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"So meine Süße, ich muss heute etwas erledigen, was ich schon sehr lange vor mich hergeschoben habe. Das heißt du musst heute nach der Schule alleine nach Hause laufen, okay?", fragt die junge Mutter Jill ihre fünfjährige Tochter Mona, die lächelnd nickt, "und jetzt musst du mir gut zuhören mein Schatz. Wenn ich um fünf Uhr immer noch nicht Zuhause bin, dann gehst du in dein Zimmer und guckst mal in deinem Nachttisch nach, okay?", wieder nickt die Kleine, die mittlerweile etwas verunsichert ist von dem ernsten Blick ihrer Mutter. "Sei schön brav und mach deine Hausaufgaben, Essen steht im Kühlschrank", erklärt Jill ihrer Tochter, die sie erschrocken in den Arm nimmt, als sie die Tränen in den Augen ihrer Mutter glitzern sieht. "Bis später, Mummy", sagt die Kleine und läuft zum Schulhof ihrer Grundschule, um ihre Überforderung mit der Situation zu verbergen.

Jetzt ist es schon halb sechs und Mona sitzt auf dem Sofa neben ihrer Gaderobe und wartet sehnsüchtig auf die Ankunft ihrer Mutter. Die beklemmenden Worte vom Morgen wollen der Kleinen einfach nicht aus dem Kopf und am liebsten würde sie sich irgendwo zusammenrollen und weinen. Doch sie spürt, dass sie dafür jetzt keine Zeit hat. Es muss jetzt alles ganz schnell gehen, weil sie schon eine halbe Stunde zu lange gewartet hat. Sie hält sich an die Anweisungen ihrer Mutter und geht in ihr Zimmer. In ihrem Nachttischchen entdeckt sie einen fetten DinA4 Briefumschlag und öffnet ihn vorsichtig auf ihrem Bett. Ganz viele Briefe sind in dem Umschlag und einer hat eine große 1 vorne draufstehen. Mona öffnet ihn und auf einem Zettel ist in der ordentlichen Schrift ihrer Mutter eine Telefonnummer geschrieben. Darunter steht: "Ruf diese Nummer an Schatz und sag deinen Namen, dann sagst du, dass deine Mutter dir gesagt hat du sollst hier anrufen. Die Person wird Bescheid wissen."

Mona tut was auf dem Zettel steht und nach dreimal Tuten meldet sich eine tiefe, raue Männer Stimme am Telefon und stellt sich als Jack Beest vor. Mona erklärt wer sie ist und warum sie anruft und der Mann weist sie an eine Tasche mit den wichtigsten Sachen zu packen und sagt, dass er gleich da ist. Mona fürchtet sich vor seiner rauen Stimme, tut aber trotzdem was er gesagt hat. Zehn Minuten später steht sie mit ihrem gepackten Winni the Puuh Rucksack an der Tür und hört wie es klopft. Den Umschlag ihrer Mum hält sie fest umklammert in der linken Hand, ihren Kuschelhasen in der rechten. "Mummy hat gesagt ich darf keinen Fremden die Tür aufmachen!", sagt die Kleine mit zittriger Stimme. "Bei mir darfst du eine Ausnahme machen, außerdem bin ich doch gar nicht mehr fremd, wir haben schließlich schon telefoniert", kommt es dumpf und rau von der anderen Seite der Türe. Eine Weile zögert Mona und weiß nicht was sie machen soll, doch dann öffnet sie schließlich die Tür.

Der Mann nimmt ihr ihren Rucksack und den Umschlag ab, da sie ihren Kuschelhasen, den sie liebevoll Hasi getauft hat, behalten wollte. Dann nimmt der große, glatzköpfige Mann mit stoppligem Kinn ihre Hand und führt sie zu seinem Auto. Obwohl sie eigentlich viel zu klein dafür ist, darf sie ohne Kindersitz vorne sitzen. In der silbernen Schrottkarre von Jack läuft im Hintergrund irgendein Rap, den Mona nicht mag. Sie fühlt sich alles andere als wohl und nur ihr Hasi hält sie davon ab, in Tränen auszubrechen. Jack bemerkt das, als er ihr einen kurzen Seitenblick zuwirft und dreht die Musik ab. "Soll ich dir mal erzählen, woher ich deine Mutter kenne?", fragt er und die Kleine löst ihre kugelrunden Rehaugen von ihrem Kuscheltier und sieht ihn an. "Wir sind 10 Jahre zusammen zur Schule gegangen und sie war damals mit meinem besten Freund beim Abschlussball. Und seitdem haben wir den Kontakt gehalten."

Die Kleine hört ihm mit großen Augen zu und fragt: "Mit wem warst du denn beim Abschlussball?" Jack zieht die Augenbrauen zusammen und zögert etwas, bevor er antwortet: "Ich wollte damals eigentlich mit deiner Mutter gehen, aber als das nicht geklappt hat, bin ich einfach mit ein paar Kumpels gegangen." "Mummy hätte mit dir gehen sollen", sagt die Kleine und lächelt ihrem großen Aufpasser mittlerweile zutraulich zu. Der Große lächelt und sagt: "Ja das hätte sie."

Mona (Tony Stark/Marvel ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt