Kapitel 6

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Erstellt am: 24.09.2018

- Kamarias Sicht -

Etwas müde und erschöpft erhebe ich mich von meinem Sitz, schnappe mir meine Tasche von dem Sitz neben mir und mache mich auf den Weg nach draußen. Etwa die halbe Flugzeit habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, ob ich nicht doch hätte in der E-Klasse bleiben sollen. Alles, was ich davon habe, sind wahnsinnige Kopfschmerzen. Mit einem pochenden Schmerz im Schädel, steige ich aus dem Flugzeug.  /Wo zum Teufel bin ich hier eigentlich? Und wieso ist es hier so verdammt kalt!?/, frage ich mich und sehe mich irritiert um. Weit und breit sind nur Schnee und Eis zu sehen, was mich allerdings nicht wirklich weiterbringt. /Wieso können diese Fritzen von der Regierung einem eigentlich nie sagen, wo sie einen hinbringen? Selbst mein Vater kriegt das nur in den seltensten Fällen hin./, beschwere ich mich gedanklich. "Sie hätten wenigstens erwähnen können, dass ich etwas dickere Klamotten einstecken soll.", meckere ich so vor mich hin und überlege weiterhin, wo ich denn sein könnte. Ein paar Sekunden später wird meine Konzentration auf etwas anderes, oder besser jemand anderes, gelenkt. Es handelt sich um einen mir wohl bekannten Mann von 27 Jahren mit kurzen, blonden Haaren und braunen Augen, der direkt auf mich zukommt. /Er trägt Winterklamotten.../, stelle ich beleidigt fest.
"Alasdair!", begrüße ich ihn fröhlich und er tut es mit mir mit einem freudigen "Hey Kleine! Schön, dich wiederzusehen" gleich. "Nur weil du mit deinen zwei Metern einfach mal fünfunddreißig Zentimeter größer bist als ich, musst du mich noch lange nicht Kleine nennen!", beschwere ich mich bei ihm, woraufhin er mir mit einem verschmitzten Lächeln den Kopf tätschelt, was ich nur mit einem dein-scheiß-Ernst?-Das-musste-jetzt-unbedingt-wieder-sein,-oder?-Blick würdigte.
"Sag mal Alasdair, wo genau bin ich hier eigentlich?" "Du bist in Alaska, meine Liebe." "ALASKA!?! Du hast jetzt nicht allen Ernstes Alaska gesagt?!" "Jaja... ich weiß, ich hätte dir das früher sagen sollen. Aber um dich zu beruhigen, ich habe dir ein paar Wintersachen mitgebracht.", versucht er mich zu beschwichtigen. "Das will ich auch für dich hoffen!", meckere ich ihn an. "Willst du mir jetzt noch eine Moralpredigt halten und nebenbei erfrieren oder kommst du jetzt erst einmal mit mir mit?" "Okay, okay. Ich komme ja... Na los, lauf!", mache ich mit meiner Hand Scheuchbewegungen und grinse ihn frech an. "Du wirst dich wohl niemals ändern, was?", schüttelt er lächelnd den Kopf, bevor er losgeht. "Nope.", meine ich noch und folge ihm dann. Schließlich bringt Alasdair mich mit einem Wagen zu Samantha.
"KAMA!!", schreit Samantha winkend über den ganzen Platz, bevor sie auch schon auf mich zugerannt kommt. Natürlich laufe ich ihr freudig entgegen, sodass wir uns in der Mitte treffen. Wir fallen uns mit solch einem Schwung in die Arme, dass wir uns fast nicht mehr auf den Beinen halten können. "Kama, du hast ja keine Ahnung, wie sehr du mir gefehlt hast.", meint sie und scheint mich gar nicht mehr loslassen zu wollen. "Ich kann es mir vorstellen. Mir ging es wahrscheinlich genauso wie dir. Hast du schon gehört, dass mein Vater sich dazu bereit erklärt hat, dich zu adoptieren?", frage ich sie. "Was echt!? Er will mich adoptieren? Das heißt, wir werden jetzt quasi Schwestern?!", freut sie sich nun noch mehr - falls das überhaupt noch möglich war - und schnürt mir nun schon fast die Luft ab. "Sam, ich brauche Sauerstoff zum überleben." "Sorry", lässt sie mich nun doch wieder los. "Komme ich denn dann auch in die E-Klasse?" "So sieht der Plan aus." "Dann musst du mir alles über die Klasse erzählen. Und ganz besonders interessiert mich dieser Karma Akabane." "Ja... ich werde dir alles erzählen."
"Das muss warten. Jetzt steigt ihr erst einmal in den Helikopter da drüben.", unterbricht uns Alasdair und deutet hinter uns. "Damit werdet ihr dann zu eurem Einsatzort gebracht." "Wie? Wir bleiben nicht hier?", wundert sich Samantha. "Alasdair?", nenne ich ihn mahnend beim Namen. "Was hast du mir denn noch verschwiegen?", hake ich nach. "Der hat uns doch wieder nur die Hälfte erzählt, damit er sichergehen kann, dass wir uns auch schön für den Auftrag melden und wenn wir dann nicht mehr aus der Nummer raus können, erzählt er uns erst die ganze Wahrheit.", meint Sam zu mir, mit einem kritischen Blick auf Alasdair. Dieser verdreht nur die Augen. "Lasst euch doch einfach überraschen.", meint er dann und geht vor. Samantha und ich folgen ihm. Unterwegs informiert uns Alasdair genauer über unseren Auftrag, gibt uns alle Informationen, die wir brauchen, und erteilt uns genaue Anweisungen. Es dauert eine ganze Weile, bis er fertig ist.
"Grönland!? GRÖNLAND!?!", schreie ich Alasdair an. "Ist ja gut ich hab's verstanden. Nächstes mal sage ich es dir vorher.", versucht er mich zu beschwichtigen. "Das hilft mir jetzt auch nicht mehr!!" "Erst schickt ihr mich in die Wüste und jetzt in die Eiswüste. Aber sonst geht's euch gut?", mischt sich Sam mit ein. "Klar geht's dem gut! Der muss ja nicht in dieser Scheißkälte bleiben!", kritisiere ich Alasdair weiter. Dieser hat es mittlerweile aufgegeben, Samantha und mich zu beruhigen. Als wir an unserem Ziel ankommen, drückt er uns unsere gefälschten Pässe in die Hand, scheucht und aus dem Hubschrauber und verabschiedet sich von uns mit der Aussage, dass er uns nach unserem Auftrag wieder abholen wurde und sich unsere erhitzten Gemüter durch den Schnee bis dahin hoffentlich etwas abgekühlt haben.
Kaum haben wir uns auf den Weg gemacht, hebt der Hubschrauber auch schon wieder ab und verschwindet wieder in die Richtung, aus der er gekommen ist. Am Eingang der Forschungsstation angekommen, werden wir von zwei Wachmännern hereingelassen und von einer etwa 27-jährigen, merkwürdigen Frau begrüßt. Sie hat braune Augen, schulterlange, blonde Haare, die sie mit einem, wie ich wenig später bemerke, grauen Haarband zusammengebunden hat, trägt eine silberne Brille und einen Laborkittel. Sie stellt sich uns als Miss Ghrian vor und bittet uns ihr zu folgen. "Ghrian ist, glaube ich zumindest, das irische Wort für Sonne.", flüstert Samantha mir zu, als wir Miss Ghrian durch die Gänge folgen. Dabei hallt von den Wänden das Klackern von Miss Ghrian's schwarzen Stöckelschuhen wieder. "Sonne? Ja, so sieht die aus.", merke ich sarkastisch an und bringe Samantha damit zum lachen, denn eine Sonne scheint diese Frau wirklich nicht so sein. Die Realität sieht so aus, dass sie sich zwar alle Mühe gibt, freundlich und nett zu erscheinen, die Kombination ihrer falschen und übertriebenen Freundlichkeit und Fröhlichkeit allerdings eher das Gegenteil bewirkt. Ihre schrille Stimme tut ihr Übriges. Insgesamt erscheint sie mir sehr suspekt. Würde mich jemand fragen, würde ich diese Wissenschaftlerin wohl als unsympathische Heuchlerin beschreiben, der man auf keinen Fall über den Weg trauen sollte, was ich auch nicht tun werde. Samantha scheint auch nicht sonderlich begeistert von ihr zu sein. Es ist also besser, dass wir ihr kein Wort glauben.
In Gedanken gehe ich noch einmal Alasdair's Anweisungen durch. Der Grund für unseren Aufenthalt in dieser Forschungsstation ist, dass die japanischen und amerikanischen Geheimdienste vermuten, dass die Wissenschaftler in dieser Station fragwürdige Experimente durchführen. Um welche Art von Experimenten es sich handelt, weiß man nicht, weshalb man uns hier eingeschleust hat. Man hat uns ausgebildeten erwachsenen Agenten vorgezogen in der Annahme, dass diese Leute hier keine Gefahr in zwei siebzehjährigen Mädchen, wie es auf unseren gefälschten Pässen steht, sehen werden und wir uns daher unauffällig hier bewegen können. Doch warum man hier siebzehnjährige Mädchen überhaupt rein lässt, ist mir unklar. Jedenfalls besteht unser Auftrag darin nachzusehen, ob wir die Gerüchte bestätigen können. Sollte dies der Fall sein, sollen wir untersuchen, um welche Art von Experimenten es sich handelt. Sollten diese oder die möglichen Ergebnisse in irgendeiner Weise eine Gefahr darstellen, würde sich das Militär darum 'kümmern'. Für unsere Spionage haben wir fünf Tage Zeit. Sollten wir uns bis dahin nicht gemeldet haben, wird die Station gestürmt. So sieht der Plan aus. Die Frage ist nur, wie viel dabei schief laufen kann...
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Vielen Dank für's lesen ♥️
1323 Wörter
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Fortsetzung folgt ...

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