Kapitel 8 ~ Daddy...

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Kapitel 8 ~ Daddy...

Emma:

„Daddy!", ruft mein damaliges 5-jähriges ich, bevor alles begonnen hat.„Daddy wo bist du?", rufe ich wieder und laufe aus meinem Zimmer. „Daddy!", rufe ich wieder, aber ich finde nur meinen damals 10-jährigen Bruder, welcher auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzt. „Nicki!", rufe ich und renne auf ihn zu. „Weist du wo Daddy ist?", frage ich ihn und er schaut mich mit großen Augen an. „Er arbeitet bestimmt.", war seine Antwort und gibt mir einen Kuss auf meine Stirn. „Ich hab Hunger.", quengle ich und fange fasst an zu weinen. „Emma nicht weinen. Du bist schon so groß, dass man deswegen nicht mehr weint.", höre ich Daddy sagen und springe gleich zu ihm. „Tut mir leid Daddy. Machst du mir was zu Essen?", frage ich ihn mit meinen großen Kulleraugen. „Natürlich mein Schatz.", meinte er, bevor er in die Küche geht und uns etwas zu essen kocht.

Als das Essen dann auch fertig ist, geht die Haustür auf und Mami kommt ins Haus, aber auch nicht alleine. „Chris. Wir müssen reden.",  fängt sie an zu sprechen und ich betrachte den fremden Mann. Hinter ihm steht noch ein kleiner Junge, der ein wenig eingeschüchtert aussieht. „Worüber müssen wir reden Vic...", mein Vater kommt aus der Küche und blickt fassungslos zu Mami.

„Ich weiß nicht wie oft ich dir das jetzt noch sagen soll, aber ich habe einen neuen Mann kennengelernt. Das zwischen uns funktioniert einfach nicht mehr. Ich habe diese Liebe nicht mehr gespürt und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es besser ist, wenn wir uns Scheiden lassen.", erklärt meine Mami. Mein Daddy sieht ganz wütend aus und ballt seine Hände zu Fäusten. „Wir haben schon einen Termin. Du musst nur kommen und unterschreiben.", sagt Mami und gibt Daddy einen Zettel. Dann war Mami, der Fremde Mann und der Fremde junge auch schon wieder weg. Durch ein plötzliches klirren werde ich auf Daddy aufmerksam und sehe die unzähligen Scherben, die neben der Tür liegen. „Du dreckiges Miststück!", schrie Daddy durch die Gegend und nimmt eine weitere Vase in die Hand. Ohne zu schauen schmeißt er die Vase gegen die Wand und die Scherben landen kurz vor meinen Füßen. Ich konnte nicht realisieren was passiert. Ich war doch noch ein kleines Kind.

„Emma!", schrie jetzt mein Bruder und kommt auf mich zu gerannt. In dem Moment klirrt es über uns und die Scherben fallen teils auf uns und teils auf den Boden. Nick schaut meinen Vater erschrocken an und bekommt Tränen in die Augen. Es flogen unzählige Teller auf uns zu und er versucht mich vor allen zu beschützen. Ich wollte wegrennen, reiße mich von Nick los und falle auf den Berg voller Scherbe. Ich kreische, weil es unfassbar weh tut und spüre, wie mich Nick aus dem Scherbenhaufen heraus zieht.

„Dad!", brüllt Nick, aber es bringt nichts. „Dad du musst aufhören! Emma blutet!", brüllt er weiter, aber scheitert. Nick lässt mich los und rennt zur Haustür raus. Daddy schaut ihm hinterher und wirft den nächsten Teller. Ich weine wie am Spies und dann kommt Daddy auf mich zu. „Hör auf zu heulen! Das sind nur Kratzer!", brüllt Daddy mich an und ich weine bitterlich weiter. Plötzlich spüre ich einen brennenden Schmerz auf meiner Backe und schreie entsetzt auf.

Daddy hat mich geschlagen...
Er hat seine eigene Tochter geschlagen.

„Daddy...", flüstere ich, bevor es schwarz vor meinen Augen wird.

Verschwitzt und mit nassem Gesicht wache ich auf. Unwillkürlich fasse ich mir an meinen Bauch, an dem unzählige Narben prangern und schluchze. So hatte alles begonnen. Nur hatte ich damals meinem Bruder, der mich vor ihm gerettet hat. Dabei wurde er selber immer verletzt. Ich hatte erst ein paar Jahre später realisiert, was an diesem Tag passiert ist und wieso er so zu mir ist.

Ich hatte Glück gehabt, dass die Scherben nicht zu tief in meine Haut eingedrungen sind. Sonst würde ich vielleicht gar nicht mehr leben. Wobei ich mir inzwischen eher wünsche, dass ich gestorben wäre und mein Bruder zu spät zu den Nachbarn gegangen ist. Naja, ich kam mit den ganzen Narben davon, aber was mein Bruder den Ärzten damals erzählt hat, weis ich nicht. Schließlich wollten die bestimmt wissen wie die Scherben dahin gekommen sind.

Ich umklammere mein Kissen und versuche mich wieder zu beruhigen. Nach einer Weile lasse ich das Kissen los und atme auch wieder ruhiger. Seufzend schaue ich kurz auf mein Handy, um nach der Uhrzeit zu schauen. 5:30 Uhr. Also konnte ich schonmal aufstehen, auch wenn die Gefahr groß ist, dass mein Vater schon wach ist oder noch hier ist.

Ich richte mir frische Klamotten raus und gehe dann mit Ihnen auf den Flur. Vorsichtig lausche ich den Geräuschen, aber es nichts zuhören. Schnell verziehe ich mich im Badezimmer und dusche mich. Als das erledigt ist, ziehe ich mich an und gehe wieder in mein Zimmer. An meinem Schminktisch, fange ich an die blauen Flecken zu verdecken und kümmere mich um meine Platzwunde. Sie war schon fast wieder verheilt und somit mache ich einfach nochmal ein kleines hautfarbenes Pflaster drüber, damit kein Dreck rein kommt. Ich schnappe mir meine Tasche und verlasse auf leisen Sohlen mein Zimmer.

Im ganzen Haus hört man immer noch kein Geräusch und so mache ich mich schnellstmöglich auf den Weg in die Küche. Dort hole ich mir einen Apfel und schaue kurz zum Wohnzimmer. Ich kann unzählige Flaschen Alkohol dort stehen sehen und dann entdecke ich meinen Vater. Ich gehe leise auf ihn zu und kontrolliere, ob er wenigstens noch atmet. Als ich feststelle, dass er noch atmet,  gehe ich aus dem Haus und laufe zur Schule. Ich blicke einmal kurz auf mein Handy, um zu schauen wie viel Uhr wir inzwischen hatten. 7:00 Uhr.

So früh morgens müssten noch wenige der Schüler dort sein. Also gehe ich schnellen Fußes zu dem großen Gebäude, ohne jemanden zu treffen.

Wie ich es gesagt habe. Auf dem ganzen Schulgelände waren nur vereinzelt ein paar Schüler. Das werde ich nutzen und laufe so schnell wie möglich zu meinem Spind. Heute werde ich hier in der Schule bleiben und nicht wie ein feiges Huhn davon rennen.
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Hey Cookies,

hier hab ich wieder ein Kapitel für euch und ich hoffe, dass es euch gefällt.

LG InaCookies

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