Die darauffolgenden Schulstunden vergingen so langsam, dass es Harry schon fast vorkam, als würde die Zeit rückwärts laufen. Er versuchte sich immer und immer wieder auf den Unterrichtsstoff zu konzentrieren, doch die Professoren schienen an diesem Tag extra langsam und leise zu reden, sodass Harry immer schläfriger wurde. Es war einfach nicht mehr wie vor dem Krieg. Die Lehrer waren andere und schienen die Tatsache, dass jeder einzelne im Klassenzimmer ein Trauma mit sich trug, völlig zu ignorieren. Aus diesem Grund unterrichteten sie ganz normal und rasselten den Stoff runter, während Harry allmählich zornig wurde. Es störte ihn, dass keiner über den Krieg sprach, obwohl er selbst ja auch nicht über den Krieg reden wollte.
Seine Haltung nahm er von einem Klassenzimmer ins andere mit; er hatte einen Arm auf den Tisch gelegt, während er den anderen dazu nutzte, sein Kinn abzustützen. Er starrte einfach ins Leere.
Als der Unterricht endlich durch einen lauten Gong beendet wurde, verließen Harry, Hermine und Ron wie auf der Flucht das Klassenzimmer und liefen zum Gryffindorturm.
»Ich dachte schon, der alte Binns hört niemals auf zu reden«, sagte Ron und ließ sich theatralisch auf ein kleines Sofa im Gemeinschaftsraum fallen.
»Mach mal Platz, Ron.« Hermine schob seine Beine zur Seite und ließ sich neben ihm nieder.
Harry schmunzelte und ging in den Jungenschlafsaal, um seine Büchertasche abzulegen. Ohne Umschweife lief er die Treppe wieder nach unten und fand seine beiden Freunde nun knutschend auf, woraufhin er noch breiter grinsen musste.
»Na gut, dann geh ich halt alleine zum Essen«, sagte er, als er an den beiden vorbeiging.
Ron löste sich abrupt von Hermine und sah ihn an. »Essen? Hast du Essen gesagt?«
Schon als Harry halb durch das Portätloch gestiegen war, konnten Ron und Hermine noch sein Lachen hören.
Harry hatte beschlossen, ab jetzt einfach nicht mehr an all das Schreckliche zu denken, sondern die schönen Momente mit seinen Freunden zu genießen. Wenn er nächstes Jahr das Eingangsportal des imposanten Schlosses hinter sich ließ, würde sich alles verändern - einfach alles. Also musste er die Zeit, die ihm noch blieb, bis er seine Zukunft in Angriff nahm, ausnutzen. Eigenartiger Weise sah er nie Ginny, wenn er an seine Zukunft dachte. Nun, er sah sie schon irgendwie, aber nicht als Ehefrau oder Mutter seiner Kinder. Und wenn man vom Teufel sprach (naja, eher an ihn dachte)...
»Hey, Leute, wie geht's?«, fragte Ginny, die gerade zu ihnen gestoßen war.
»Gut, Ginny. Ähm... könnten wir mal reden? -Unter vier Augen«, fügte er hinzu, als Ginny keine Anstalten machte, sich von Hermine und Ron, die Harry nachgelaufen und sich ihm angeschlossen hatten, zu entfernen.
»Na schön«, meinte Ginny achselzuckend, doch ihre Stimme klang ein wenig nervös.
Harry zog sie an der Hand in eine kleine Nische, in der sie vor den Blicken der anderen verborgen waren.
»Was gibt's denn, Harry?«
»Wirmünberunsren«, presste Harry hastig hervor, dem die Situation nicht besonders behagte. Er hatte gar nicht vorgehabt, so schnell mit Ginny Schluss zu machen, aber was sollte er tun? Ihr falsche Hoffnungen machen, bis er ihr am Ende das Herz brach?
Ginny starrte ihn an, als hätte er gesagt, er habe Gefühle für McGonagall; irgendwie geschockt, aber auch ziemlich verwirrt.
»Bitte?«
Harry atmete einmal tief durch, bevor er langsam und ruhig weitersprach.
»Wir müssen mal über uns reden, Ginny. Über uns beide und...« an dieser Stelle machte er eine ausladende Handbewegung. »wie es mit uns weitergeht.«
Ginny war offenbar ein Licht aufgegangen, denn nun schlug sie sich eine Hand vor den Mund und sah ihn traurig an.
Harry versuchte so gut es ging darüber hinwegzusehen und sprach weiter.
»Ich habe das Gefühl, dass es nicht mehr so gut zwischen uns läuft...«
Ginny schüttelte heftig den Kopf, sagte jedoch nichts.
»Und ich glaube nicht, dass es Sinn macht, uns eine weitere Chance zu geben. Ich habe dich geliebt und deswegen glaube ich auch zu wissen, wie sich das anfühlt, und jetzt fühlt es sich einfach nicht mehr so an. So gar nicht. Vielleicht... na du weißt schon. Vielleicht sollten wir besser unsere Beziehung beenden.«
»Machst du wirklich Schluss mit mir?«, fragte sie traurig.
Harry senkte den Blick und nickte dann.
»Wir haben beide einen Krieg überlebt. Ich war seit dem zweiten Schuljahr in dich verliebt und dann waren wir zusammen und dann warst du tot und dann warst du's doch nicht und jetzt machst du Schluss mit mir?« Ihre Stimme war mit jedem Wort lauter geworden.
»Nun... ja.«
»Na schön. Na schön, Harry Potter. Ich hoffe, du wirst glücklich - mit wem auch immer. Das meine ich ehrlich und ich bin dir dankbar, dass du es mir gesagt hast.« Sie klang wirklich aufrichtig, aber irgendwie glaubte er es ihr trotzdem nicht.
»Wir bleiben aber Freunde, ja, Ginny?«, fragte Harry verlegen, weil er das Gefühl hatte, noch etwas sagen zu müssen.
»Natürlich.« In ihrer Stimme schwang ein Hauch von Sarkasmus, den Harry allerdings nicht hörte.
»Gut, dann geh ich mal zu den anderen.«
Und ohne ein weiteres Wort von Ginny abzuwarten, ging er davon.
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Drarry // I won't let go
FanfictionHarry Potter entschloss sich nach der Schlacht von Hogwarts gegen den größten dunklen Zauberer, den die Welt je gesehen hatte - Lord Voldemort - nach Hogwarts zurückzukehren und dort sein siebtes und letztes Schuljahr zu beenden, bevor er seinen Ber...