Hey, guys! Nur so als Warnung, das Kapitel wird vielleicht etwas düsterer. Wer also Schwierigkeiten hat mit der Erwähnung von Selbstverletzung, Suizid etc., der sollte jetzt vielleicht überspringen.
»Hör auf. Hör auf! Ich hab gesagt, du sollst aufhören!« Draco lief in seinem Zimmer auf und ab und rieb sich den schmerzenden Kopf.
»Ich werde aufhören«, zischte die Stimme in Draco's Ohr. Oh diese Stimme. Das Blut in Draco's Adern gefror zu Eis, wann immer er diese Stimme hörte. Diese schlangengleiche, zischelnde Stimme. »Ich werde aufhören, sobald du begriffen hast, dass keiner auf dieser Erde dich braucht, Draco. Keiner will dich. Keiner liebt dich. Denkst du wirklich der Potter Junge würde einen Feigling wie dich mögen? Natürlich tut er das nicht, du törichter Junge.« Voldemort hatte definitiv seinen Spaß, wenn er Draco das Gefühl gab, ein Nichts zu sein.
Die Sache war nur die, das der dunkle Lord eben gar nicht wirklich da war. Draco wusste das... aber die Stimme klang so real.
»Verpiss dich«, flüsterte Draco. Tränen stiegen ihm in die Augen. »Verpiss dich! Er hat doch gesagt, dass er mich liebt.« Wütend wischte er die Tränen fort. Kalter Schweiß klebte ihm die unordentlichen Haare an die Stirn, doch das war ihm egal.
»Und du glaubst wirklich, dass er es tut, nicht wahr? So ein dummer, dummer Junge. Wie gut, dass deine Eltern tot sind und nicht sehen müssen, was für eine Schande ihr Sohn ist. Siehst du es nicht auch so, Draco?« Voldemort's hohe, zischende Stimme lachte ekelerregend in Draco's Ohr. »Und wenn du dir so sicher bist, dass der Junge dich liebt, warum hast du ihm dann gesagt, dass er gehen soll?«
Ja, warum hatte Draco gesagt, dass Harry gehen sollte? Warum hatte er die Person weggeschickt, die ihm inzwischen mehr bedeutet als jeder andere? Warum hatte er ihn von sich gestoßen wie er jeden von sich stieß, der ihm möglicherweise das Herz brechen konnte? Harry würde ihm nicht das Herz brechen. Harry selbst wurde viel zu oft das Herz gebrochen, als dass er dasselbe jemand anderem hätte antun können. Aber warum dann?
»Oh komm schon, Draco. Wir wissen beide ganz genau, warum du es getan hast. Wir wissen doch beide ganz genau, dass du es nicht verdient hast, geliebt zu werden, ist es nicht so? Glaubst du, du hättest es verdient, geliebt zu werden? Nein. Du hast genau das hier verdient. Die Einsamkeit und die Gewissheit, dass dich niemand will. Weißt du, was dein Vater über dich gesagt hat? Er hat gesagt, du wärst peinlich. Dass du ihn enttäuscht hättest und eine Schande seist.« Voldemort's Stimme lachte nun lauter und noch viel gehässiger als zuvor.
Doch bei Draco riss allmählich der Geduldsfaden. »Das ist nicht wahr«, würgte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. »Das - ist - nicht - wahr!« Seine Stimme schwoll an und das letzte Wort schrie er schon fast. »Meine Eltern haben mich geliebt. Anders als deine! Deine haben dich verlassen. Du hast nie erfahren, was Liebe ist.« Draco gefiel es, dass er die Oberhand zu gewinnen schien.
»Und das glaubst du wirklich, nicht wahr?«, lachte Voldemort. Draco konnte eine kleine Spur Wut in seiner Stimme ausmachen, aber der Rest war bloßer Spott und Hass. »Ich kann in dein Innerstes sehen, Draco Malfoy. Ich bin dein Innerstes. Ich bin die Gedanken, die dein jämmerliches Herz sich nicht traut, dir zu offenbaren. Ich weiß, dass du weißt, ich habe Recht. Ich weiß, dass du nicht mehr sein willst, Draco. Und das geht allen anderen genauso. Keinen würde es stören, wenn du weg wärst. Keiner -« Voldemort hatte sich in Rage geredet und wollte Draco noch mehr verschmähen, doch Draco übertönte seine Stimme, indem er mit den Fäusten auf den großen, alten Wandspiegel einschlug.
Das Glas brach und seine Fingerknöchel bluteten. Ein Splitter steckte in seinem Schuh und kratzte mit einer Spitze an Draco's Fuß. Seine silbernen Augen ließen den Blick über die scharfen Kanten schweifen. Ein Schnitt, und es wäre vorbei. Ein Schnitt, und der dunkle Lord würde ihn nicht mehr zu Tode quälen mit seinen Sticheleien und der zischenden Stimme, die Draco's Herzschlag aussetzen ließ. Ein Schnitt, und er wäre frei. Ein Schnitt, und er würde niemanden mehr mit seiner Anwesenheit belästigen. Nur ein einziger Schnitt. Es brauchte nur einen Schnitt.
Wie in Trance zog Draco den Splitter mit tauben Fingern aus dem Schuh. Er fuhr mit dem Zeigefinger über die Kante, spielte mit dem Druck, den er auf seine Fingerkuppe ausübte. Er musste nur eine kleines bisschen drücken und Blut quoll aus einem winzigen Schnitt in seiner blassen Haut.
»Wir wissen beide, dass du es willst, Draco. Tu es. Tu es und ich werde nie wieder zu dir sprechen. Tu es und all deine Probleme sind gelöst«, zischte Voldemort.
»Versprichst du es mir? Versprichst du mir, dass du fort sein wirst? Du wirst nie wieder zu mir sprechen?«, fragte Draco. Seine Stimme wurde von Tränen gedämpft und klang viel tiefer und rauer als sonst. Draco legte die Scherbe auf seinem Schreibtisch ab, krempelte den linken Ärmel seines Hemdes hoch und entblößte sein dunkles Mal, das seine Loyalität zum dunklen Lord zeigte. Wie er den Anblick dieses Schandflecks auf seiner ansonsten makellosen Haut hasste.
Draco nahm die Scherbe wieder in die Hand und legte die schärfste Kante an seine weiche Haut, direkt über den bläulich schimmernden Adern, die unter seiner hellen Haut überdeutlich sichtbar waren. »Versprichst du es?«, fragte er erneut und hörte ein hohes, abfälliges Lachen in seinem Kopf.
»Ich verspreche es, Draco. Und jetzt - tu es.«
Draco presste die Lider zusammen. Heiße Tränen rannen über seine kalten Wangen. All sein Blut schien in die Ader gerauscht zu sein, die er in wenigen Sekunden aufschneiden würde. Sein ganzer Körper zitterte, abgesehen von seiner rechten Hand, die die Scherbe eisern festhielt. Kein Muskel rührte sich in dieser Hand. Draco ließ die Augen geschlossen, fuhr mit der Zunge über die trockenen Lippen und rief sich jeden Moment, den er mit Harry verbracht hatte, ins Gedächtnis; er spürte die Wärme von Harry's Körper an seinem, wenn sie eng aneinander geschmiegt in Draco's Bett geschlafen hatten, sah das Smaragdgrün von Harry's Augen, die ihn anstrahlten, spürte Harry's Nähe, als sich ihre Lippen berührten und schließlich hörte er Harry's Stimme, die ihm sagte, dass er ihn liebte.
Draco biss die Zähne fest zusammen, um nicht laut zu schluchzen und schließlich drückte er die Scherbe auf seine Haut.
Die Kanten waren so scharf, dass Draco es nicht einmal merkte, als sie in seine Haut eindrangen, doch er spürte die Wärme und die Klebrigkeit des frischen Blutes, das ihm über den Unterarm lief. Hätte er Harry doch bloß nicht gesagt, er solle gehen. Hätte er das Ich liebe dich einfach erwidert und Harry geküsst, würde er jetzt nicht auf die Knie sinken, mehr Druck auf die Klinge ausüben und den ekelhaften, kupferartigen Geruch seines eigenen Blutes auf seiner Zunge schmecken.
Die Augenlider noch immer fest aufeinander pressend schluchzte er und würgte Harry's Namen hervor, doch nur ein Krächzen entwich seiner Kehle. Der Schmerz schoss ihm in Wellen durch den Arm hinauf in den Kopf, doch Draco ignorierte es. Er zog die Scherbe aus seiner Haut und öffnete die Augen. Von dem Glas tropfte das Blut, doch Draco konnte trotzdem sein tränennasses Gesicht in dem Spiegel erkennen. Draco blickte auf seinen Unterarm, das Blut quoll aus einem tiefen Schnitt, doch das einzige, das Draco wirklich wahrnahm, war der hässliche Anblick des dunklen Mals, das sich nun unnatürlich stark von seiner Haut abhob, die noch weißer war als sonst. Er hob die Klinge und zog sie quer über das scheußliche Abbild des Totenkopfs, dem die Schlange aus dem Mund kroch.
Der Schmerz schoss ihm wie Feuer durch den Körper. Nicht einmal, wenn Voldemort ihm den Cruciatusfluch auf den Hals gehetzt hatte, hatte Draco jemals solche Schmerzen verspürt.Er schrie auf. Schrie Harry's Namen, doch niemand kam ihm zu Hilfe. 'Natürlich würde niemand kommen', dachte Draco. 'Niemand will mich. Niemand braucht mich.'
Draco legte die Scherbe erneut auf das schwarze Tattoo und ritzte noch tiefer und mit noch mehr Druck in seine Haut. Der Schmerz betäubte all seine Gedanken. Sein Kopf wurde leicht und nach drei weiteren Schnitten spürte er kaum mehr Schmerzen. Nach vier weiteren Schnitten lächelte Draco leicht, dachte an seine Eltern und Harry. Und schließlich, nach drei weiteren Schnitten wurde es um ihn herum schwarz.
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Drarry // I won't let go
FanfictionHarry Potter entschloss sich nach der Schlacht von Hogwarts gegen den größten dunklen Zauberer, den die Welt je gesehen hatte - Lord Voldemort - nach Hogwarts zurückzukehren und dort sein siebtes und letztes Schuljahr zu beenden, bevor er seinen Ber...