29.

158 21 8
                                    

Eine Bewegung aus meinen Augenwinkeln ließ mich herumwirbeln. Der Anführer hatte eine Pistole gezückt und zielte noch immer unter Schmerzen auf mich. Krach, die Kugel löste sich aus dem Lauf und flog direkt auf mich zu, auf meinen Kopf. Nur instinktiv gelang es mir noch, ihr seitlich auszuweichen und der Schuss schlug knirschend in die Ziegelmauer hinter mir ein. Mir stockte kurz der Atem. Fuck, das war knapp gewesen! Und der Mann schien noch weitere Patronen auf Lager zu haben! Ich musste ihm die Waffe irgendwie abnehmen, und zwar schnell!

Es gelang dem Typen noch drei weitere Male, auf mich zu feuern: Eine verfehlte knapp meinen Oberkörper, eine war auf meinen Hals fixiert und eine drohte mittig in meiner Brust einzuschlagen und sie zu zerfetzen. Im Laufen neigte ich mich zurück, bis ich wie Neo aus Matrix aussehen musste, sah die Kugel über mir vorbei ziehen, ließ mich auf die Knie fallen und schlitterte das letzte Stück bis zu dem Kerl, wo ich ihm endlich die Knarre entreißen und auf seinen ehemaligen Besitzer richten konnte. Dieser hob sofort mit weit aufgerissenen Augen seine Hände, den Blick auf die leicht qualmende Mündung gerichtet. Damit hatte er eindeutig nicht gerechnet! "Haben deine Freunde auch noch solche netten Geschenke für mich?", fragte ich ihn lauernd und er schüttelte den Kopf. "N-nein, Ehrenwort!"

Seinem Ehrenwort wollte ich aber nicht zu sicher vertrauen. Wachsam ging ich zwischen den ächzenden Männern hindurch, die Pistole dabei immer bedacht von allen abgewandt. Ich kannte mich mit solchen Dingern nicht aus und am Ende erschoss ich damit noch jemanden! Das brauchte ich eindeutig nicht, aber als Druckmittel für den Notfall wollte ich sie dann doch lieber behalten!

Etwas meldete sich in meinem Kopf. Da kamen endlich Leute, die systematisch die Straßen abgrasten! Die Polizei! Perfekt! Aber sie waren noch zu weit entfernt, um nach ihnen zu rufen. Und leider hatte ich unterschätzt, wie viel Kampfgeist noch in meinen Gegnern steckte. Derjenige, der über meinen Fuß gestürzt und schmerzhaft gelandet war, hatte sich schwankend wieder aufgerappelt. Seine Stirn blutete aus zwei kleinen Platzwunden unter seiner zerrissenen Skihaube, aber das schien ihm plötzlich kaum noch etwas auszumachen, eben so wenig wie die Schusswaffe in meiner Hand. "Na warte du kleines Monster!", brüllte er verzweifelt und schlug wild in meine Richtung. Ich versuchte, seine Fäuste mit meinen Armen zu blockieren, dabei entwaffnete er mich allerdings mit einem günstigen und überraschend kräftigen Hieb aufwärts gegen den Griff. Um die eigene Achse wirbelnd und im hohen Bogen segelte die Pistole davon und sobald der Anführer das mitbekommen hatte, machte er sich daran, zu den Geldsäcken zu krabbeln! Nein! Ich hatte mich bisher so gut gemacht, sie durften mir jetzt auf keinen Fall entkommen!

Als der Mann vor mir erneut ausholte, gelang es mir, ihn an beiden Handgelenken zu packen und zu stoppen. Er atmete erschrocken auf. Na los, na los...! Es kostete mich einiges an Anstrengung und Kraftaufwand, bevor ich ihn von den Füßen reißen konnte, einmal um mich schwang und dann losließ, wie einen gigantischen Hammer beim Hammerwerfen, und er auf seinem Komplizen landete, den ich damit ebenfalls zu Fall brachte und mit einem Aufschrei unter sich begrub. Ein Blick zum Dritten im Bunde zeigte mir, dass er sich nicht weiter gerührt hatte. Er hielt sich bloß immer noch heftig atmend den Brustkorb und röchelte jedes Mal etwas, wenn er Luft holte. Der sollte hoffentlich keine Gefahr mehr darstellen...

Ich lauschte wieder. Meine Retter waren mittlerweile ziemlich nahe, vielleicht noch vier Straßen entfernt. Die Pistolenschüsse mussten sie auf die richtige Spur geführt haben! Gleich war es vorbei und ich... ich war dann vielleicht wirklich ein Held! Der Gedanke daran war schön warm und ich wartete noch kurz, ehe ich so laut wie möglich rief: "Hier sind sie! Schnell! Hierher!"

Lichtkegel tauchten am Ende der Straße auf und blendeten mich etwas, dann wurden fremde Stimmen laut. Erleichtert lächelnd vermutete ich, dass sie gleich die Diebe in Handschellen legen und abführen würden, aber sobald ich wieder etwas sehen konnte gegen die grellen Strahlen ihrer Taschenlampen, wusste ich, dass gerade das Gegenteil der Fall war...

"Keine Bewegung! Hände hinter Ihren Kopf und hinknien! Keine Tricks und keine krummen Dinger!", bellten sie mich an und geschockt folgte ich ihren Befehlen. Sofort rannten auch schon zwei der Beamten zu mir, um mich an den Schultern zu packen. Erst da bekam ich meinen Mund wieder auf: "Das ist ein Missverständnis! Ich habe die Typen aufgehalten!"

Doch mein Piepsen schien sie nicht zu beeindrucken. "Unsere Zeugen werden das entscheiden, bis dahin sind Sie genauso verdächtig wie Ihre drei Begleiter!" Drei Begleiter? Was sollte das?! Konnte man nicht klar und deutlich erkennen, dass ich mit denen absolut nichts zutun hatte? Offenbar nicht... Man zerrte mich zurück auf die Füße, einer presste mir die Hände auf den Rücken. Ich wurde vorwärts gestoßen und begann an meiner Entscheidung zu zweifeln. Wäre es vielleicht doch besser gewesen, nicht einzugreifen und die Dinge ihren Lauf gehen zu lassen...?

______________________

Das wars für heute ;) Mittlerweile irgendwelche Ideen, was die nächsten zehn Kapitel noch passieren könnte?

We are Heroes! (#Stexpert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt