Kapitel 8

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Die Dunkelheit war schon länger über Deutschland hereingebrochen, als Sofias Flugzeug aus London am Flughafen Erfurt-Weimar landete. Ihr Flug hatte ungefähr anderthalb Stunden gedauert, dennoch war es schon ziemlich spät als Sofia aus dem Terminal zum Taxistand kam. „Einmal zum Mercure Hotel, bitte.", sagte sie zu dem Taxifahrer, als sie in ein leeres Taxi stieg und ihren kleinen Rollkoffer neben sich legte. Nur etwa fünfzehn Minuten später war sie da und bezahlte die Fahrt. Im Hotel checkte sie noch ein und wurde auf ihr Zimmer gebracht, wo sie sich direkt schlafen legte.

Am nächsten Morgen machte sie sich zu Recht und frühstückte im Speisesaal des Hotels. Dann schnappte sie sich ihre Tasche und startete das Navigationssystem in Richtung Johannes-Thal-Klinikum. Denn so wie sie Elias kannte arbeitete dieser sicher auch an einem Samstag. Als ihr die Route angezeigt wurde, überrollte sie Unsicherheit, denn sie hatte erst in diesem Moment begriffen, was genau sie hier tat. Es war so unrealistisch, so verwirrend und seltsam, denn Sofia hatte bis hier her nur auf ihr Bauchgefühl gehört und ihren Verstand ausgestellt. Dieser meldete sich nun und versuchte ihr diese Aktion auszureden, doch was hatte sie schon zu verlieren, schließlich war sie schon hier, also konnte sie den Sprung ins kalte Wasser auch wagen.

Das Wetter war herrlich, die Sonne schien und der Himmel war wolkenlos, sodass Sofia zu Fuß zum Krankenhaus lief. Nach beinahe einer Stunde stand sie endlich vor den Glastüren des Krankenhauses. Bevor sie reinging, atmete sie noch einmal tief ein, denn nun gab es kein Zurück mehr. Sie würde Elias heute wiedersehen und ihm ihre Gefühle gestehen, das war sicher. Doch trotzdem stieg Nervosität in ihr auf. Was wenn er sich überhaupt nicht freute sie wiederzusehen, geschweige denn ihre Gefühle erwiderte. Aber ohne, dass sie es versuchte, würde sie es nie herausbekommen.

Die Türen öffneten sich automatisch, als Sofia auf diese zuging und so trat sie in den Empfangsbereich, der scheinbar auch gleichzeitig die Cafeteria war, ein. Etwas zögerlich ging sie auf einen Tresen zu, der einem Anmeldungsschalter ähnelte. Plötzlich ertönte ein verzweifelter Schrei nach Hilfe, der Sofia herumfahren lies.

Ein junger Mann trug eine junge Frau in den Armen ins Innere des Krankenhauses. Die Frau war bewusstlos und hatte eine blutende Wunde am Kopf. „Schnell! Bitte! Meine Freundin! Hilfe!", stammelte der Junge. Ohne groß darüber nachzudenken, lief Sofia schnell zu ihm und wies die Pfleger, die zur Hilfe kamen, an, eine Trage zu holen und sofort einem Arzt Bescheid zu geben. Während die Pfleger taten wie ihnen geheißen, half Sofia dem Junge, seine Freundin festzuhalten. Als die Trage herangerollt war, legten sie das Mädchen darauf ab. Sofia spürte nach dem Puls und hielt ihr Ohr über den Mund um festzustellen, ob sie noch atmete. Es war kein Puls und auch kein Atem zu spüren. Sie lies die Trage etwas hinunterfahren, öffnete Jacke, schnitt mit einer Schere, die ihr eine Schwester reichte, die restliche Kleidung auf, um die Brust freizulegen. Nachdem auch die letzte Schicht Kleidung entfernt war, begann Sofia mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Währenddessen versorgten die Schwestern die Wunde am Kopf und Andere kümmerten sich um den jungen Mann, der vollkommen blass geworden war und drohte ebenfalls das Bewusstsein zu verlieren. Einige Minuten waren bereits vergangen als ein dunkelhaariger Arzt mit einer blonden Ärztin zum Ort des Geschehens gelangten.

„Was ist passiert?", fragte der Arzt.

„Der junge Herr dort drüben hat seine Freundin hier reingetragen. Platzwunde am Kopf und Herzstillstand. Bei Ankunft direkte Versorgung der Wunde sowie kardiopulmonale Reanimation.", antwortete Sofia ein wenig außer Atem, da sie weiterhin Druck auf den Brustkorb des Mädchens ausübte. Der Mann blickte sie abschätzend an und wirkte überrascht. Doch schnell besann er sich wieder.

„Defi und Herzmonitor!", wies der Arzt die Pfleger an, die nur einige Sekunden später die Maschinen herbeiholten.

„Laden auf 150. Und weg!", der Dunkelhaarige hatte die beiden Pads des Defibrillators auf die Brust der jungen Frau gedrückt und es gab ein surrendes Geräusch, gefolgt von einem Schock. Alle wichen ab von den Beiden. Sofia wandte sich schnaufend, denn die Herz-Lungen-Wiederbelebung hatte sie viel Kraft gekostet, dem Monitor zu und überwachte die Herztöne, die durch eine Klammer am Finger der Frau gemessen wurden.

Glücksbä(h)rchen  ~ In aller Freundschaft -Die jungen ÄrzteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt