Mina horchte auf. War da was...? Nein, doch nicht. Es war nur ihr eigener Atem.
Langsam schwang sie ihre Beine aus dem Bett und schaute auf die Uhr. Noch fünf Minuten. Sie tastete vorsichtig nach ihrem silbern-grünem Mantel und ihren Hausschuhen und vergewisserte sich ein weiteres Mal, dass alle weiterhin schliefen. Es herrschte absolute Stille. Die Nacht war schon längst eingebrochen. Nur ihr eigenes Herz schlug ihr bis zum Hals.
Mina verharrte einige Sekunden lang an der Schwelle des Gemeinschaftsraumes und starrte in die grünen Flammen, bis sie ein letztes Mal auf die Uhr sah und zögerlich ihren Zauberstab herausholte. Sie verirrte sich schon bei Tageslicht in den Mauern des Schlosses, wie sollte es dann in der Nacht sein, wenn alle Korridore in die gleiche, ermüdende Dunkelheit getaucht waren? Sie spürte, wie die Nervosität sie übermannte. ,,Lumos.", wisperte sie kaum hörbar und trat über die Schwelle; das Gefühl des Verbotenen überkam sie fast schon augenblicklich. 'Was machst du eigentlich, Mina..', fragte sie sich und schüttelte sachte den Kopf.
Bianca erwartete sie bereits. Sie hielt einen lumpigen, brauen Mantel in der Hand, aber dafür keinen Zauberstab. ,,Mach das Licht aus.", wisperte sie ihr anstatt einer Begrüßung zu und warf den Mantel mit einer hektischen Bewegung über sie beide. ,,Was zur-", murmelte Mina und löschte das Licht. Jetzt standen sie wieder in vollkommener Dunkelheit. Lichtpunkte tanzten vor Minas Augen, während sie versuchte sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Sie konnte nicht mal die eigene Hand vor den Augen sehen. Bianca atmete neben ihr schnell ein und aus. Ihr Körper war dicht an ihren gepresst.
,,Das ist ein Tarnumhang. Ich habe ihn mir von Fleamond Potter ausgeliehen. Er macht dich wortwörtlich unsichtbar, aber pass auf: jedes noch so leise Geräusche wird nicht gedämmt. Wir müssen vollkommen leise sein. Folge mir.", wisperte sie von irgendwo vor ihr und leuchtete ihnen nun mit ihrem Zauberstab den Weg. Mina runzelte die Stirn und berührte mit ihren Fingerspitzen den Mantel über ihrem Gesicht. Tarnumhang? Wie sollte ein bloßer Stoff verhindern, dass sie von jemanden gesehen werden?
Hoffentlich wusste Bianca was sie tat.
Die Korridore Hogwarts waren tagsüber gefüllt mit Schülern, die lachend und tratschend von dem einem zu dem anderen Unterricht hasteten. In der Nacht dagegen wirkte alles wie ausgestorben, keine Menschenseele begegnete ihnen und nur die schlafenden Menschen in den Gemälden wurden von Biancas Lumos in ein schauriges Licht getauft.
Ungläubig streckte Mina ihre rechte Hand, bedeckt von dem Tarnunhang, aus. Ihre Augen weiteten sich. Sie war unsichtbar. Tatsächlich, der Tarnumhang funktionierte. Woher in aller Welt hatte Fleamond Potter diesen Umhang her? Es war ausgeschlossen, dass er ihn selbst gemacht hatte: das hier war höhere Magie, so viel höher als jeder durchschnittliche Zauberer, geschweige den Schüler, hätte anwenden können. Mina griff nach dem Stoff und rieb ihn zwischen ihren Fingern. Was ein seltsamer Stoff, dachte sie sich. Es fühlte sich so an, als würde sie kühles Wasser in ihren Händen halten.
Sie schlichen die Treppen hinauf. Als diese sich laut knarrend bewegten hielt Mina inne und blickte sich panisch um. Irgendjemand musste sie doch gehört haben! Bianca kicherte und deutete auf die tief schlafenden Hexen und Zauberer in den Gemälden. Sie lehnte sich näher an ihre Freundin. ,,Entspann dich, Mina. Wir sind alleine. Nur du und ich.", hauchte sie ihr zu. Biancas heißer Atem jagte ihr eine Gänsehaut ein.
Die Hufflepuff ging zielstrebig durch die Gänge, doch langsam fragte sich Mina, ob Bianca wirklich wusste wohin sie ging. Wo in aller Welt waren sie? Mina hatte diesen Teil des Schlosses noch nie zuvor gesehen. Was hatte Bianca nur vor? Wohin würde sie sie führen? Mina schaute vorsichtig über das marmorne Geländer der Treppen hinunter. Nichts als Dunkelheit. Sie konnte kaum die Treppe unter der eigenen sehen. Ein mulmiges Gefühl überkam sie. Wer hätte gedacht, dass das sonst so lebendige Hogwarts nachts wie wahrlich ausgerottet aussah?
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You're The One | Tom Riddle FF
Fanfic---- Glut ruht still in sich. Entspannt strahlt sie. Sanft leuchtet sie. Feuer ist tausend mal tausend auf der Glut tanzend Flammen. Feuer ist lebendig, wild und unberechenbar. Feuer wird, Feuer ist, Feuer vergeht. Das Wesen des Menschen ist tausend...