»Das worauf es im Leben am meisten ankommt, können wir nicht voraussehen. Die schönste Freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet hat.« - Antoine de Saint-Exupéry, Wind, Sand und Sterne
Kapitel 2: Unerwarteter Nebeneffekt
Erwartungsvoll sah Harry Hermione an, doch sie schwieg, hoffte wohl, dass sie ihn falsch verstanden hatte. Die Wendung von völliger Hoffnungslosigkeit hin zu einem Antrag war ihr zu viel, sie begriff ihn nicht.
»Harry -«, begann sie in ihrer bekannten, strengen Tonlage.
»Nein, hör mir zu, ich möchte nichts bereuen. Nicht das Gefühl zu haben, etwas verpasst zu haben. Wir wissen doch beide, wie unwahrscheinlich es ist, dass wir am Ende erfolgreich sind.«, unterbrach er sie.
Die Idee etwas zu tun, um sich einen alten Traum zu erfüllen, schien ihm bei aller Niedergeschlagenheit aufzubauen, ihm auftrieb zu verleihen.
»Aber du liebst mich nicht.«, konterte sie mit einem traurigen Lächeln.
Als Harry daraufhin nichts erwiderte, er war viel mehr damit beschäftigt seine Überlegungen zu ordnen, war das Thema für Hermione erledigt und sie macht sich daran nach einem Hinweis in dem Buch, was ihr Dumbledore überlassen hatte, zu suchen.
Minuten lang sah Harry ihr dabei schweigend zu. Sie hatte recht, er war nicht in sie verliebt, aber das war kein Hinderungsgrund für ihn, um nicht dennoch diesen Schritt zu gehen. Die vergangenen Jahre, aber vor allem die letzten Wochen, hatten mehr als deutlich gezeigt, dass sie unlängst unzertrennlich waren, sie dem Verständnis einer Familie denkbar am nächsten kamen, wenn auch nicht offiziell. Harry wollte doch nur, dass sie in den letzten Wochen ihres Lebens, auch tatsächlich eine Familie waren. Dazu brauchten sie nicht verliebt in einander zu sein, es klang entsetzlich logisch für ihn.
»Ich bin vielleicht nicht in dich verliebt, aber ich liebe dich, Hermione. Du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben.«, ließ er nicht locker.
»Du schmeichelst mir.«, flüsterte sie, sah ihn aber demonstrativ nicht an.
»Ich würde dich nicht fragen, wenn es mir nicht ernst wäre, Hermione. Erlaub uns etwas Schönes, was uns die Angst nimmt, wenn wir scheitern.«, bat er sie eindringlich, während er ihr Gesicht zu sich drehte.
»Du würdest es später bereuen und überhaupt, was ist, wenn doch alles gut wird, dann bist du mit der falschen Frau verheiratet?« Sie sah ihn nun endlich wieder an.
Harry lächelte, er wusste, dass er so gut wie ihre Zustimmung hatte.
»Wieso sollte ich es jemals bereuen, meine beste Freundin geheiratet zu haben?«
Wie konnte sie ihm diesen einen Wunsch abschlagen, wenn er sie mit so einer Entschlossenheit ansah und sie, genauso wie er, kaum Hoffnung hatte? Ron war weit weg und wenn sie ehrlich war, würde sie ihn wahrscheinlich nie wieder sehen. Sie hatte nur noch Harry, sonst niemanden in der ganzen Welt. Der Gedanke mit einem geliebten Menschen auf dem letzten Weg so verbunden zu sein, war tröstend.
»Also gut.«, sie traute ihren eigenen Worten nicht, sie ahnte, dass sie im Begriff war sich wieder einmal mehr in ein Abenteuer mit ihm zu stürzen.
»Ist das ein, ja?«, fragte er vorsichtig nach, als ob sie ihre Entscheidung noch einmal rückgängig machen würde.
»Ja.«, antwortete sie kräftiger.
Stürmisch küsste er ihre Wange und umarmte sie.
»Du weißt nicht was mir das bedeutet.«, hörte sie ihn sagen und wunderte sich gleichzeitig, worauf sie sich da eigentlich eingelassen hatte.
Das stoische Leben, das sie in den vergangenen Wochen gelebt hatten, war mit den Geschehnissen an diesem Abend zu Ende. Paradoxerweise gab die ungewöhnliche Entscheidung ihnen etwas zu tun, etwas anderes womit sie ihren Tag füllen konnten, obgleich die Suche nach spärlichen Hinweisen um ihre Hauptaufgabe zu erfüllen nicht vergessen war.
Hermione hatte zwar gehofft aber auch befürchtet, dass am nächsten Tag, Harry es sich anders überlegen würde aber er plante im Gegenteil die baldige Vermählung. Es schien wie ein Anker für ihn zu sein, an dem er sich klammerte. Desto mehr sie darüber redeten, tatsächlich die Durchführbarkeit zu planen, umso mehr wurde die anstehende Heirat auch ein Strohhalm für Hermione.
Nur eine magische Heirat kam überhaupt in Frage, da Harry in der Mugglewelt noch nicht volljährig war. Durch den Krieg gab es erstaunlich viele Zauberer und Hexen, die die Erlaubnis des Ministeriums hatten eine Vereinigung durchzuführen. Allerdings würden Todesesser oder Fänger im Nu auftauchen, sobald irgendwer Harry oder Hermione erkennen würde. Sie mussten sich tarnen, den Zauberer oder die Hexe in Frage im Nachhinein verzaubern oder während der Zeremonie und doch bei all dem sollte die Hochzeit keiner weiteren Mission ähneln.
Zwei Tage später hatten sie alle Eventualitäten durch gespielt und auch einen älteren Zauberer ausfindig gemacht, der in diesen Zeiten es sich zur Aufgabe gemacht hatte Paare zu verheiraten und wohl sich ein kleines Nebenverdienst damit versprach. In einer stillen, dunklen Gasse von Plymouth in Devon standen versteckt Harry und Hermione.
»Hast du alles?«, fragte Harry zum wiederholten Male nach.
Hermione wühlte noch einige Sekunden in ihrer Tasche, als ob sie was suchen würde, schloss sie dann aber und nickte Harry zu. Er warf den Tarnumhang über sich, sie zog gleichzeitig die Kapuze ihres dunklen Mantels tiefer ins Gesicht. Sie hatten sich gegen den Vielsafttrank entschieden, obwohl das ganze Unterfangen dadurch nur schwieriger wurde. Sie mussten nicht weit gehen und Hermione würde in dieser Gegend alleine wenig auffallen, dass zumindest hofften sie.
Aus der Ferne wehte der salzige Geschmack des Meeres, getragen durch den leichten Nieselregen, zu ihnen herüber. Hin und wieder frischte der Wind etwas auf, drückte den dünnen Stoff des Tarnumhangs nur noch fester an Harry. Wenige Meter vor ihm ging Hermione, das widrige Wetter ließ ihre Erscheinung nur noch düsterer wirken.
An einem älteren grauen Haus wurde sie langsamer und ging zur schäbigen Eingangstür, klopfte eindringlich mit den Knöcheln gegen. Es war wohl eine Eigenart geworden, dass Mitglieder der magischen Welt sich in ungastlichen Gegenden Unterschlupf suchten. Aus dem inneren konnte man näher kommende Schritte hören, dann schließlich das entriegeln der Tür.
Kleine, misstrauische Augen kamen zum Vorschein, dann je mehr Licht ins dunkle Innere fiel, ein älteres Gesicht, was von einem bräunlichen zerzausten Bart umrahmt war.
»Wer ist da?«, fragte er lallend.
Erst jetzt sah Harry, wie der ältere Mann einen Zauberstab im Türschlitz auf Hermione gerichtet hielt.
»Sind sie William Brennan?«, wollte Hermione wissen, sie hatte irgendetwas mit ihrer Stimme gemacht, sie klang anders, dunkler.
»Was wollen sie?«, die aufkeimende Angst war unüberhörbar in Mr. Brennans Stimme, selbst der Zauberstab zitterte nun leicht.
»Ich bin an eine Verheiratung interessiert, » während sie sprach, drehte sie sich leicht zur Seite, so dass Harry sich neben ihr hinstellen konnte, »Fay Dunbar, mein Name.«
»Gut, kommen sie rein.«, entgegnete er und öffnete die Tür zögerlich weiter, trat erst einen Schritt heraus und sah von links nach rechts.
Erst als er sich sicher war, dass Hermione alleine war, machte er den Weg frei und Harry ging wie verabredet zuerst ins Innere während sie sich ebenfalls misstrauisch umsah, ihm dann aber folgte.
Hermione zog die Kapuze von ihrem Kopf, knöpfte ihren Mantel auf, all dies lenkte Mr. Brennan so ab, dass er nicht bemerkte wie eine weitere Person im Flur stand und mit einer kleinen Zauberstabbewegung ihn verhexte.
»Hervorragend.«, sprach Harry und sah wie unfokussiert Mr. Brennans Blick durch ihn hindurch ging.
»Sie sind?«, jegliche Argwohn war aus seiner Stimme verschwunden.
»Longbottom, Neville Longbottom.«, antwortete Harry und sah zu Hermione rüber.
Sie trug das rote Kleid, was sie auch auf Bill und Fleurs Hochzeit an hatte auch er hatte seine Robe von damals an.
»Wollen wir?« Harry hielt ihr seine Hand entgegen, die sie ergriff.
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Verzweiflungstat
FanfictionÜberleben ist unwahrscheinlich. Sie sind alleine, bar jeder Hoffnung und wollen sich nur den einen Wunsch erfüllen, doch was ist wenn sie doch überleben, es doch ein Happy End gibt?