0.5- ᴘʀᴏʟᴏɢᴜᴇ

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0.5 |ᴘʀᴏʟᴏɢᴜᴇ

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Ich habe nie an die Liebe geglaubt.
Wie konnte ich denn, wenn ich es nie selbst erfahren habe?

Meine Mom verließ meine Familie, als ich erst elf Jahre alt war.
Damals verstand ich noch nicht wirklich, was passiert ist, doch ich kann mich immer noch an die unglaubliche Leere erinnern, die sich ab diesem Moment in mir ausgebreitet hatte.

Sie war heute noch präsent.
Von diesem Zeitpunkt an war alles anders.

Mein Dad musste mich und meine Geschwister von nun an ganz allein großziehen, was eine große Herausforderung für ihn gewesen ist. Er fing an viel und hart zu arbeiten, damit er uns das Leben so angenehm wie nur möglich machen konnte und dadurch sahen wir ihn seltener.
Wir stritten viel und prügelten uns, lernten Schimpfwörter bereits im Kindesalter und benutzten diese gegen einander.
Wir verübten Streiche, um uns gegenseitig zu provozieren und kämpften stets darum, der Bessere in allem Möglichen zu sein.

Dad hat sich in all den Jahren nie in eine andere Frau verliebt.
Ich wusste nicht, ob er es überhaupt wollte, aber ich würde es mir für ihn wünschen, jemanden zu haben, der sich auch um ihn kümmert und ihn unterstützt.
So, wie er es bei uns tat.

Wir sagten uns kein ich liebe dich mehr, nie wieder.
Wir unterdrückten es zu weinen, um es anderen um uns herum leichter zu machen, die mit so einer Situation überfordert schienen.
Wir wurden es auf Dauer einfach so satt ständig zu weinen und von allen Seiten nichts als Mitleid und schiefe Blicke zugeworfen zu bekommen.
Wir lernten uns von Gefühlen abzuschotten, geschweige denn darüber zu reden, und stark zu werden- unabhängig, um nicht irgendwann an jemanden gebunden zu sein, der einem dann nur wieder genommen werden würde.

Je älter ich wurde, desto mehr konzentrierte ich mich nur auf die Schule und auf meine Noten, damit meine Zukunft gesichert blieb.

Wollte man, dass etwas funktionierte, musste man dafür arbeiten.

Das hatte Dad stets zu uns gesagt.
Und das tat ich.
Dadurch machte ich mir zwar wenig Freundschaften, doch auch auf diese wollte ich mich nicht vollends verlassen, nur um sie dann wieder zu verlieren.
Sei es wegen meinen ständigen Launen oder weil ich so verdammt verkorkst bin.

Meine Familie ist alles für mich. Selbst, wenn wir uns nie sagten, wie sehr wir uns eigentlich liebten und wie sehr wir einander bedeuteten. Egal, wie oft wir uns stritten.
Wir hielten dennoch zusammen, wenn es hart auf hart kam.
Doch leider viel zu früh wurde mir bewusst, dass meine Familie auch nur temporär in meinem Leben war.
Auch sie würden eines Tages verschwinden, wie alle anderen um mich herum; ob freiwillig oder nicht gewollt.
Wie falsche Freunde, die nur zu bestimmten Zeiten in deinem Leben auftauchten oder verstorbene Haustiere, die einem viel zu sehr ans Herz wuchsen, man sie jedoch jedes Mal überlebte.

Jeder müsste eines unscheinbaren Tages diese Welt verlassen.
Und diese Erkenntnis erlangt zu haben, war scheiße.

Also distanzierte ich mich auch von meinem eigen Fleisch und Blut.
In erster Linie um mich zu schützen- doch gleichzeitig schützte ich auch sie damit.

Es würde nie wieder so werden können wie früher.
Meine Vergangenheit verfolgte mich auf Schritt und Tritt, eben so wie der Gedanke, nie eine richtige Liebe erfahren zu können.
Nicht zu wissen, wie es sich anfühlt, geliebt zu werden oder einen Menschen so sehr zu lieben, dass du alles nur Erdenkliche für diese eine Person tun würdest.
Oder wie es ist, jemanden zu lieben, der dich auch zurück liebt.
Nie konnte ich das Gerede über die erste Liebe nachvollziehen, von der man sagt, man würde sie nie wirklich vergessen können.
Zwar redete ich mir und allen anderen immer ein, ich bräuchte diesen ganzen Unsinn von Emotionen nicht, doch konnte man ohne Liebe wirklich leben?
Konnte man denn ohne Liebe überleben?

Ich hatte das ständige Gefühl, nicht einmal Zeit für etwas wie die Liebe zu besitzen.
Es war ein Luxusbedürfnis, welches ich mir einfach nicht leisten konnte.
Mit all den Dingen um mich herum, brauchte ich nicht zusätzlich noch etwas, das mich noch mehr zerstören würde, als ich ohne hin schon angeschlagen war.
Ich bin kaputt- und musste lernen, mich selbst zuerst zu lieben und stückchenweise zu reparieren; mich selbst als Priorität zu setzen.
Ich durfte nicht zerbrechen.

Ich würde versuchen, einfach zu leben, selbst wenn es auch nur überleben war.
Keine Störungen oder Ablenkungen. Keine überflüssigen Gefühle, denn sie waren eben nichts anderes als das: überflüssig.

Oder?

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ᴅɪᴇ ᴜɴᴇɴᴅʟɪᴄʜᴋᴇɪᴛ ᴅᴇʀ ᴜɴᴇʀᴡɪᴅᴇʀᴛᴇɴ ʟɪᴇʙᴇWo Geschichten leben. Entdecke jetzt