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Ich stand gerade in der Küche, mit einer Packung Oreo-Kekse in der einen und einer Tasse Kakao in der anderen Hand, als ich hörte, wie sich ein Schlüssel in der Tür drehte.

Grinsend lehnte ich mich an die weiße Küchenzeile und wartete darauf, dass meine Eltern sich ihre Schuhe auszogen hatten, um danach in die Küche zu gehen, wo sie sich einen Kaffee machten.

Das war ihre Routine und sie würden heute wohl kaum davon abweichen.

Tatsächlich öffnete sich kurz darauf die Tür.

"... Die Lieferung Schafskäse ist morgen fällig und-"

Meine Mutter unterbrach sich selbst, als sie mich entdeckte.

"Delilah!", rief mein Vater überrascht, der hinter meiner Mum aufgetaucht war.

"Hi Daddy", lächelte ich und stellte mein Essen und meine Tasse auf die Granitplatte hinter mir, um ihn in den Arm zu nehmen.

Mum war anscheinend in eine Art Schockstarre gefallen, denn sie bewegte sich erst wieder, als ich auch sie in den Arm nahm.

"Was hast du mit deinen Haaren gemacht?"

War ja klar, dass dies die erste Frage sein würde, die mir meine Mutter stellte.

Nicht Wie geht es dir? oder Was hast du in den zwei Jahren gemacht?

Nein. Was hast du mit deinen Haaren gemacht?

"Hübsch nicht?", fragte ich herausfordernd grinsend, während ich mich von ihr löste.

Meine dunkelbraunen Haare hatte ich an den Spitzen blau-lila gefärbt, was meiner Mutter selbstverständlich ziemlich gegen den Strich ging. Allein deshalb hatte ich mir angewöhnt, einen Teil meines Geldes für ein monatliches Färben zu sparen.

Immerhin war mir von Anfang an klar, dass ich irgendwann wieder hier stehen würde, um meine Eltern um Geld zu bitten.

"Sehr ... ungewohnt", erwiderte Mum mit einem abwertenden Blick, den ich mit einem Lächeln registrierte.

Dad hatte inzwischen Kaffee gemacht, sodass wir uns gemeinsam an den Essenstisch setzten, meine Eltern jeweils mit einer Tasse von ihrem Lieblingsgetränk und ich mit den Keksen und meinem Kakao.

"Jetzt erzähl. Was bringt dich hierher?", fragte Dad interessiert.

"Ach, ich hab mir gedacht, da ich euch so lange nicht gesehen habe, und ich euch vermisse, kann ich euch ja mal bes-"

"Du hast kein Geld mehr", unterbrach mich Mum.

Ich musste grinsen, antwortete aber: "Wenn du es so ausdrücken möchtest."

Es herrschte Stille, in der meine Eltern eine Art telepathisches Gespräch zu führen schienen und ich genüsslich an einem Oreo kaute.

"Gut", sagte Dad schließlich.

"Was gut?", hakte ich nach und beugte mich vor, den Keks immer noch in der Hand.

"Gut, du kriegst das Geld. Aber nur unter einer Bedingung. Du bleibst für drei Monate hier, arbeitest bei uns im Restaurant und gehst mit uns auf Veranstaltungen."

Kurz gesagt, es sollte alles so sein wie vor meinem achtzehnten Geburtstag.

Abschätzig betrachtete ich die vertrauten Gesichter meiner Eltern. Sie würden mir das Geld auf keinen Fall so geben.

"In Ordnung."

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