In dem Licht sah seine Haut ungesund bleich aus, er passte so wenig nach Australien wie seine Klamotten, die er noch trug. Helle grüne Augen sahen ihn nachdenklich an, es war sein eigenes Spiegelbild, die schwarzen Haare waren wie immer unkontrollierbar. Für einen Moment fragte er sich, was Hermiones Eltern wohl von ihm dachten, während er mit dem Zähneputzen inne hielt. War er für sie auch dieser merkwürdige Typ, der ihnen ihre Tochter entfremdet hatte, der an all dem Unheil Schuld hatte? Dann aber besann er sich, die Grangers waren nicht die Dursleys. Harry fühlte sich fehl am Platz, eigentlich sollte er in dem alten, düsteren magischen Haus in London sein und nicht in Darwin. Nicht hier in einem normalen, hellen Haus, als sei all das erlebte nur ein entfernter Traum gewesen.
Das Badezimmer war geräumig und in einem strahlenden Weiß gehalten. Auf dem Toilettendeckel hatte er die Schlafsachen gelegt, die ihm Jane gegeben hatte. Immer noch verstand Harry nicht, wieso sie darauf bestanden hatte, dass Hermione und er hier übernachten sollten noch weniger warum sie darauf eingegangen waren. Vielleicht, so überlegte er, war es nicht verkehrt etwas Abstand von der magischen Welt zu gewinnen. Gerade jetzt war Harry in England nicht vor seinem unfreiwilligen Ruhm gefeit und nach dem Jahr was hinter ihm lag, wollte er eigentlich nur eine Atempause. Doch dabei hatte er sicherlich nicht an Australien gedacht oder gar an die Mugglewelt.
Wie auf Autopilot zog er sich um und ging über den Flur in das Gästezimmer, was er mit Hermione teilen würde. Für die Grangers schien es selbstverständlich zu sein, dass Harry und Hermione in einem Bett schlafen würden. Sie hatten keine Ahnung, dass die Heirat weniger auf Verliebtheit basierte sondern vielmehr auf Angst, Verzweiflung und dass es kein wirkliches Zurück gab, etwas was sie auch nie erfahren würden wenn es nach Harry ginge.
Mit dem Rücken zu ihm gedreht, saß Hermione im Schneidersitz auf dem Bett und, das überraschte ihn ganz und gar nicht, las, als er die Tür öffnete. Sie trug jetzt ein graues T-Shirt, klemmte sich hin und wieder eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Ihre kurze Hose war nur zu erahnen. Zwar hatten sie über Monate ein Zelt geteilt und miteinander sogar eine Nacht, so war der Anblick, die Situation völlig anders. Harry fühlte wie er nervös wurde.
»Ich versteh dich einfach nicht.«. Hörte er sie sagen und schon am Ton wusste er, dass er in Schwierigkeiten war.
»Bitte?«, verstand er nicht, worauf sie hinaus wollte.
Harry ging ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich während Hermione frustriert das Buch zu klappte und vom Bett aufstand.
»Dass du immer etwas auf eigene Faust tun musst gegen jede Vernunft.«, zischte sie und ihre Augen funkelten.
»Das sagt gerade die Richtige.«, entgegnete er und wusste, dass er ihr unrecht tat.
»Ich?«, fragte sie gefährlich und ging auf ihn zu, »Ich habe nicht gerade einen Zauberstab in einem Gebiet verbrannt, wo es seit Wochen nicht mehr geregnet hat.«
»Oh.«, und er musste Grinsen, »Dafür war es ein schönes Feuerwerk.«
»Nur weil du Glück hattest.«, klang sie nun was milder.
»Hab ich das nicht immer?«, feixte er und zauberte ihr ein Lächeln auf die Lippen.
Harry setzte sich auf das Bett und fand das Buch vor, was sie vorhin gelesen hatte.
»Was liest du da überhaupt?«, neugierig griff er nach dem Buch, was mit dem Cover zur Bettdecke lag.
Gerade hatte er es mit den Fingerspitzen berührt, da sah er im Augenwinkel, wie Hermione es wegnehmen wollte, doch war Harry schneller.
»Harry, gib es her!« Und sie versuchte es immer wieder aus seiner Hand zu nehmen.
Er musste ihr ausweichen, es außer Reichweite halten. Jetzt war er erst recht daran interessiert, was für ein Buch das war. Doch hatte er nicht mit Hermione gerechnet, sie gab nicht so schnell auf. Erst setzt sie nur neben ihn auf das Bett, versuchte um ihn zu greifen, da er es in der rechten Hand hielt und immer wieder versucht war den Titel von dem gelb schwarzen Cover abzulesen dann aber hatte sie genug und ging auf Frontalangriff über. Über seinen Schoß hinweg griff sie nach seinen Arm um ihn zu sich zu ziehen, doch Harry war eindeutig stärker, so zog sie sich selbst an seinem Arm hoch und saß nunmehr rittlings auf seinem Schoß.
»Es ist doch nur ein Buch.«, sagte er amüsiert.
»Dann kannst du es mir ja auch geben.«, atmete sie schwerer und versuchte immer noch vergeblich es ihm wegzunehmen.
Er hatte es mittlerweile hinter seinem Rücken, knapp konnte er das Buch in die Linke nehmen da hatte sie schon um ihn herum gegriffen wieder war er ihr zuvorgekommen. Mit einer Armlänge von ihr entfernt hielt er nun das Corpus Delicti in seiner linken Hand.
»Harry!«, rief sie nun frustriert, versuchte gleichzeitig an das Buch heranzukommen.
Er hingegen streckte seinen Arm, soweit er konnte nach hinten mit ihr in seinem Schoß, verlor er irgendwann jedoch die Balance und beide fielen rücklings aufs Bett. Trotzdem kam Hermione immer noch nicht an seine linke heran. Also robbte sie sich was näher, war nun mit Harry auf Augenhöhe. Sie war auch schon mit ihren Fingerspitzen am Buch dran.
»Oops.«, lachte er und ließ es auf den Boden fallen.
Für Sekunden funkelte sie ihn wütend an, bevor ihr bewusst wurde wie nah sie sich waren. Sie fühlte wohl genauso wie er den Atem des anderen auf der Haut, wie die Augen auf und ab wanderten. Vor allem aber wie seine Hand auf ihrem unbekleideten Oberschenkel lag. Die Zeit schien still zu stehen. Es war schließlich Harry, der mit der linken ihr eine Haarsträhne hinters Ohr wischte.
»Wir sollten, », Harry schluckte, »schlafen gehen.«
»Ja, du hast recht.«, gab sie zerknirscht zu und stieg von ihm ab.
Er stand vom Bett auf, zeitgleich nahm er ein Kissen und eine Decke an sich.
»Am besten ich schlaf auf den Boden.«, meinte er und richtete sich ein provisorisches Bett her.
Alles ging so plötzlich, dass Hermione nur dümmlich nicken konnte und ihn machen ließ. Minuten später, das Licht war erloschen, lag sie wach im Bett, während Harry sich auf den Boden wälzte.
»Also wirklich, das ist so idiotisch.«, rief sie unerwartet aus.
»Harry, komm her.«, lehnte sie sich über die Kante zu ihm und zupfte an seiner Decke.
»Was?«, fragte er verwundert aber müde.
»Du sollst her kommen.«, sagte sie nun streng und zog an seinem Arm.
Mühsam stand er auf, doch als er schon mit einem Knie auf der Matratze war, hielt er inne.
»Hermione?«, sagte er vorwurfsvoll.
»Um Gottes willen, Harry. Wir sind Freunde, haben Monate allein miteinander verbracht. Du bist mein Ehemann und wir hatten Sex, dann kannst du mit mir auch in einem Bett schlafen.«, entrüstete sie sich und zog Harry zu sich ins Bett.
Geschlagen ließ er sich auf die Matratze nieder und sie kuschelte sich an ihn.
»Gute Nacht, Harry.«, flüsterte sie.
»Gute Nacht, Mrs Potter.«, sagte er, was ihm einen leichten Schlag gegen die Schulter einbrachte, aber nicht das Grinsen aus dem Gesicht tilgen konnte.
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Verzweiflungstat
FanfictionÜberleben ist unwahrscheinlich. Sie sind alleine, bar jeder Hoffnung und wollen sich nur den einen Wunsch erfüllen, doch was ist wenn sie doch überleben, es doch ein Happy End gibt?