zog gerade den Kittel über als Moreau die Tür aufriss. „Sind Sie endlich fertig, Bähr? Die Patienten behandeln sich nicht von allein, auch wenn Sie es sich wünschen.", tobte er.

Einige Patienten später und beinahe mit den Nerven am Ende, trat Elias zu Theresa, die am Counter saß. „Na Bärchen, der Alltag holt einen schneller ein als es einem lieb ist, stimmts?", stichelte sie. „Ja, und dieser Alltag heißt Moreau. Er tut beinahe so als müsste ich die vergangenen vier Wochen innerhalb des heutigen Tages wieder aufholen. Fünf Patienten auf Station und zwei OPs und das nur am Vormittag. Wie soll das denn nur heute Nachmittag werden.", schüttelte Elias resignierend den Kopf.

„Oh na du siehst ja auch nicht viel besser aus.", fügte Theresa an Ben gewandt, der ebenfalls zum Counter kam, hinzu. Er trug einen Haufen Akten bei sich, die er hörbar auf den Tresen fallen ließ. „Du kannst mir gerne helfen.", antwortete Ben schnippisch. „Ich muss das alles bis morgen aufgearbeitet haben."

Doch bevor irgendjemand irgendetwas sagen konnte, piepten die Handys in den Taschen der Assistenzärzte. „Moreau." „Lindner." „Patzelt.", sagte jeder nach einander und sie verschwanden in verschiedene Richtungen.

Als Elias im OP 1 ankam, wusch Dr. Moreau sich gerade die Hände. „Mittelhandbruch. Sie assistieren.", sagte er nur kurz und bedeutete Elias damit, dass er sich vorbereiten sollte.

Schließlich standen sie gemeinsam am OP-Tisch und Moreau fragte Elias nach dem weiteren Vorgehen, was Elias ihm richtig beantwortete und damit die Erlaubnis bekam den Eingriff zu beginnen. Alles verlief nach Plan, bis Elias ein kleiner Fehler unterlief und er eine Ader in der Hand verletzte, sodass alles voller Blut war.

„Bähr! Sie sind so ungeschickt. Wieso glaube ich eigentlich jedes Mal aufs Neue, dass sie es nicht vermasseln. Saugen! Schneller, oder wollen sie direkt einen Todesfall dokumentieren, an ihrem ersten Tag wieder hier.", zeterte Moreau und Elias begann hektischer zu werden, sodass ihm ein Instrument zu Boden fiel und Moreau noch wütender wurde.

Als Elias kurz nach Feierabend vor das Johannes-Thal-Klinikum trat, war er unendlich erleichtert, dass dieser Tag doch sein Ende gefunden hatte. Begleitet von Julia und Vivi machte er sich auf den Heimweg, doch endschied sich kurzer Hand noch seinen Eltern einen Besuch abzustatten. Damit verabschiedete sich an der Kreuzung, die zu seinem Elternhaus führte, von den beiden Mädels und stapfte weiter. Es hatte bereits angefangen zu dämmern und frischer war es auch geworden, denn als er die Klingel betätigte, merkte er, wie kalt seine Finger geworden waren.

Gabi Bähr schloss ihren Sohn ganz fest in die Arme, als sie die Tür geöffnet hatte und er davorstand. Sofort wurde er ins Innere des Hauses befördert und mit einem glücklichen Ausruf, ihrem Mann den Besuch ankündigte. „Heinz, du wirst nicht glauben, wer hier ist." Schon hatte seine Mutter ihn ins Wohnzimmer geschoben und sein Vater blickte ihn verblüfft an, woraufhin dieser ihm schnell die Hand gab. „Mein Sohn, schön, dass du wieder da bist."

„Ich hol Suse.", fügte die Mutter schnell hinzu und eilte die Treppe ins obere Stockwerk hinauf. Nur einige Sekunden später war sie auch schon wieder zurück mit Elias' Schwester im Schlepptau. „Hallo Elias.", sprach Suse mit monotoner Stimme. „Hallo Suse, wie geht's dir?", erkundigt Elias sich sofort, wobei ihn ein Anflug von Schuldgefühlen überkam. „Frau Prof. Patzelt sagt, es ist alles so wie es sein muss.", antwortete seine Schwester. „Das freut mich zu hören.", antwortete Elias.

„Du hast doch sicher Hunger.", mischte sich die Mutter ein und Elias nickte. Daraufhin bereitete sie das Abendessen für die Familie vor und Elias verbrachte den gesamten Abend bei seinen Eltern und seiner Schwester.


Glücksbä(h)rchen  ~ In aller Freundschaft -Die jungen ÄrzteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt