chapitre vingt-et-un

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Es war eine ungewöhnliche Methode, die Trauer zu überwinden, doch es half uns beiden und wir verbrachten den Rest des Tages in Arnos aufgewühlten Laken und hielten uns fest, versuchten die Ereignisse der vergangenen Stunden zu verarbeiten und uns gegenseitig Trost zu spenden. Als die Dunkelheit über die Dielen kroch, erhoben wir uns schweigend, zwängten uns in die Kleider, die wir uns zuvor sorgfältig herausgesucht hatten und verließen die warme Stube des Assassinen.
Das gesamte Herrenhaus war still, keine Kerzen brannten und auch der sonst so betörende Duft des Abendessens lag nicht wie sonst in der Luft. 
Wir verschlossen die Tür hinter uns und Arno ließ den silbernen Schlüssel in die Innentasche seines Gehrocks gleiten.
„Lass uns gehen.", sagte er und ich legte meine Hand in seine Armbeuge und schritt mit ihm hinaus auf die Straße und wir verschwanden in der Masse der Heimkehrenden Arbeiter. 

Ich wusste nicht wohin er mich führte, ließ mich einfach von ihm durch die schlammigen Straßen ziehen, bis wir von der Promenade aus auf das braune Wasser der Seine blickten, die müßig über das schlammige Kiesbett floss. „Wohin gehen wir?", murmelte ich ihm zu während meine Augen flüchtig über die vorbeiziehenden Gesichter strichen, immer auf der Suche nach vertrauten Merkmalen, die einen Spion der Templer entlarven könnten. 
Der Assassine drückte nur meine Hand und schob mich zu einer der vielen Treppen, die hinab zum richtigen Ufer führte.
Die Nervosität stieg in meinem Inneren als er mich an der feuchten Mauer entlang führte und wir in eineTunnelartige Öffnung traten, die uns auf der Stelle verschluckte. Trotz der Dunkelheit bewegte Arno sich wie gewohnt und so langsam kam mir eine Vermutung in den Sinn, wohin er uns führte.

Ein Gitter versperrte unserenWeg, doch Arno ließ seine versteckte Klinge hervorschnellen, aktivierte einen verborgenen Mechanismus und das Tor schwang mit einem leisen Quietschen nach Innen auf.
Er sah mich an, lächelte, nahm meine Hand und zog mich in das geheime Quartier der Assassinen.

Niemals hätte ich vermutet, dass sich etwas so gemütliches hinter einem rostigen Gitter und vor allem in der Unterwelt Paris' befinden konnte.
Und gemütlich war durchaus der erste Begriff der mir durch den Kopf schwebte als ich Arno durch einen steinernen Tunnel folgte und dann urplötzlich in warmes Kerzenlicht trat, das von unzähligen Wänden und Kerzenständer strahlte, sodass es in dem breiten Flur taghell erschien. 

Es war unschwer zu erkenne, dass es sich um das Hauptquartier der Assassinen handelte, denn wir kamen in regelmäßigen Abständen an übergroße Statuen vorbei, die allesamt die typischen Kapuzen des Ordens trugen und mit viel Detailreichtum in die unbearbeitete Steinwand geschlagen waren.
Es war atemberaubend und imposant. Außerdem war es ein seltsames Gefühl, so einfach durch das Herz der Assassinen zu schreiten, dem mein Vater und der Rat so fieberhaft hinterherjagten und zu jedem Opfer bereit waren, wenn es darum ging dieses Geheimnis zu lüften. Ich erschauerte.

Wir gingen immer weiter den langen Flur entlang, bis vor uns eine große Flügeltür aus feinstem Holz emporragte und ich mir die Frage stellte, wie in alles in der Welt sie es geschafft hatten das alles hier hinunter zu schaffen und aufzubauen.
Doch ich wurde abgelenkt, als uns ein vermummter Mann entgegen kam, zunächst Arno mit einem knappen Nicken begrüßte und mich mit unverhohlenem Misstrauen betrachtete.
,,Beim letzten Mal warst du vorsichtiger.", sagte er nur mit gedämpfter Stimme und verschwand mit einem letzten durchdringenden Blick durch einen der unzähligen Seitengänge. Er meinte wohl Élise. Er konnte nur sie meinen, denn natürlich hatte Arno auch sie damals hierhergebracht, allerdings wahrscheinlich mit einer völlig anderen Absicht als jetzt.
Ich warf Arno einen schnellen Blick zu, doch er schüttelte nur den Kopf und öffnete eine Seite der Tür, bedeutete mir einzutreten und folgte mir anschließend in den großen Saal, der mir erneut den Atem raubte und jeglichen Gedanken an Élise verdrängte.
Und wieder drängte sich die Frage in meinen Kopf, wie es die Assassinen wohl geschafft hatten, ein solch komplexes Bauwerk unbemerkt direkt unter der Stadt zu errichten.
Es erschien mir unmöglich so etwas zu vollbringen, und doch stand ich genau hier, als Zeuge eines solchen Schaffens. 
Für Arno war es nichts neues die enormen Steintreppen zu sehen, die Rechts und Links zu einer Art Balkon führten, unter dem sich ein kleiner Brunnen befand, der mit aufwendig gearbeiteten Verzierungen versehen war, und dem vor allem das glänzende Assassinen Symbol schmückte.
,,Ich denke, vorerst sollte ich reden.", raunte er mir zu als wir gemeinsam die breiten Stufen hinaufstiegen und ich meinen Blick bewundernd über die großen Wandteppiche gleiten ließ, die die grauen Wände des runden Saals zierten.
Er hatte natürlich Recht, auch wenn es mir nicht wirklich gefiel. Ich war mir sicher, dass mich der Rat der Assassinen kannte und somit auch zu Recht misstrauisch sein würde, wenn ich plötzlich zwischen ihnen stand und um ihren Schutz bat.

Assassin's Creed - Wenn Der Frühling blutetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt