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Seufzend ließ ich mich rückwärts auf mein altes Bett fallen.

Mein Zimmer war noch genauso wie vor zwei Jahren: Mit grünen Wänden, meinem geliebten Erker, dem massiven Schreibtisch und dem Doppelbett aus schwarzem Metall.

Nicht, dass meine Eltern jemals erlaubt hätten, dass jemand mit mir zusammen in diesem Bett lag, aber ich mochte es, beim Schlafen viel Platz zu haben.

Mein Rucksack lag achtlos auf dem Boden, abgesehen von ein bisschen Kleidung war eh nichts darin.

Ein Handy oder ähnliches besaß ich nicht, es nahm nur unnötig Platz weg und wen sollte ich schon anrufen? Meine Eltern sicher nicht.

Ich bemerkte, dass ich müde wurde, der Tag war lang gewesen, und ich hatte in der Nacht zuvor auch nur wenig Schlaf bekommen.

Also stand ich auf und machte mich bettfertig.

Gähnend schlüpfte ich unter die warme Decke und schlief kurz darauf ein.

~*~

Meine Mutter betrat um kurz nach sechs das Zimmer, was mich auf der Stelle wach werden ließ.

Beinahe eineinhalb Jahre auf der Straße hatten mich gelehrt, einen leichten Schlaf zu haben.

"Guten Morgen", sagte ich und richtete mich auf, sodass die Decke halb von meinem Körper rutschte und mein zerrissenes Schlafshirt freilegte.

Mums Gesicht verzog sich missbilligend bei dem Anblick, während sie zum Fenster lief und die Vorhänge beiseite zog.

"Guten Morgen", grüßte sie schließlich zurück.

"Steh auf, es gibt Frühstück und wir fahren in einer Stunde los."

Wortlos sah ich ihr dabei zu, wie sie das Zimmer wieder verließ und die Tür hinter sich schloss.

Meine Füße trugen mich über den kuscheligen Teppich zu meinem Rucksack, aus dem ich mir ein Top, eine einfache Jeans und einen Cardigan nahm.

Immerhin wollte ich meine Mutter nicht schon am ersten Tag verärgern.

Obwohl, eigentlich schon.

Also zog ich grinsend mein einziges anderes Paar Schuhe aus dem Rucksack - schwarze Lack-High-Heels, die Mum gar nicht gefallen würden.

Andererseits hatte ich sonst nur meine Stiefel, und die konnte ich wohl kaum in einem feinen Restaurant, wie es das meiner Eltern war, tragen.

Mein Grinsen unterdrückend lief ich die Treppe hinunter in die Küche, wo mein Vater bereits am Tisch saß und in der Morgenzeitung las.

"Guten Morgen Daddy", lächelte ich und er senkte die Zeitung ein wenig, um mich über ihren Rand hinweg anzulächeln.

"Auch einen guten Morgen, Liebling."

Ich setzte mich zu ihm und ließ die Schuhe dabei neben mich auf den Boden fallen.

Weiterhin lächelnd griff ich eine Tasse und goss Tee aus der bereitstehenden Kanne hinein.

"Wo ist eigentlich Bettina?", fragte ich, während ich eine Scheibe Vollkornbrot mit Butter beschmierte.

"Sie hat diese Woche Urlaub", erklärte Dad, bevor er sich wieder in einen Artikel über Gewalt in Großstädten vertiefte.

War ja klar, dass so ein Beitrag in dem Käseblättchen dieses Kaffs nicht fehlen durfte.

Seufzend widmete ich mich meinem Brot.

Nach einiger Zeit betrat dann Mum die Küche.

Mit einem Blick auf die große Küchenuhr sagte sie: "Es ist Zeit zu gehen."

Lächelnd stellte ich meinen Teller in die Spüle und nahm meine Schuhe, die ich im Flur anzog.

Wie nicht anders zu erwarten, schnalzte meine Mutter beim Anblick meiner Absätze abwertend mit der Zunge, was mich erneut zum Grinsen brachte.

"Erinnere mich daran, mit dir einkaufen zu gehen", sagte sie genervt zu mir, bevor sie aus der Tür trat.

Kichernd folgte ich ihr.

Das wird ein Spaß.

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