Als Mona Finnigan 5 Jahre alt ist, verstirbt ihre Mutter unter mysteriösen Umständen. Doch sie hat vorgesorgt: in ihrem Zimmer findet das kleine Mädchen einen Brief und ein Flugticket nach Malibu. Kurz darauf holt ein Bekannter ihrer Mutter sie ab u...
Das da oben ist Harry und falls ich es noch nicht erwähnt habe: Er ist siebzehn und wird in etwa einem halben Jahr achtzehn.
Ich konnte gestern kaum schlafen, ich bin einfach nicht zur Ruhe gekommen. Immer wieder musste ich daran denken, was jetzt gleich auf mich zu kommt. Ich weiß nicht wie oft ich versucht habe Harry zu erreichen, aber um meinen Erfolg dabei zu verdeutlichen: Ich habe keinen blassen Schimmer, was mir gleich bevorsteht. In den langen Stunden des Grübelns war mir nur eines klar geworden: Es führt kein Weg an der Wahrheit vorbei.
Ich betrete das Schulgebäude und laufe direkt durch zum Schulhof, welcher direkt im U-förmigen Teil der Schule liegt und auf der einzigen freien Seite unmittelbar von unserer Turnhalle begrenzt wird. Als niemand guckt, laufe ich hinter die Turnhalle und klettere über die Mülltonnen aufs Fensterbrett. Von dort aus versuche ich dann aufs Dach zu kommen, was sich allerdings ohne meinen 1,85m großen Harry aka die Armverlängerung als äußerst schwierig erweist. Super. Da bin ich extra früh los um noch mit Harry zu reden und komme jetzt nicht alleine auf unserem Treffpunkt drauf. "Harry?", rufe ich deshalb leise, obwohl es mir echt unsagbar peinlich ist. Nicht mal mit nem richtig hohen Sprung würde ich ans Dach kommen. "Harry?", rufe ich nochmal, diesmal etwas lauter. "Harry ich weiß das du da bist! Würdest du mir bitte helfen? Ich kann doch nichts dafür, dass ich so klein bin!", versuche ich es noch einmal, doch er ignoriert mich. "Na gut!", jetzt wird es Zeit die Böse zu spielen, "dann nehme ich eben die Regenrinne wenn du mir nicht hilfst!"
Die Regenrinne. Tja, das ist eine lustige Geschichte. Ich bin fast gestorben, als ich das erste und eigentlich auch letzte Mal versucht habe über die Regenrinne hochzuklettern. Denn sie ist ein morsches, nicht funktionierendes Ungetüm. Ich kann mir nicht mal vorstellen, wie sie vor dem übermäßigen Rostbefall ausgesehen haben muss. Aber ich bin mir sicher, dass sie auch damals schon nicht wirklich hochwertig oder qualitativ war. Ich war also in etwa auf der Höhe des zweiten Stocks, als ein Teil von ihr plötzlich wegbrach und ich den Halt verlor. Nur Frank, der mich damals aufgefangen hat, hat mich vor dem Tod oder Schlimmerem, wie einer Lähmung gerettet. Als Harry später davon hörte, war er fuchsteufelswild, weil ich gegen eine seiner "Grundregeln" verstoßen habe. Man überprüft zuerst jeden Teil seines Parkours gründlich auf seine Sicherheit, ehe man wie ich einfach loslegt. Seitdem war die Regenrinne quasi sein wunder Punkt. Er hat jedes Mal direkt miese Laune wenn man sie erwähnt.
Das hier in Metall ist, was ich mit Regenrinne meine, falls jemand es nicht weiß.
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An der Regenrinne angekommen, klopfe ich ein paar Mal dagegen, wie um ihre Stabilität zu prüfen. Harry reagiert immer noch nicht. Wahrscheinlich denkt er, ich würde nur blöffen. Ich fange an die Regenrinne hochzuklettern. Ich klettere gerade über die abgebrochene Stelle und muss mich konzentrieren, als ich jemanden um die Ecke biegen höre. "Was zur Hölle machst du da, Mona?!", ruft Harry da auch schon wütend. Vielleicht war er doch nicht auf dem Dach. UUUPS.
Dieser kurze Moment, in dem Harry mich ablenkt, ist offenbar zu lang, denn die Regenrinne unter mir beginnt laut zu quitschen, kurz darauf folgt ein lautes Krachen. Die Regenrinne bricht unter mir ein udn ich habe gerade noch genug Zeit um zu kreischen, da falle ich auch schon. Jetzt ist es vorbei. Ich werde sterben. Doch nichts geschieht und ich öffne vorsichtig die Augen, die ich vor Angst zusammen gekniffen habe. Und blicke direkt in Harrys hellgraue Augen. Die alles andere als glücklich gucken. Wütend zieht er die Augenbrauen zusammen und setzt mich unsanft auf dem Boden ab. "Danke", stammele ich noch vollkommen unter Schock. Ich dachte wirklich ich sterbe. Ich wäre beinahe gestorben. Oder hätte mich sehr schlimm verletzt. Oh Gott. Ich bin so dämlich, warum mache ich so etwas Dummes!?
