Kapitel 29

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"Ich hab hunger.", entgegnete Amir alles erstes, nachdem er das Haus betrat und mir ein Kuss auf die Wange drückte. Beschämend, weil ich mich immernoch nicht an seine Berührungen gewöhnt hatte, blickte ich auf den großen Kochtopf mit Nudeln, die auf der Herdplatte vor sich hin köchelten. "Das Essen ist gleich fertig.", lächelte ich ihn warm an. Er schien meine verspanntheit zu bemerken, denn er grinste verschmitzt. Er schien heute äußerst gut gelaunt zu sein. Nicht das ich etwas dagegen hätte. Es war nur etwas ungewohnt, weil ich ihn in letzter Zeit nur von der angespannten Seite wahrgenommen hatte. Ich räusperte mich, um seinen intensiven Blick zu entgleiten und schnappte mir zwei Teller, die ich dann großzügig füllte. Amir schnappte sich direkt die Teller und bewegte sich auf den Esstisch zu, an dem er wortlos platz nahm. Ich holte noch zwei Gläser und eine Cola, bevor ich mich dann zu ihm gesellte. Es herrschte eine angenehme Stille und jeder schien in seinen eigenen Gedanken versunken. Mir kam jedoch plötzlich dieses Mädchen in den Sinn, welches an jenem Tag im Park wie meine Mutter klang und der Amir anscheinend etwas böses wollte. So wirkte es zumindest. Ich meine er hatte eine Waffe auf sie gerichtet. Nachdenklich zog ich meine Augenbrauen zusammen. Noch wusste ich nicht wer sie war, aber das würde ich herausfinden. "Alles in Ordnung?", fragte mich Amir. Er schien mein Unbehagen erkannt zu haben, was wahrscheinlich an meinen zusammengezogenen Augenbrauen lag. Ich blickte ihm stumm ins Gesicht. Sollte ich ihn drauf ansprechen? Er schien heute gut gelaunt, vielleicht würde ich ja eine Antwort kriegen, vorallem fragte ich mich die ganze Zeit, was diese ganzen Leichen in der gruseligen Halle zu suchen hatten und was Amir damit zutun hatte. Wieso hatte er soviele Männer die für ihn arbeiteten? Ich meine, dass die Männer -die um das Gebäude verteilt waren- unter seiner Macht standen, war keine Frage, denn sie hörten auf seine Befehle. Außerdem war das Gebäude so versteckt. Da war definitv etwas faul und legal war es wohl kaum. "Wer war dieses Mädchen, im Park?", fragte ich also direkt und könnte mir im nächsten Moment für meine Neugier eine scheuern, denn Amirs gute Laune war wohl mit der Frage dahin. Er knallte seine Gabel regelrecht auf den Tisch und sein Kiefer spannte sich an. Ich zuckte bei diesem plötzlichen Aufprall von Tisch und Gabel zusammen, weil es unerwartet kam. Genervt stieß ich die angesammelte Luft in meinen Lungen aus. Wieso zum Teufel kann er nie gescheit antworten, jedes mal mussten seine Aggressionen aus ihm heraus sprechen, die er einfach nicht im Zaun halten konnte. "Nour", zischte er warnend. Ich blickte zu ihm rauf, denn er hatte sich inzwischen von seinem Platz erhoben und seinen halbvollen Teller liegen lassen. Auch mir war der Appetit vergangen. Ich erhob mich ebenso, selbstbewusst. Die vorherige Stimmung war nun auch endgültig im Eimer. "Was Nour!", rief ich entzürnt. Verdammt, er sollte mir endlich Antworten geben. "Wir hatten dieses Thema schon und ich habe dir gesagt, dass ich es dir erzählen werde, wenn die Zeit dafür gekommen ist!", bellte er wütend. Ich atmete tief ein. Mein Gott was machte er denn so ein Gehemnis drum. Ob heute oder morgen. Ist doch scheiß egal, wann er es mir erzählt. "Und wann ist die Zeit dafür? Du kannst mich nicht ewig hinhalten.", verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare. "Bald, Nour. Bald.", seufzte er und schloss müde seine Augen. Ich äffte ihm nach und wandte mich ab. "Wohin willst du denn jetzt?", rief er mir angespannt hinterher. Ihn ignorierend lief ich die Treppen hinauf. "Nour wo-hin?!", bedrohlich sah er mich an, als ich mir meine Jacke schnappte und an ihm vorbeilief. Er packte mich aggressiv am Arm und zog mich zurück, sodass ich gegen seine Brust stieß. Ich warf ihm einen genervten Blick zu. "Ich muss in die Drogerie, einpaar Sachen einkaufen!", teilte ich ihm mit, da er mich ansonsten nicht in Ruhe lassen würde. "Ich komme mit.", entschied er ohne zu zögern. Verzweifelt schloss ich meine Augen und atmete tief ein. "Meinetwegen!", entgegne ich angepisst. Er würde schließlich sowieso seinen Kopf durchsetzen. Egal wie sehr ich mich dagegen streben würde, auch wenn ich mal die Zeit für mich gebraucht hätte. Er zog sich also die Schuhe an und schnappte sich seinen Autoschlüssel. Keine Minuten später befanden wir uns schon auf der Autobahn. Ich drehte das Radio lauter, als mein Lieblingssong gespielt wurde und lehnte mich zurück. Amir warf mir ab und zu Blicke zu, die ich jedoch gekonnt ignorierte, sollte er merken, dass mich sein Verhalten anpisste. "Wir sind da.", sagte Amir und stoppte den Wagen. Ich öffnete meine Augen und stieg wortlos aus. Ich lief etwas vor Amir und gab somit die Richtung an. An Zara blieb ich jedoch stehen, weil ich eine süße Bluse entdeckte. Als ich mir die letzte in der Größe S schnappte, bewegte ich mich auf die vollen Umkleidekabinen zu. Amir blickte kurz auf das Oberteil, sagte jedoch nichts. Ich kräuselte meine Stirn und begab mich dann in eine der Kabinen, als eine Frau heraustrat. "Warte hier.", sagte ich und deutete auf die Sitzbänke neben den Spiegeln. Er nickte nur monoton. Ich warf ihm noch einen skeptischen Blick zu, da er ausnahmsweise sehr ruhig war und keine blöden Kommentare von sich gab. Ich zog den Vorhang hinter mir zu und entledigte mein Pullover, sodass ich nur noch in meinem gewagten Spitzen-Bh vor dem Spiegel stand, den ich mir vor einigen Tagen zugelegt hatte. Plötzlich streckte jemand seinen Kopf in die Kabine, woraufhin ich erschrocken, mein Oberteil vor meine Brust drückte. Als ich Amirs vertrauten Augen bemerkte entspannte ich mich ein wenig. Im nächste Moment riss ich jedoch meine Augen weit auf. Er musterte mich mit einem intensiven Blick, sagte jedoch nichts. "Geh raus!", zischte ich leise, damit keiner unsere Strapazen mitbekam. Als er sich nicht von der Stelle bewegte, kam ich ihm näher und zog an dem Vorhang, den er fest mit seinen Fingern umschlang. Als der Vorhang sich gerade von seinen Fingern löste, schubste Amir mich gewaltsam zurück, sodass ich vor Schock die Bluse fallen ließ. Er zog den Vorhang wieder vernünftig zu und kam mir näher. "Was glaubst du was du da tust!", raunte er wütend gegen mein Gesicht und stütze seinen Arm vor dem Spiegl ab. Verwirrt sah ich ihn an. "Stell dir vor jemand hätte dich so gesehen!", zischte er hinterher und spannte sich an. Keine Sekunde später wanderte sein Blick nach unten. Ich hielt die Luft an, bei seinem intensiven Blick. Seine Augen verdunkelten sich. "Lass das!", hauchte ich beschämend und schnappte mir die Bluse vom Boden, die ich mir überzog. Ich drehte mich um und blickte in den Spiegel. Sie war wirklich schön. Die Farbe war weinrot und die Ärmel verliefen am Unterarm breiter, wobei sie sonst sehr eng saß. "Nein.", sagte Amir plötzlich. "Was nein?", genervt sah ich zu ihm. Er blickte undefinierbar zu der Bluse. "Du darfst sie nicht kaufen!", brummte er. Ich lachte. "Klar darf ich sie kaufen.", herausfordernd blickte ich ihn an. Er kam mir näher und drückte mich gegen den Spiegel. "Sie betont deinen Oberkörper zu sehr und sie hat ein zu tiefen Ausschnitt.", hauchte er gegen mein Hals und Strich mir über mein Arm. Eine Gänsehaut, überzog meinen Körper. "Ich kaufe sie trotzdem!", brachte ich etwas unsicherer heraus und biss mir auf die Unterlippe. "Gut. Tu das.", grinste er plötzlich. Überrascht blickte ich zu ihm. Er sah mich siegessicher an. "Du darfst sie aber nur zuhause tragen.", setze er hinterher. Wütend schloss ich meine Augen. "Werden wir sehen.", sagte ich nur. "Raus jetzt ich will mich umziehen!", rief ich ungeduldig. Amir jedoch bewegte sich nicht vom Fleck. "Na los!" Ich schubste ihn nach draußen, was er nur mit einem genervten seufzen quittierte. Einige Minuten später befanden wir uns an der Kasse. Ich zückte gerade einen zwanzig Euro Schein, aus meinem Portmonaie, als Amir der Verkäuferin einen fünfziger in die Hand drückte. Geschockt sah ich ihn an. Er jedoch schnappte sich nur die Tüte und den Beleg. "Ich-, Du hättest nicht zahlen müssen.", sagte ich, als wir den Laden verlassen hatten und hielt ihm den zwanziger vor sein Gesicht. "Lass den Scheiß!", zischte er streng. Verwundert blickte ich ihn an. "Nimm doch einfach! Das ist meine Bluse, also zahle ich sie auch!", meckerte ich entzürnt. Der Geldschein befand sich immernoch in meiner Hand. Er atmete tief ein. "Ich bin der Mann, also zahle ich!", sagte er bevor er sich umdrehte und die Straße entlang lief, Richtung Drogerie. "Amir!", quengelte ich und lief ihm widerwillig hinterher. Ich würde ihm das Geld noch zurückgeben. Komme was wolle! Er lachte nur und legte sein Arm, um meine Schulter. Eine angenehme Wärme machte sich in meiner Magengegend breit und ich verfluchte mich erneut, weil ich ihm einfach nicht böse sein konnte.

Wow so schnell habe ich noch nie geuploadet. Heute mal etwas länger. Gönnt euch. Bei zehn Kommentaren geht's weiter schnukkis.

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