Am See

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Mit Cedric saß ich noch um 21 Uhr in der Bibliothek. Und es gefiel mir, mich nicht verstellen zu müssen. Aber das war sicher nur eine einmalige Sache. Gerade konnte ich nur ich selbst sein, weil niemand anderes da war. Und Cedric vertraute ich. Wir kennen uns zwar nicht richtig. Dennoch habe ich vertrauen zu ihm. Schon seit einer halben Stunde war ich mit meinem Aufsatz fertig, dank Cedric's Hilfe.

Wir redeten gerade einfach über alles Mögliche. Über unsere Kindheit. Was wir mal werden wollen. Es fühlte sich so an, als würden wir uns schon ein Leben lang kennen.

"Rede ich gerade mit der echten Liah oder verstellst du dich gerade?", fragte er und begann ein neues Thema. Er sah mich durch seine grauen Augen neugierig an. Ich wich seinen Blicken aus und sah auf den Tisch. "Ich verstelle mich sonst immer.", antwortete ich. "So wie mich alle hier kennen, bin nicht ich.", fügte ich hinzu und sah wieder zu ihm.

Er runzelte die Stirn. "Wieso?".

"Ich schätze ich hab Angst."

"Davor dein wahres Ich preis zugeben?", fragte er nun. Ich nickte.

Er verstummte kurz und sah überlegend aus. "Wegen deiner Familie?", fragte er wenig später. Wieder nickte ich. "Du solltest dich nicht unterdrücken lassen. Bleibe dir treu.", sagte er schließlich. "Ich weiß nicht, was das für Konsequenzen hätte.", entgegnete ich darauf. Er wollte gerade etwas erwidern, doch ich kam ihm zuvor.

"Cedric, hier ist jemand.", sagte ich, als ich die sich  öffnende Tür hörte. Cedric's Augen weiteten sich, als er auf seine Uhr sah. "Es ist schon nach 22 Uhr. Filch geht durch das Schloss.", flüsterte er. Schnell standen wir auf und griffen nach unseren bereits gepackten Taschen. Cedric zog mich hinter einen Wandteppich, der bis zum Boden ging. Dahinter war eine Nische, weshalb unsere Umrisse nicht zusehen waren.

Wir waren in dem Moment sehr nah beieinander, da hier sehr wenig Platz war. Cedric zog mich nah an sich, damit wir ja nicht erwischt werden. Seine Hände drückten mich an meinem Rücken zu sich, als wir spürten, dass Filch gleich hier ist.

Meine Hände waren währenddessen auf seiner Brust. Ich starrte die ganze Zeit nach unten, und sah erst nach ein paar Sekunden zu ihm hoch. Er sah die ganze Zeit schon zu mir runter. Wir waren so nah, dass ich seinen Atem auf meinem Kopf spürte.

"Komm, Mrs Norris. Hier ist niemand.", hörten wir Filch sagen. Anschließend folgten wieder Schritte. Als die Tür ins Schloss fiel, blieben wir immer noch in der Position.

Wir waren in unseren gegenseitigen Blicken gefangen. Keiner regte sich auf irgendeine Weise. Seine Lippen formten sich zu einem kleinem Lächeln, dass sofort wieder aus seinem Gesicht wich. Er kam mir plötzlich immer näher. Realisieren tat ich es erst, als seine Lippen auf meinen lagen. Nach wenigen Sekunden löste er sich auch wieder. "Tut mir leid...ich konnte nicht anders...Ich habe dich nie gehasst.", sagte er schließlich. Was meinte er mit dem letzten Teil?

Auf den Kuss ging ich nicht ein. Ebenso auf die Aussage, dass er mich nie gehasst hat. "Kann das unter uns bleiben? Alles was heute passiert ist.", fragte ich leise. Er sah für ein Moment verletzt aus, doch nickte.

"Ich sollte mich wohl daran gewöhnen, dass ich nicht mehr mit der richtigen Liah reden werde?", fragte er. "Nicht solange andere anwesend sind.", antwortete ich und wollte gehen. Doch er hielt mich an meinem Unterarm zurück. "Werde ich zu so einer Gelegenheit überhaupt nochmal kommen?", fragte er dieses Mal.

Ich antwortete auf die Frage nicht. "Gute Nacht, Cedric.", sagte ich stattdessen und schaffte es aus seinem Griff. Schwer war es nicht, denn er hielt mich sanft. Ich hörte ein leises "Gute Nacht.", als ich hinter den Regalen verschwand.

*****

Der Kuss von gestern ging mir die ganze Zeit nicht aus dem Kopf.

Hat das für ihn was bedeutet?

Hat er in der kurzen Zeit Gefühle entwickelt?

Oder hatte er die schon? Hat er das gemeint, als er sagte, er hätte mich nie gehasst?

Es ging mir gerade so vieles über ihn durch den Kopf.

"Liah? Hörst du mir zu?", holte mich Sophie zurück in die Realität. "Was?", fragte ich schnell. Sie rollte die Augen. "Wo warst du gestern Nacht? Um 22 Uhr solltest  du schon längst da gewesen sein, das warst du aber nicht. Und dann bin ich morgens aufgewacht und sehe, wie du in deinem Bett schläfst. Also...wo warst du?", fragte sie und zog gespannt ihre Augenbrauen hoch.

"Ich war in der Bibliothek und habe die ganze Zeit an meinen Aufsatz für Snape gearbeitet. Wurde beinahe von Filch erwischt.", erklärte ich, nur ohne Cedric. Sie nickte. "Also...", begann sie, doch ich hörte wieder nicht zu. Ich bemerkte, dass Cedric mich anstarrte. Wir starrten uns schließlich gegenseitig an.

Ich presste leicht meine Lippen zusammen und sah wieder zu Sophie. "Kannst du das wiederholen?". Sie seufzte. "Wo bist du bloß mit deinen Gedanken? Ich habe gefragt, ob du Lust hast später mit mir an den See zu gehen.", wiederholte sie. "Oh, klar.", antwortete ich und war schließlich wieder in meinen Gedanken, die Hauptsächlich Cedric beinhalteten.

Ich habe mich das erste mal jemandem geöffnet. Und das war wahrscheinlich einmalig. Nochmal werde ich mich nicht öffnen können. Ich bin als die eiskalte hier bekannt. Meine Eltern sind stolz auf mich. Die Angst davor, dass der Stolz meiner Familie vergeht, hielt mich davon ab Ich zu sein. Cedric war die erste Person der ich mich anvertraut habe, und ich hoffte, dass ich es nicht bereuen würde.

*****

Am See

Sophie und ich saßen an einem Baum. "Hast du heute mitbekommen, was das Schlammblut Sanderson getan hat?", fragte sie. Ich schüttelte den Kopf. "Was denn?"

Während sie erklärte, band ich meine dunklen Locken, die denen von Tante Bellatrix ähnelten zu einem Dutt zusammen. "Sie hat versucht Daphne zu verzaubern. SIE. Ein Schlammblut. Ihr Furunkelfluch ging aber in die Hose. Was erwartet man den sonst von einem Schlammblut?".

In dem Moment kam Cedric mit Lyra Tonks - meiner Cousine - vorbei. Natürlich hatten die gehört, was Sophie erzählte.

Sie wollten gerade an uns vorbei, da stand Sophie auf und sprach zu Lyra, die den Rücken zu uns gekehrt hatte. "Apropos Schlammblut. Tonks, wie geht es deinem Schlammblutvater?", begann sie.

Sie drehte sich um, was Cedric ihr gleich tat. "Oh, tut mir leid. Ich vergaß, dass er ja unter der Erde liegt.", provozierte sie weiter. Lyra's Haare wurden von einem hellen Braun zu einem satten Rot. Und ihr Blick wurde immer gehässiger. Genau wie der von Cedric. "Wer tötete ihn noch gleich?", fragte sie und tat überlegend. "Ah, ja. Es war Bellatrix Lestrange. Deine Tante.", grinste sie nun.

Ich fühlte mich schlecht, neben Cedric nicht Ich sein zu können. Einfach weil er die Wahrheit wusste. Also stand ich nur da. Ohne etwas zu tun oder zu sagen. Eigentlich würde ich auch provozieren, um meine Fassade aufrecht zu erhalten. Aber während Cedric's Anwesenheit packten mich einfach die Schuldgefühle.

"Dein Vater war unfähig, als er gegen Bellatrix kämpfte. Das war er bestimmt sonst auch", provozierte sie weiter. "Sophie, lass es. Du hattest deinen Spaß. Es reicht.", flüsterte ich.

Sie lachte wieder. Dieses Mal jedoch leiser. Ihr Zauberstab war nun auf Lyra gerichtet, weshalb Cedric ebenfalls seinen zückte, doch diese kam ihm zuvor und entwaffnete ihn.

Lyra dachte gar nicht daran sich mit Magie zu wehren, wie man es tun würde, wenn jemand den Ansatz macht einen zu verzaubern.

"Glaube nicht, dass ich so tief wie du sinken werde und dich erniedrigen würde.", sagte Lyra das erste Mal seit dem Aufeinandertreffen. Sie ging. Cedric sah kurz zu mir, holte seinen Zauberstab und ging ebenfalls.

"So tief sinken...der zeige ich's", sagte sie aufgebracht eher zu sich selber.

Sie hob ihre Hand mit dem  Zauberstab und richtete ihn auf Lyra. "Stupor!".

Forbidden Love ~ (Cedric Diggory Fan-Ficton)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt