57 - Samstag Morgen

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"Wenn ihr wollt dass eure kleine Sache da ein Geheimnis bleibt dann steht lieber auf. Die anderen sind in 30 Minuten unten.", ruft Liz hinter der Tür und hämmert laut stark mit ihrer Faust dagegen.

"Chill mal!", ruft Tyler ihr verschlafen entgegen.

Von Liz hört man nur noch ein 'jaja' und dann schnelle Schritte Richtung Treppe.

"Gut geschlafen kleines?", fragt er mich mit geschlossenen Augen.

Ich blicke zu ihm hoch und sehe seine zerzausten Haare.

"Auf jeden Fall.", antworte ich und schmiege mich enger an seinen Körper. So will ich hier für immer liegen.

"Ich auch.", erwidert er mit einem Lächeln und zieht mich ebenso näher an sich.

"Wir müssen aufstehen", sage ich und springe im gleichen Moment mit der Decke hoch, die ich mir dann schnell um meinen Körper wickel. Tyler stöhnt nur und deckt sich mit dem Kissen zu. Ich nehme mein Kleid und gehe zum Bad. Nachdem ich das Kleid über gezogen habe, schmeiße ich die Decke auf den wieder schlafenden Tyler. Mit meinen Schuhen in der Hand laufe ich zurück zu meinem Zimmer. Auf dem Weg sieht mich glücklicherweise keiner.

Erstmal eine Dusche. Das kalte Wasser fühlt sich gerade genau richtig an. Aufgeweckt und frisch gemacht verlasse ich das Bad. Ich entscheide mich dafür mich erstmal nicht zu schminken und mich in eine hell graue Jogginghose, ein enges schwarzes top und einen Cardigan zu mummeln.

Meine Haare föhne ich bis sie fast trocken sind und ich sie in einen Dutt machen kann, ohne, dass sie gleich danach tausend Knicke haben.

Anders als sonst gelingt mir der Messy Bun mal ganz gut.

Zufrieden verlasse ich mein Zimmer und trotte die Treppe runter Richtung Küche wo schon alle gemeinsam sitzen.

Selbst Tyler konnte sich dazu bewegen aufzustehen, aber anders als ich hat er noch nicht geduscht, oder etwas dergleichen gemacht. Seine Haare stehen immer noch in alle Richtungen. Er sieht verdammt heiß aus so verschlafen.

"Was steht heute an?", fragt Hannah gelangweilt und guckt von ihrem Müsli hoch.

"Ich treffe mich mit Dave.", antwortet Peyton.

"Wer ist Dave?", fragt Dylan lachend.

"Der Typ den ich gestern kennen gelernt habe.", antwortet sie und guckt auf ihr Handy.

"Okay und die anderen?", fragt jetzt Ryder.

"Ich will ein paar Fotos von der Umgebung machen.", antworte ich.

"Liz und ich gehen ins Kino.", erwidert Dylan und lächelt Liz süß von der Seite an.

"Können wir mit?", fragt Hannah nun.

"Klar.", antwortet Liz und Dylan nickt zustimmend.

"Ich bleibe hier und geh nochmal pennen." sagt Tyler der beinahe mit seinem Gesicht in die Müsli Schüssel zu fallen droht.

Er ist wirklich fertig. Er hat wohl gestern doch mehr getrunken als ich dachte.

Eine Stunde später sitzen Peyton, Hannah und ich in Peytons Zimmer und beraten Sie mit ihrem Outfit. Dieses Mädchen hat einfach für alle Möglichkeiten gepackt.

"Ich bin für das blaue!", ruft Hannah aus Peytons Badezimmer, wo sie sich gerade ihre Haare glättet.

"Und du?", fragt sie mich während sie sich im Spiegel betrachtet.

"Das blaue. Auf jeden Fall.", antworte ich ehrlich und betrachte sie in dem blauen Sommerkleid.

"Das sieht echt gut aus.", füge ich hinzu.

"Danke.", antwortet sie mit breitem Grinsen und zieht nochmal Ihren Lippenstift nach.

"Ich muss mich auch fertig machen. Wir sehen uns später. Viel Spaß bei deinem Date!", sagt Hannah und umarmt sie.

Peyton setzt sich zu mir aufs Bett und holt sich einen blauen Nagellack aus der Kiste. Meine Nägel lackiere ich rot.

"Darf ich dich mal was fragen?", sagt sie nach kurzer Stille und ich gebe ihr ein Nicken als Antwort.

"Was läuft da zwischen dir und Tyler?", fragt sie offen und ehrlich.

Sie empfindet nichts mehr für ihn, sonst hätte sie keine Dates, aber dennoch habe ich Angst es ihr zu sagen.

"Ganz ehrlich? So genau weiß ich es selbst nicht. Allerdings weiß ich was ich für ihn fühle und das ist mit Sicherheit mehr als nur Freundschaft.", antworte ich wahrheitsgemäß. Sie verdient es, dass ich ehrlich bin. Sie war ewig mit ihm zusammen und hat trotzdem nichts gesagt, als klar war, dass zwischen mir und Tyler etwas ist.

"Und er?", fragt sie erneut und richtet ihren Blick von ihren Nägeln zu mir.

"Ich glaube er empfindet ähnlich. Jedenfalls sagt er das.", erwidere ich.

"Und zwischen euch ist alles geklärt? Wegen der Wette und generell?"

"Ja. Ich werde das zwar nie komplett vergessen, aber ich habe ihm verziehen.", erkläre ich.

"Na dann. Viel Glück.", sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht und lackiert weiter ihre Nägel.

Ich schraube den Deckel auf die kleine rote Flasche und verabschiede mich. Ich habe nämlich auch keine Lust mit Jogginghose und ungeschminkt den Tag zu verbringen.

Eine Stunde später bin ich fertig. Frisch geschminkt und mit einer engen dunkel grauen Jeans, die ich an den Knöcheln zwei mal umgekrempelt habe, einem dunklen Spitzen Top, meinem Cardigan und einer voll gepackten Tasche stehe ich in meinem Zimmer.

Ich flechte mir gerade rechts und links jeweils einen Bauernzopf, damit mich meine Haare auf dem Weg nicht stören und dann geht's auch schon los.

Ich greife nach meiner Tasche und hänge die Kamera um meinen Hals.

„Hey.", sage ich lächelnd als ich Tyler unten auf dem Sofa liegen sehe. Die anderen sind inzwischen alle weg.

„Was machst du?", fragt er woraufhin ich nur meine Kamera hochhalte und ein Bild von ihm schieße.

„Ich will hier ein bisschen rum laufen, mal sehen was es hier so gibt.", antworte ich.

„Kann ich mitkommen?", fragt er.

Ich tue so als würde ich überlegen.

„Als würdest du mich nicht dabei haben wollen.", sagt er und kommt lächelnd auf mich zu um mich dann kurz danach zu umarmen.

„Na komm schon.", erwidere ich und nehme seine Hand in meine.

„Pass auf, hier ist es glitschig.", sagt Tyler als wir eine viertel Stunde später zusammen am Kopf des Wasserfalls entlang laufen. Der Weg den wir gehen ist steinig. Wir treten auf die besonders großen Steine die aus dem Wasser rausragen.

Ich mache ein paar Fotos. Welche von der Natur und welche von ihm.

„Komm schon.", entgegnet Tyler lachend und bietet mir seine Hand als Hilfe an um über den letzten Stein an das Ufer zu kommen.

Wir laufen weiter und weiter durch Wälder und über Felsen. So lange bis wir an einer modrigen alten Hängebrücke sind.

„Wow", sage ich auf den Anblick hinweg. An den Pfosten befinden sich Schlingpflanzen die an den Seilen der Brücke entlang wachsen, so dass es etwas aussieht als würde es eine Brücke aus Pflanzen sein. Unter der Brücke ist eine Schlucht  und in etwa 10 Meter tiefe ein kleiner Bach der von der Sonne die hinten durch die Bäume scheint glitzert.

„So etwas schönes habe ich noch nie gesehen.", erwidert Tyler mit einem ehrlichen Lächeln und großen Augen. Er überrascht mich immer wieder. Ich liebe es diese Seite von ihm zu sehen. Die Seite bei der er sich von so einfachen Dingen wie der Natur beeindrucken lässt, oder die Seite in der er sich um meinen Bruder kümmert. Diese Seite kennen nur eine Handvoll Leute und ich bin geehrt einer der zu sein, die ihn auf diese Weise kennen lernen.

Ich schieße ein paar Bilder. Dieser Moment muss für immer fest gehalten werden.

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