»Hüte dich vor Selbstlosigkeit! Sie basiert auf Selbsttäuschung, der Quelle allen Übels.« - Robert A. Heinlein, Time Enough For Love
Kapitel 5: Ungewollte Selbstlosigkeit
Bilder, Erinnerungen überschwemmten ihn und wenn er zu Hermione rüber sah, konnte er es erahnen, dass es ihr ähnlich erging. Wie könnte er es vergessen, wie rasant aus zaghaften Küssen, Liebkosungen der Dankbarkeit, zum Trost eine Liebesnacht entstanden war? Erst heute, so viele Monate später, da er sich Ginny und Ron konfrontiert sah, verspürte er einen Anflug von Unbehagen, Scham. Damals hingegen, nachdem sie am nächsten Morgen nackt neben einander aufwachten, war von all dem nichts vorhanden gewesen. Sie hatten unlängst die Grenze überschritten in dem Augenblick, als sie bereitwillig geheiratet hatten.
Hermione blick wanderte zur Decke, wünschte sich weit fern an einem anderen Ort zu sein. Ginny hingegen glaubte, dass die Problematik nun doch gelöst werden konnte, sie doch noch gemeinsam mit Harry eine Zukunft hatte.
Bemerkenswerterweise war es Ron, dem als Erstes auffiel, wie das Paar auf seine Worte reagierte und lachte nur hämisch. Als er das Medaillon zerstört hatte, bei seiner Rückkehr, hatte er noch geglaubt, gehofft, dass es ihm Lügen eingeflößt hatte, nun aber wusste er, dass es Wahrheiten waren von denen er nichts wissen wollte.
»Nun, es ist so - »
»Hör auf, hört beide auf mit euren Lügen.«, rief Ron nun entrüstet dazwischen, bevor Harry ausreden konnte.
»Hab ich dir so wenig bedeutet?«, Ginnys Stimme brach leicht als ihr klar wurde, worauf Harry hinaus wollte und zu ihrem Horror sah Hermione sie mitfühlend an, dabei hatte sie ihr doch den Freund gestohlen.
Mehrmals öffnete Harry den Mund, um etwas zu sagen, aber fand nicht die richtigen Worte.
»Wenn -«
»Es gibt kein wenn, kein aber wie oft noch?«, schrie Ginny.
»Aber Affären, es gibt so viele Ehen, die nur auf dem Papier existieren.«, wandte Hermione ein, ohne zu bemerken wie angewidert Ron und Ginny daraufhin das Gesicht verzogen, selbst Harry schien mit einer solchen Idee nicht wirklich einverstanden zu sein.
»Du willst, dass wir wegen eurer Dummheit in Sünde leben? Die gesamte magische Welt würde uns, mich hassen.«
Hermione setzte sich niedergeschlagen auf einen Stuhl, verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte völlig verkannt, wie rückständig die magische Welt war und somit in was für ein Unglück sie sich manövriert hatten. Es waren Ginnys Worte, die ihr das eindringlich verdeutlichten. Aufgebracht ging Ginny hin und her, schüttelte hin und wieder ihren Kopf im Unglauben, was sich in den letzten Minuten abgespielt hatte.
»Wieso musstet ihr auch -«
»Du willst wissen wieso? Weil er sie haben musste, deshalb.«, ging Ron dazwischen und zeigte beschuldigend auf Harry.
»Ron, bitte.«, flehte Hermione, fasst.
»Lass ihn, für ihn geht es nur ums Ego. Es ist schon bedauerlich, dass ich gegen alle Erwartungen überlebt habe oder, Ron?«, reichte es Harry.
»Das bringt doch alles nichts, mit haltlosen Beschuldigungen kommen wir nicht weiter.«, hörte er Hermione sagen und es brachte ihn zum Schweigen, doch funkelte er weiterhin Ron an.
Es war schließlich Ginny, die wie von einer Idee beseelt, stehen blieb und zu Hermione starrte.
»Wieso hab ich nicht schon eher dran gedacht?«, fragte sie sich selbst und griff sich an die Stirn.
Ihr Ausbruch löste Verwirrung aus, keiner wusste, worauf sie hinaus wollte.
»Es ist eine alte Klausel um rein blutige Familien vor einer falschen Heirat zu schützen -«
»Das ist nicht dein ernst, Ginny!«, unterbrach Ron seine Schwester geschockt.
»Sie haben das Recht von dieser Möglichkeit zu erfahren.«, entgegnete sie scharf und brachte ihn zum Schweigen.
»Also, sollte einer der Eheleute im Blutstatus geringer stehen als der andere dann gab es die Möglichkeit die Ehe zu beenden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Klausel nie geändert wurde -«
»Sie hätte keinerlei Rechte mehr, es ist barbarisch.«, brüllte Ron mit hochrotem Kopf.
»Harry könnte aber Hermione verstoßen und dem ganzen Unsinn ein Ende setzen.«, zischte Ginny empört, immerhin gab es eine Lösung und wenn das der Preis war, dann war es für sie hinnehmbar.
Hoffnungsvoll sah Hermione zu Harry, doch er schüttelte nur den Kopf.
»Denk nicht einmal daran, Hermione.«, warnte er sie, doch hatte sie unlängst beschlossen, dass sie dem zustimmen würde, ja, ihn darum beten würde.
»Harry, du könntest -« Stand sie nun wieder.
»Nein, das kommt nicht in Frage.« Unterbrach er sie wütend.
»Würdet ihr uns alleine lassen, ich muss mit Hermione alleine reden?«, fragte er die Geschwister, doch sie reagierten nicht, blieben stattdessen demonstrativ mit verschränkten Armen ungerührt stehen.
»Okay, wenn ihr nicht geht, gehen wir.«, damit griff er nach Hermiones Hand und marschierte mit unterdrückten Zorn aus dem Krankenflügel.
»Harry, was hast du vor?« Sie hatte Mühe Schritt zu halten.
Doch antwortete er ihr nicht, vielmehr war er damit beschäftigt einen Ort zu finden, wo er ungestört mit ihr reden konnte. Sie brauchten nicht weit zu gehen, keines der Klassenräume war besetzt, schon die erste Tür brachte sie in einen Raum, der für seine Zwecke ausreichte.
Harry ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Minutenlang starrte er sie nur wortlos an, während sie nervös auf ihre Lippe biss.
»Bist du von allen guten Geistern verlassen, wie kannst du das überhaupt nur in Erwägung ziehen?«, fragte er sie schließlich leise.
Die Wut über sie war verflogen, war draußen im Flur zurückgeblieben. Angestrengt schloss Hermione ihre Augen und atmete tief durch.
»Es ist die einzige Möglichkeit, Harry. Nur so hast du eine echte Chance glücklich zu werden und das willst du doch, oder?«, sagte sie mit Tränen in den Augen.
»Ja, aber -«
»Verstoß mich, dann bist du frei für Ginny, bitte, Harry.«
»Hast du nicht gehört, was Ron gesagt hat? Verstehst du nicht, was das bedeutet? Deine gesamte Zukunft wäre zu Nichte, du könntest niemals einen vernünftigen Beruf ausüben.«, sprach er eindringlich auf sie ein.
»Alles besser, als daran schuld zu sein, dass du nicht endlich deine Träume verwirklichen kannst.«, flüsterte sie, während sich die ersten Tränen ihren Weg über ihre Wangen bahnten.
»Glaubst du, ich bin es etwa, wenn ich weiß, dass du wegen mir ein Leben führen musst, was deinen Fähigkeiten in keinster Weise gerecht wird?«
Harry stand ihr direkt gegenüber und versuchte ihre Tränen wegzuwischen.
»Harry.«, sie sah ihn eindringlich an, doch war es offensichtlich zwecklos.
Er schüttelte nur den Kopf und umarmte sie.
»Wir werden schon eine Lösung finden, eine mit der wir beide leben können.«, sagte er mit der Absicht sie zu beruhigen, doch hatte es einen gegenteiligen Effekt.
»Es gibt keine andere, das hast du doch eben gehört.«, vorwurfsvoll sagte sie es und drückte ihn von sich.
DU LIEST GERADE
Verzweiflungstat
FanficÜberleben ist unwahrscheinlich. Sie sind alleine, bar jeder Hoffnung und wollen sich nur den einen Wunsch erfüllen, doch was ist wenn sie doch überleben, es doch ein Happy End gibt?