Streifenweise fand das goldene Licht der Sonne den Weg ins Zimmer und schien Harry zunehmend ins Gesicht. Es war für ihn ungewohnt so wohlig ausgeruht in dieser Wärme aufzuwachen. Als sei all dies nicht schon außergewöhnlich genug spürte er einen warmen Körper neben sich. Ein Arm lag quer über seiner Brust, spürte wie jemand gleichmäßig gegen seinen Nacken atmete.
Harry blinzelte verwirrt, wo war er überhaupt? Nicht, dass er sich beschweren wollte, selten zuvor war er aus solch einem ruhigen, erholsamen Schlummer erwacht aber gerade darin lag das Problem. Es passte schlicht nicht in sein Leben, sich so zu fühlen. Langsam sah er an sich herunter und entdeckte neben braunen Locken, die über das Kissen verteilt lagen, das völlig entspannte, friedliche Gesicht von Hermione. Fasziniert von diesem Anblick konnte er seine Augen nicht von ihr nehmen. Viel zu sehr war er damit beschäftigt zu begreifen, wie sehr sich alles geändert hatte.
Vor Monaten noch, er konnte sich allzu gut daran erinnern, hatte sie tiefe schwarze Augenringe gehabt, ihre Haut eine unnatürliche Blässe heute hingegen war von all dem nichts mehr zu sehen. Das Tragische, das lebensentziehende war verschwunden aus ihren Gesichtszügen und ihre natürliche Schönheit war nun mehr völlig ungetrübt. Unwillkürlich, völlig unbewusst strich Harry ihr über die Wange immer noch versucht zu begreifen, was geschehen war. Langsam, ja zaghaft begannen Hermiones Augenlider an zu flattern, kurz darauf trafen sich ihre Blicke. Er wollte gerade seine Hand zurückziehen, da hielt sie ihn davon ab in dem sie ihre Hand auf seine legte.
»Hey.«, flüsterte er.
»Selber hey.«, schmunzelte sie.
Sie drehte sich und streckte sich dann ausgiebig zu seinem Amüsement.
»Und wie hast du geschlafen?«, wollte sie wissen, als sie nun aufrecht saß und zu ihm sah.
»Gut, wirklich gut.« Saß auch er auf.
»Besser als auf dem Boden.«, begann sie selbstzufrieden, »Und wenn ich dich so ansehe hab ich dich nicht gebissen.«
»Zum Glück.«, konterte er, »Und bevor du es dir anders überlegen kannst, steh ich besser auf und geh ins Bad.«
Damit stand er auf und ließ eine sprachlose Hermione zurück, die sich wieder auf die Matratze legte.
»Schlafmütze.«, kommentierte er.
Harry konnte sich gerade noch ducken, um dem heranfliegenden Kissen auszuweichen. Herzhaft lachend ging er raus auf den Flur und schloss die Tür hinter sich. Gerade hatte er die Hand auf die Klinke zum Bad gelegt da sah er Jane auf sich zu kommen.
»Guten Morgen, Harry. Hast du gut geschlafen?«, sagte sie, als sie näher kam.
Überrascht nickte er nur.
»Schön, hast du vielleicht einen Moment für mich?«
»Natürlich, Mrs, ich meine, Jane.«, stotterte er, sie machte ihn nervös.
»Nun, ich mach mir ehrlich gesagt Sorgen. Ihr seid beide noch so jung für eine Ehe.«, begann sie und Harry konnte es ihr ansehen, dass es ihr Schwierigkeiten bereitete.
»Ich weiß.«, und insgeheim ließ es ihn schuldig fühlen.
»Versteh mich nicht falsch, Harry. Es ist nicht gegen dich oder dass ich dir irgendwelche Vorwürfe machen wollte. Immerhin bist du auch noch jung, viel zu jung, um solchen Schrecken ausgesetzt zu sein.«, fügte sie rasch zu als sie sah, wie schuldbewusst dieser junge Mann den Blick senkte.
»Ich habe nur Angst, dass ihr irgendwann diesen Schritt bereuen könntet und ich weiß nicht was Hermione macht, wenn sie dich dann irgendwann auch als Freund verlieren würde.«
Erstaunt sah Harry auf.
»Ihre Sorge ist es, dass Hermione mich verlieren könnte?«, völlig überrascht fragte Harry nach.
Jane lächelte ihn mild an, er hatte so offensichtlich keine Ahnung, wie wichtig er für ihre Tochter unlängst geworden war.
»Du hast wirklich keine Ahnung, wie viel du ihr bedeutest, oder?«, fragte sie rhetorisch.
»Doch, natürlich.«, verlegen kratzte sich Harry am Hinterkopf, »Sie bedeutet mir auch sehr viel, sonst hätte ich sie nicht gefragt.«
Jane seufzte, vielleicht würde ihr niemand die Befürchtungen nehmen. Sie drückte kurz seine Schulter und machte sich daran runter zu gehen.
»Jane!«, besann er sich, als er sie weggehen sah, »Egal was passieren sollte, Hermione wird immer meine beste Freundin bleiben.«
»Danke, Harry.«, sagte sie von Herzen.
»Nicht dafür.«
Für einige Sekunden sah Harry ihr noch nach, das Gespräch hatte ihn nachdenklich werden lassen.
»Harry!«, holte ihn Hermiones Stimme zurück in die Wirklichkeit.
Er ging den Flur zurück, bevor er die Tür zum Gästezimmer erreicht hatte, wurde sie aufgerissen.
»Harry, da bist du ja. Das musst du dir ansehen.«, rief eine aufgeregte Hermione und ging wieder zurück ins Zimmer.
Jetzt da das Blickfeld frei war, fiel ihm als erstes unzählige bräunliche Federn auf die im Zimmer herumflogen, dann das geöffnete Fenster. Bis er schließlich Hermione sah, die sich um einen entkräfteten Falken kümmerte.
»Ein Australien-Baumfalke, sie bringen hier die Post.«, erklärte sie.
Vom Boden hob sie einen edlen Brief auf und reicht ihn Harry.
»Was ist das?«, fragte Harry und nahm ihn entgegen.
Mit einer schwarzen Tinte stand auf den Umschlag:
Mr&Mrs Potter, Australien, Darwin.
Harry zog eine Braue hoch und sah zu Hermione.
»Du musst ihn schon öffnen.«, sie klang amüsiert.
Energisch brach Harry daraufhin das Siegel und entnahm den Brief. Im Umschlag war noch mehr, doch beließ er es erst dabei und sah sich lieber den Zettel näher an.
»Der ist von Hogwarts.«, stellte Harry verblüfft fest und damit hatte er Hermiones Neugier vollends entfacht.
»Bitte?«, ließ sie vom Falken ab und ging zu Harry.
»Ähm, ja.«, stammelte Harry und sah vom Blatt zu Hermione.
»Worum geht es?«, wollte sie wissen und sah nun über seine Schulter, überflog selbst Zeile um Zeile.
Bevor er die Chance hatte es heraus zu finden, hatte Hermione ihn den Brief aus der Hand genommen und hielt die andere Hand über den Mund.
»Und?«, fragte Harry sie nun, er war nicht wirklich weit in den Text vorangekommen, zu perplex war er über das vertraute Emblem.
Hermione reagierte nicht, da erinnerte er sich an den Umschlag, den er immer noch in der Hand hielt. Er schüttete den verbliebenen Inhalt auf seine Handfläche aus. Zwei silberne Anstecker kamen zum Vorschein, auf einem konnte er ganz deutlich die Buchstaben HG ausmachen.
»Wir sind zum Headboy und Headgirl gewählt worden.«, sagte sie schließlich leise.
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Verzweiflungstat
FanfictionÜberleben ist unwahrscheinlich. Sie sind alleine, bar jeder Hoffnung und wollen sich nur den einen Wunsch erfüllen, doch was ist wenn sie doch überleben, es doch ein Happy End gibt?