Dicke graue Rauchschwaden konnte man an der Decke der Bahnhofshalle ausmachen, als die rote Lok einfuhr. Trotz des Dampfes und dem Auflauf von Menschen war sie unverkennbar und wies ihnen den Weg. Harry fühlte sich wie in einem entfernten Traum, nie hätte er geglaubt, dass er noch einmal mit dem Hogwarts Express fahren würde doch hier waren sie in London am berühmten Bahnsteig 9 3/4. Durch den Krieg und deren Verluste waren mehrere Jahrgänge zusammen gelegt worden. Die neue Schulleiterin Professor McGonagall hatte es wohl zu ihrer Aufgabe gemacht das vergangene Schuljahr anders zu bewerten als es üblich war, da der Betrieb in Hogwarts nicht nur gestört gewesen war sondern die Kinder am Lernen gehindert wurden.
Zwar wurde vielen Schülern der höheren Jahrgänge eingeräumt ihre OWLs oder NEWTs formal im Ministerium zu machen, doch fehlte vielen der Schulstoff, um sie auch erfolgreich zu bestehen. Hinzu kam, dass Mugglegeborene überhaupt keine Gelegenheit gehabt hatten Hogwarts zu besuchen. Daher hatte man sich dazu entschlossen die Jahrgänge zusammen zu legen, das bedeutete dass Ginny nun im gleichen Jahrgang sein würde wie Harry und Hermione. Nur eine weitere Tatsache, die Harry dazu brachte eine Rückkehr nach Hogwarts abzulehnen wäre nicht Hermione gewesen. Sie zählte ihm alle Gründe auf weshalb er dieses Angebot annehmen sollte und er musste zugeben, sie hatte Recht.
Er wollte nie wegen seines Ruhms in der Zaubererwelt etwas erreichen und ohne einen Abschluss wäre dies unmöglich. Um Auror zu werden waren NEWTs zwingend, vermutlich würde er in einigen Fächern auch ohne einen Besuch in Hogwarts sie erhalten, aber nicht in Zaubertränke oder Geschichte, um nur zwei Fächer zu nennen. Auch war es eine gute, wenn auch teilweise schmerzhafte Weise, um zurück ins normale Leben zu kommen, mit einer Struktur, wie Hermione es zu betonen liebte. Zwar fragte sich Harry, ob ähnliche Gründe bei ihr überhaupt zutrafen, immerhin hatte sie sicherlich genug Kenntnisse in allen Fächern, um ohne weiteres die NEWTs zu bestehen, aber er nahm es gerne an, dass sie mit ihm zusammen wieder in Hogwarts sein würde.
Nun standen sie hier mit ihrem Gepäck und waren kurz davor den Zug zu betreten. Die Grangers waren in Australien geblieben, wo Harry und Hermione die vergangenen Wochen verbracht hatten. Sie hatten die Zeit genutzt, um die Gegend zu erkunden, ihren Eltern zu helfen unter ihrer wahren Identität dort zu bleiben und nicht zuletzt, um zu vergessen in was für einer vertrackten Situation sie eigentlich waren. Ohne Ron oder Ginny im Umkreis gelang dies ihnen bemerkenswert gut. Es war schlicht, wie ein langer Urlaub gewesen unter Freunden, dies zumindest redeten sie sich ein.
Es machte Harry unruhig zu wissen, dass sie auf Ginny treffen würden und was es bei Hermione auslösen würde. Während sie in Australien waren, hatte sie die Verstoßung kein einziges Mal mehr erwähnt gehabt. Das Verhältnis zwischen ihnen war bestens, sie waren sich näher als je zuvor und Harry wusste nicht mehr, ob er bereit war das wieder aufzugeben. Hatte er sonst immer wieder das Gefühl gehabt außen vor zu stehen, wie das fünfte Rad am Wagen so hatte er sich in Australien dazugehörig gefühlt. Eine neue Erfahrung für ihn.
»Kommst du?«, holte Hermiones Stimme ihn aus den Gedanken.
Er nickte und bückte sich, um ihr mit dem Koffer zu helfen, doch bevor er überhaupt anpacken konnte, sprach sie einen Spruch und das Gepäck schwebte vor ihnen.
»Daran hätten wir auch in Darwin öfters denken können.«, schmunzelte Harry.
»An was?«, fragte sie perplex, während sie den Zug endlich bestiegen.
Sie waren absichtlich weiter hinten, wo viel weniger Schüler und Eltern waren. Durch die Sommerbräune und den längeren Haaren war es allerdings schwieriger Harry, als den Außerwählten sofort zu erkennen. Trotzdem konnte man nie vorsichtig genug sein.
»Na, dass wir zaubern können.« Er lachte.
Tatsächlich hatten beide erst Tage später daran gedacht, dass sie für Harry ein weiteres Bett hätten herzaubern können oder das Zimmer vergrößern. Etliche weitere Begebenheiten kamen noch hinzu, wo sie die einfachste Lösung schlicht vergaßen. Im Nachhinein war es gleichgültig gewesen, sie hatten die Mugglelösung vorgezogen, wohl auch mit der Ausrede, dass sie beide Abstand von der Zaubererwelt brauchten und weniger, weil sie die Nähe genossen.
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Verzweiflungstat
FanfictionÜberleben ist unwahrscheinlich. Sie sind alleine, bar jeder Hoffnung und wollen sich nur den einen Wunsch erfüllen, doch was ist wenn sie doch überleben, es doch ein Happy End gibt?