Brothers'

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Jack's part

Ich begutachtete den Fremden, den Jeff hergebracht hatte. "Und wer ist das, wenn ich fragen darf?"

"Das ist mein Bruder, Liu", meinte Jeff lächelnd. "Ich dachte du hast keine Familie", fragte ich misstrauisch. "Habe ich auch nicht", widersprach er. Ich blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Er fing an zu erklären: "Ich habe meine Eltern erstochen und meinen Bruder fast mit. Doch er hat überlebt und ist zu mir gekommen. Ich habe ihm erlaubt, bei uns zu wohnen, wenn's für dich okay ist." "Solange er mir nicht im Weg steht", knurrte ich, drehte mich um und rannte in meinen Raum. Auch, wenn Jeff es selbst vorher nicht gewusst hatte, hatte er mich trotzdem irgendwie angelogen...

Ich atmete tief ein, bevor ich die geheime Treppe vom Zimmer ansteuerte und in den Keller kletterte. Der Keller, mein Geheimversteck. Hier konnte ich in Ruhe alles durchführen, wonach ich gerade Lust hatte. Obwohl...

"Hilfe!", rief eine weibliche Stimme. Ich ging in die hinterste Ecke des Kellers zu dem großen, alten Hundezwinger. "Meine Fresse, du weist genau, dass die Wände schalldicht sind und dich keiner hören kann", zischte ich dem jungen Mädchen zu, meiner Ausnahme. Meine Folterpuppe, doch ich wusste nicht, wieso ich sie folterte. Sie fletschte die Zähne. Ich grinste und ging auf sie zu. "Wehe, du Schwein! Komm mir nicht zu nahe!" Die schwarzhaarige Schönheit hob schützend die Hände. Ich lächelte immer mehr, schloss die Tür auf und packte sie an den Handgelenken. Nachdem ich sie hochgezogen hatte, versetzte ich ihr einen Tritt gegen's Schienbein, um sie ruhig zustellen. Dann fesselte ich sie so an die Wand, dass sie weder stehen noch sitzen konnte. "Schau nicht so ängstlich, meine Hübsche. Wie war noch gleich dein Name?", fragte ich, während ich mir ein Skalpell vom Tisch nahm. Sie verzog das Gesicht und spukte mir vor die Füße. "Hey Püppchen! Ich hab dich was gefragt!" Mit diesen Worten schlug ich ihr mit der Faust ins Gesicht. Jetzt blutete sie aus der Nase. Sie wollte sich auf den Boden sinken lassen, aber die Fesseln ließen es nicht zu. "Wie heißt du?", fragte ich sie noch einmal mit wütendem Ton. Sie blickte mich nur mit gequältem Blick an. Ich nahm das Skalpell und ritzte ihr über den Ellbogen. Sie schrie auf. "Paula!", kam es aus ihrem Mund.

"Ach geht doch. Na dann, Paula. Wir werden ganz viel Spaß miteinander haben", ich grinste und wollte gerade das Skalpell in ihrem Gesicht ansetzen, als ich von oben Jeff's Stimme hörte: "Jack! E. J.! Wo bist du?!" Ich schüttelte seufzend den Kopf. Dann rief ich: "Ich komme gleich!!!" Das Skalpell legte ich auf den Tisch. Eine Weile blieb ich noch stehen, bevor ich Paula zuflüsterte: "Entschuldige mich kurz. Ich habe etwas zu erledigen." Schnell kletterte ich die Leiter hoch und verschloss die Falltür. 

Als ich die Zimmertür öffnete, stand der schwarzhaarige Junge mit dem immergrinsendem Gesicht davor. "Ja, was gibt's?", fragte ich desinteressiert. "Nochmal wegen Liu", fing er an. "Es tut mir Leid, das ich dir nichts von meinem Bruder erzählt hab..." "Schon okay", log ich, "du konntest ja nicht wissen, dass er noch lebt." "Danke", meinte er, noch breiter grinsend, als so schon. "Es ist ein schönes Gefühl einen Bruder zu haben. Ich hab ihm auch gesagt, dass er dich vielleicht besser in Ruhe lassen sollte." Ich nickte. Ach, jetzt war ich wieder der böse? "Gut, dass du das verstehst." Schon mal was von dem Wort 'Lügen' gehört? Eine Weile lang verharrten wir regungslos in der Tür. "Ich geh dann mal wieder zu meinem Bruder", sagte er. Ich nickte noch einmal und schloss dann die Tür. Und ich dachte,  wir wären Brüder...

My life after the first murder (Creepypasta)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt