4

544 56 4
                                    

Eine Stunde später kamen wir am Restaurant meiner Eltern an.

Es war sehr modern eingerichtet, mit teurem Mobiliar und noblem Marmorboden.

An den Wänden hingen Gemälde mit 'moderner Kunst', ansonsten waren sie nichtssagend weiß.

Ich folgte meinem Dad in den Umkleideraum, während Mum schon einmal in die Küche ging.

"Hier ist deine Arbeitsuniform, du wirst kellnern und zu den Leuten nett sein, verstanden?", erklärte Dad, zeigte auf einen schlammgrünen Spind und lächelte mich schief an.

Ich verdrehte grinsend die Augen. "Ich versuch's."

Er nickte kurz und verließ dann den Raum, damit ich mich ungestört umziehen konnte.

Schnell schlüpfte ich in den schwarzen Bleistiftrock und die weiße Bluse, dann band ich noch die schwarze Krawatte um meinen Hals und schlüpfte wieder in meine Schuhe.

Es war wie vor zwei Jahren, als ich hier gearbeitet hatte: Das Restaurant öffnete erst um elf, davor musste alles blitz blank geputzt, und die Tische und Stühle zurechtgerückt werden.

Am Vormittag war ich allein, um zwölf kam dann noch eine Kellnerin, die mir half.

Erst um fünfzehn Uhr kamen noch drei Kellner hinzu, da sich meistens um diese Zeit das Restaurant zu füllen begann.

Um Punkt siebzehn Uhr hatte ich dann Schluss, weshalb ich erleichtert wieder in meine eigene Kleidung schlüpfte und mich zu meinen Eltern in die Küche gesellte.

Sie waren professionelle Köche, und arbeiteten hart.

Lächelnd hüpfte ich auf einen der Tresen und sah Dad dabei zu, wie er Zwiebeln kleinschnitt.

Seine dunkle Haut war dabei ein krasser Kontrast zu der hellen Zwiebel, was ich mit einem Lächeln registrierte.

Dad war Afroamerikaner, und in New York aufgewachsen, wo er auch Mum kennenlernte, als sie zusammen eine Kochschule besuchten.

Mum jedoch kam aus England, was gut an ihrer hellen Haut zu erkennen war, weshalb er mit ihr nach Saint Glace ging, wo sie ein Jahr später heirateten.

Ja, ich weiß, sehr romantisch, aber mir wäre es lieber gewesen, wenn Mum zu Dad nach New York gezogen wäre.

Ich liebte diese Stadt, das hatte ich während meines viermonatigen Aufenthalts dort gemerkt.

Um neunzehn Uhr beschlossen auch meine Eltern, Feierabend zu machen, und übergaben die Küche an Jeffrey.

Zusammen fuhren wir nach Hause.

"Morgen mache ich schon um drei Schluss, dann gehen wir zusammen Kleidung einkaufen", teilte mir Mum mit, während sie ihren täglichen Kaffee trank.

Ich gab ein zustimmendes Geräusch von mir, konzentrierte mich aber mehr auf den Mixer vor mir, der gerade mehrere Stücke meiner Lieblingsschokolade zerhackte und dabei mit der Milch mischte, die ich dazu gekippt hatte.

"Iss nicht zu viel, wir sind heute zum Dinner bei unserem neuen Nachbarn eingeladen", fuhr Mum fort und sie bekam abermals ein zustimmendes Brummen als Antwort.

"Er wird dir sicher gefallen, er ist nur wenig älter als du, wenn ich mich nicht täusche, und er hat dieses riesige Haus gekauft, also muss er genügend Geld haben-"

"Gott Mum, wenn du schon wieder versuchst, mich zu verkuppeln; vergiss es! Oder weißt du nicht mehr, wie es das letzte Mal geendet hat?", unterbrach ich sie aufbrausend und wandte meinen Blick das erste Mal vom Mixer ab, um sie anzusehen.

Etwas erschrocken sah sie mich an, bevor sie sich wieder fasste und eine gleichgültige Miene aufsetzte.

"Nun, das habe ich gewiss nicht vergessen. Es war eine reine Katastrophe, was aber nicht meine Schuld ist, falls du dich noch erinnerst? Du hast ihm gesagt, dass er 'sich seine scheiß Polo-Siege sonst wohin stecken könne' und er 'ein schleimiger Arschkriecher sei'. Reiß dich dieses Mal zusammen, oder du kannst im Garten schlafen!"

Und schon rauschte sie aus dem Raum.

So eine Dramaqueen.

Augenverdrehend widmete ich mich wieder meinem Milchshake und schüttete ihn in ein Glas.

Genüsslich trank ich alles bis auf den letzten Schluck aus, dann machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer, um nach etwas angemessenem zum Anziehen zu suchen.

ReturnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt