Harry rannte, stolperte über eine Baumwurzel, die aus dem unebenen Waldboden ragte und stürzte mit dem Gesicht voran in den Dreck. Mühsam rappelte er sich auf, doch ehe er sich vollständig aufrichten konnte, drückte ihn ein erbarmungsloser Fuß wieder nach unten. Harry konnte etwas in seinem Rückgrat knacken hören, achtete aber nicht weiter darauf. Viel schrecklicher war die Kälte, die ihm nun die Arme hochkroch und alles Glück aus der Luft zu saugen schien. Harry wagte es kaum, die Augen zu öffnen. Dennoch wollte er wissen, was ihn da so unbarmherzig auf den feuchten Waldboden drückte. Er öffnete die Augen einen winzigen Spalt breit und sah einen schwarzen Mantel, der in Fetzen hing und wenige Millimeter über dem Boden schwebte. Eindeutig ein Dementor, aber Harry hatte noch nie erlebt, dass diese gesichtslosen Wesen jemanden zu Boden drückten.
»So sehen wir uns wieder. Harry Potter; der Junge, der lebte«, raunte ihm eine zischelnde Stimme zu. »Steh auf und zieh deinen Zauberstab, Harry.«
Unverkennbar Voldemorts Stimme. Aber das war nicht möglich, denn Voldemort war tot. Er existierte nur noch als grausige Erinnerung. »Du bist nicht echt«, presste Harry hervor. Voldemort drückte ihn so fest auf den Boden, dass Harry kaum Luft bekam.
»Ich bin nicht echt?« Voldemort ließ ein kaltes, freudloses Lachen hören. »Und ist das auch nicht echt, Harry Potter? Crucio.«
Harry krümmte sich auf dem Boden, wand sich wie eine Schlange, doch der Schmerz, der durch seinen ganzen Körper fuhr, ließ nicht nach. Harry keuchte, presste die Zähne zusammen und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Er würde sich nicht die Blöße geben und jetzt schreien oder weinen oder gar um Erbarmen flehen. Voldemort schien wütend über Harrys ausbleibende Schmerzensschreie und schien die Kraft des Fluches noch zu verstärken. Nie zuvor hatte Harry solche Schmerzen gespürt. Zu Harrys Entsetzen schwebte der Dementor nun direkt über seinem Gesicht. Harry konnte den verwesenden Geruch des Todes riechen, der von dem scheußlichen Wesen ausging. Und eben dieses Wesen beugte sich nun noch weiter zu ihm hinunter, umfasste seine Kehle mit einer toten, skelettartigen Hand und Harry schrie aus Leibeskräften.
»Harry? Harry?! Verdammt, Potter!« Harry hörte eine Stimme seinen Namen rufen und ein kurzer Hoffnungsschimmer flammte in ihm auf, dass ihm jemand zu Hilfe kommen würde. Schlagartig riss er die Augen weit auf, als ihn eine schallende Ohrfeige im Gesicht traf.
Ruckartig fuhr er im Bett hoch. Ein furchtbarer Schrei hallte im Zimmer nach. Harry wischte sich das schweißnasse Haar aus dem Gesicht und ließ seinen Blick im Raum umherwandern. Als er nach links schaute, sah er nur wenige Zentimeter vor sich das entsetzte Gesicht Draco Malfoys. Seine Augen waren ganz groß und seine Hand zitterte, als er sich damit durchs Haar fuhr.
Es war nur ein Traum. Alles war nur ein Traum, dachte Harry erleichtert und ließ sich an Draco's Brust sinken. Dieser schlang die Arme fest um Harrys Körper und legte das Kinn auf Harrys schwarzen Haarschopf. Keiner sagte ein Wort. Beide starrten sie in die Dunkelheit und beruhigten ihren hektischen Atem. Nach einer gefühlten Ewigkeit schob Draco Harry ein Stück von sich. Harry schaute ihm in die sturmgrauen Augen und wartete ab.
»Was- was hast du geträumt?«, fragte Draco zögernd und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
»Ich hab von Voldemort geträumt«, antwortete Harry prompt. Draco zuckte bei dem Namen kurz zusammen und starrte in die Dunkelheit, des sanft gegen das Fenster schwappenden Wassers. »'tschuldigung. Also ich hab von Du-weißt-schon-wem geträumt. Von ihm und einem Dementor. Vol- ich meine Du-weißt-schon-wer hat den Cruciatus- Fluch bei mir benutzt und der Dementor wollte mich küssen.«
»Was für ein netter Traum«, meinte Draco mit vor Sarkasmus triefender Stimme und fuhr sich erneut durchs Haar. »Ich dachte, du würdest sterben«, murmelte er leise und senkte den Blick.
Ein Kloß bildete sich in Harrys Kehle. Zögerlich legte er Draco eine Hand an die kühle Wange und zwang ihn, Harry in die Augen zu sehen. »Ich bin nicht tot. Es war nur ein Alptraum und wir werden jetzt bei einfach wieder schlafen.«
Draco öffnete die Lippen, aber aus seiner Kehle drang kein Laut. Stattdessen nickte er nur. Harry war es viel zu heiß in seinem Pyjama und ohne Umschweife zog er sich das T- Shirt über den Kopf. »Das macht dir doch nichts aus?«, fragte er Draco, der ihn mit offenem Mund anstarrte und nun den Kopf schüttelte. »Na dann.« Er warf das T- Shirt lässig auf einen Stuhl, auf dem auch schon der Unsichtbarkeitsumhang lag. Dann legte er sich auf die Seite, die Hand unter dem Ohr und starrte an die Wand gegenüber.
Draco schmiegte sich eng an Harry Körper und schlang ein Bein um seine Körpermitte. Das Gesicht vergrub er in Harrys Haar. Wenn sein Vater ihn jetzt so sähe... Draco unterdrückte ein Grinsen und schloss die Augen.
»Gute Nacht, Draco.«
»Gute Nacht. Harry.«
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Drarry // I won't let go
FanfictionHarry Potter entschloss sich nach der Schlacht von Hogwarts gegen den größten dunklen Zauberer, den die Welt je gesehen hatte - Lord Voldemort - nach Hogwarts zurückzukehren und dort sein siebtes und letztes Schuljahr zu beenden, bevor er seinen Ber...