Ich verbrachte Wochen im Bett, geplagt von Fieberträumen und Schüttelfrost, bevor es mir besser ging und das Fieber verschwand. Zurück blieb ein geschwächter Körper und eine düstere Seele. Ich hatte in dieser Woche kaum mit jemanden gesprochen, die Vorhänge des stickigen Raumes sollten geschlossen bleiben um ja kein Licht einzulassen. Ich wollte allein sein, allein mit dem Schmerz und der Wut, die das Loch in mir nährten. Niemand kam in das Zimmer, außer Arno, der mir ab und zu etwas zu essen brachte und mir zusah, wie ich wenige Bissen zu mir nahm und den Rest achtlos auf dem Tablett liegen ließ. Manchmal saß er einfach nur da, versuchte mit mir zu reden, doch keines seiner Worte drang an mein Ohr. Ich wollte ihn nicht hören. Ich wollte niemanden hören.
Nach einiger Zeit, ich konnte nicht genau sagen wann, kam der Arzt, um sich meine Wunden anzusehen. Ich ließ es über mich ergehen, den Blick starr auf die Decke gerichtet, denn ich wollte nicht sehen, was Marie angerichtet hatte.
„Es ist nur noch eine kleine Narbe zu sehen.", hörte ich ihn sagen, als er sich aufrichtete und sich Arno zuwandte, der mit verschränkten Armen neben ihm stand, und düster auf mich hinabblickte. Ich wich seinem Blick aus und neigte den Kopf zur Seite, um ihn nicht sehen zu müssen. Jemand hatte die Vorhänge geöffnet, der Arzt hatte Licht gebraucht. Das grelle Sonnenlicht blendete mich, doch ich blickte hinaus in die schmerzende Helligkeit, die so gar nicht zu meiner Situation passte. „Das Fieber ist weg, ihre Temperatur scheint wieder normal zu sein.", sagte der Arzt noch und das Schnappen der Schnallen seiner Tasche hallte durch den Raum.
„Es geht ihr gut.", wiederholte Arno schnaubend, bedankte sich aber mit wenigen Worten bei dem Doktor und geleitete ihn zur Tür des Raumes. Dann wandte er sich wieder mit zu. „Ich kann das nicht weiter erlauben, Julie.", sagte er und sein Ton war bestimmt. Langsam richtete sich mein Blick auf ihn und ich konnte sehen, wie er seine Ärmel hochkrempelte, bevor er an mein Bett trat.
„Dir wird gerade Badewasser eingelassen. Und du wirst baden."
Die letzten Tage hatte ich mich geweigert, irgendetwas zu tun – dazu gehörte auch das Baden, und mein Haar fühlte sich bereits strähnig und ungepflegt an. Doch mir war es egal. Ich fühlte nichts, außer die dumpfe Leere in mir, die alles verschlang.
Ich rührte mich nicht, als Arno die Decke zurückschlug und ein kalter Luftzug über meine Haut strich. Ich konnte die Seife und das Parfum schon riechen, und etwas in mir regte sich, das mir sagen wollte, wie sehr ich mich nach einem heißen Bad sehnte. Doch ich blieb regungslos liegen. „Ich kann nicht.", wisperte ich mit trockenen Lippen. „Oh doch und du wirst!" Mit diesen Worten griff er unter mich, hob mich auf seine Arme, ohne mit der Wimper zu zucken und trug mich mit großen Schritten in das Badezimmer, das erfüllt war von Rosenduft.
Das Wasser dampfte bereits wohlig als wir eintraten und Arno ließ mich behutsam zu Boden gleiten. Ich wankte ein wenig, doch der Assassine hielt meine Hand, während er das dünne Hemd das ich trug, über meine Schultern zog. Ich erschrak, als ich die Figur in dem Spiegelmir gegenüber sah. Das war nicht die Julie die ich kannte. Und ich ekelte mich vor dem Anblick. Die Stelle, an der Marie mich verletzt hatte, hob sich dunkel von meiner blassen Haut ab und zeichnet damit meine Unfruchtbarkeit. Ich fühlte mich elend und unwohl in meiner Haut, und konnte nicht verstehen wie Arno mich so liebevoll berühren konnte. Er trat hinter mich, legte die starken Hände um meine schmale Hüfte und mich sanft von dem Spiegel wegdrehte, um mich zu der großen Wanne zu führen. Er hob mich hinein und als das heiße Wasser meine Haut berührte, schloss ich die Augen und ließ mich gänzlich in das Wasser sinken. Es war eine Wohltat für Körper und Seele. Arno wusch mein Haar und sagte dabei kein Wort, ließ einfach seine Präsenz wirken und es half. „Komm zu mir.", sagte ich leise und ohne ein Wort ließ auch er seine Kleidung fallen und kam gefolgt von leisem Plätschern zu mir in die Wanne.
Ich konnte mich an ihn lehnen und spürte wie die Trauer und Last der letzten Wochen von mir abfiel. Und ich begann zu realisieren, dass nicht nur ich darunter litt. Auch Arno musste sich fürchterliche Gedanken gemacht haben, hatte sicher so sehr gelitten wie ich. Ein Anflug von schlechtem Gewissen überkam mich, als ich daran dachte, wie er sich um mich gekümmert hatte, dafür gesorgt hatte dass ich aß und genug trank. Und wer hatte sich um ihn gekümmert?
„Es tut so weh.", flüsterte ich und konnte spüren wie er sich hinter mir anspannte. „Ich weiß.", flüsterte auch er und dann konnte ich es endlich herauslassen und Tränen liefen über mein Gesicht. Ich schluchzte fürchterlich und auch er musste schlucken, hielt mich fest an sich gedrückt und gab mir Halt, während ich die Dunkelheit herausließ.
Mit einiger Anstrengung drehte ich mich schließlich, sodass ich ihn sehen konnte, das dunkle Haar klebte feucht an seiner Schläfe, doch seine Augen waren so wachsam wie eh und je.
„Bleibst du dennoch bei mir?", fragte ich nach einigem zögern und der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ mein Herz für einen Moment halten bleiben. „Ich werde wahrscheinlich keine Kinder bekommen können. Ich werde nicht dein Kind unter meinem Herzen tragen." Meine Stimme zitterte, doch ich musste ihn Fragen. Ich musste es einfach wissen, auch wenn es mir das Herz brechen würde.
Er blinzelte, einmal, zweimal, dann hob er seine Hand und strich mir über die erhitze Wange.
„Was auch immer geschieht, mein Herz",sagte er mit fester Stimme und hielt meinen Blick mit seinen goldenen Augen gefangen. „Ich habe mir geschworen dass ich bei dir bleibe. Jetzt mehr als jemals zuvor. Du bist alles was ich brauche. Ich liebe dich Julie. Und daran kann nichts und niemand etwas ändern."
Seine Hand legte sich in meinen Nacken und zog mich an ihn, unsere Münder trafen sich und er küsste mich mit einer solchen Wucht und Liebe, dass mir der Atem fehlte.
Ich zerfloss in seinen Händen und unglaubliches Glück erfüllte mein Innerstes, als er mich noch fester an sich zog, sodass Wasser über den Rand der Wanne schwappte. Er war alles was ich brauchte. Und ich brauchte ihn sehr, nach allem was passiert war.
Er ließ von mir ab, allerdings nur um sich zu erheben, aus der Wanne zu steigen und mir herauszuhelfen. Die Handtücher beachteten wir nicht, tropfend und mit nassen Haaren trug er mich wieder in das Schlafzimmer und ließ mich auf den frischen Bettbezug nieder. Sofort zog ich ihn an mich, wollte seine Nähe ganz bei mir spüren. Küsse überzogen meinen Hals, meine Brüste und meinen Bauch bevor unsere Lippen wiederzueinander fanden. Ich konnte fühlen, wie sehr es ihm nach mir verlangte und auch ich hungerte nach seinen Berührungen, nach ihm.
Seine Finger tasteten nach mir und ich keuchte auf als er meine Mitte berührte und ein angenehmes Pulsieren durch meinen Körper wanderte. Ich wollte nur noch ihn und biss ihm vor ungezügelten Verlangen in die Schulter. Er stieß einen kurzen Laut der Überraschung aus, löste sich von mir und sah mir in die Augen. Im nächsten Augenblick war er in mir und ich musste ein Geräusch gemacht haben, denn er ließ sofort von mir ab und Sorge stand ihm in das hübsche Gesicht geschrieben.
„Geht es dir gut? Hast du etwa noch Schmerzen?", fragte er, außer Atem. Tatsächlich hatte es etwas gezwickt, doch es war keinesfalls ein Grund aufzuhören. Und ich wollte auch nicht aufhören. Konnte nicht. Ich brauchte ihn, seine Berührungen und seine Nähe um die Wunden in meinem Inneren zu heilen.
„Nein, es geht schon.", erwiderte ich und stieß ihn sacht zur Seite, sodass ich über ihm war und auf ihn hinabblickte. „Ich will dich einfach nur." Er zog mich hinunter, küsste mich voller verlangen und ich ließ mich auf ihm nieder, erfüllt von erwartungsvoller Lust, stöhnte als ich ihn gänzlich fühlte. Der restliche Schmerz der Verletzung war kaum mehr als ein Zwicken, als ich begann mich zu bewegen. Arno legte seine Hände auf meine Hüften, sein Blick wie hypnotisiert auf mich gerichtet. „Ich liebe dich.", keuchte ich und sein Griff wurde fester.
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Assassin's Creed - Wenn Der Frühling blutet
FanfictionOnce upon a time, an angel and a devil fell in love. It did not end well. -*-*-* Julie Lévesque ist die jüngste Tochter eines mächtigen Templers und gerade mit ihrer Familie nach Frankreich zurückgekehrt. Kaum zu Hause beherrschen bereits erste Intr...