Kapitel 1 - 15. Skorpion

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Kapitel 1 - 15. Skorpion

Die Schüler teilten sich auf die Oberhäupter auf und der junge Elf mit den hellblonden Haaren, die ein wenig vom Wind zerzaust waren, folgte ihnen langsam. Er selbst hielt sich an die rothaarige Frau, die für die Magier zuständig war. Trotzdem war er sich nicht ganz sicher, ob die Idee hierher zu kommen, eine gute gewesen war. Er wusste, dass wenn er genommen werden würde, die Schule ihn vor den möglichen Konsequenzen seines unangekündigten Ausfluges hier her beschützen würde, doch sollte er nicht genommen werden ... Darüber wollte er lieber gar nicht erst nachdenken.

Trotzdem würde er es versuchen, denn er konnte jetzt nicht wieder umdrehen. Selbst wenn er gewollt hätte. Das Schiff war gleich wieder weg und dann gab es keine Möglichkeit diesen Planeten zu verlassen.

Er als Elf lebte nicht unbedingt in der Nähe. Selbst wenn er magische Portale benutzte, musste er durch mehrere Welten, um hierher zu gelangen. Für ihn hieß es jetzt alles oder nichts.

Akeri schulterte seinen kleinen Rucksack, den er immer bei sich trug, weil dort wichtige Dinge drin waren, die er ungern anderen überließ. Unter anderem einige Bilder seines Vaters und ein Schlüssel zu der Wohnung seiner Mutter.

Akeri strich seine hellblaue Robe glatt und folgte schließlich am Ende den anderen Schülern. Er war schon neugierig darauf, wie es in der Schule so sein würde. Natürlich hatte er Geschichten gehört, doch ob diese stimmten war kaum zu sagen.

Die Yorukage war angeblich eine kleine Stadt mit einem Schloss. Aber das konnte sich der junge Elf kaum vorstellen. Vielleicht war es einfach ein Schloss mit vielen Schulgebäuden. Immerhin mussten die Schüler auch irgendwo schlafen. Außerdem gehörte die Baumstadt Nyo zur Schule und konnte leicht über ein magisches Portal erreicht werden. Nyo war selbst bei ihm bekannt, da dort viele Elfenstämme lebten, die auch mit seiner Familie Handel getrieben hatten.

"Wir nähern uns jetzt dem Grenzzaun der Yorukage", erklang die melodische Stimme der rothaarigen Frau und Akeri hob den Blick. Sie schwebte wieder in der Luft, so dass auch er sie sehen konnte, obwohl er ganz hinten lief.

Sein Blcik glitt umher, doch er konnte keinen Zaun erkennen. Dennoch schien es, als würden die Schüler plötzlich langsamer werden. Nur weil er ein wenig Abstand zum letzten Schüler hielt, rannte er nicht in diesen hinein. Ganz vorn schien Bewegung zu herrschen, doch bei ihm hinten staute sich alles. Waren sie stehen geblieben?

"Einer nach den anderen und bitte langsam", wies die Lehrerin mit ruhiger Stimme an und beobachtete die Schüler weiterhin.

Akeri versuchte einen Blick auf den Zaun zu erhaschen, doch das war nicht so einfach. Selbst wenn er ein wenig nach links lief, konnte er nur einen Wald ausmachen, auf den sie zu zulaufen schienen.

Da er versuchte etwas zu erkennen, bemerkte er nicht, wie eine junge Frau mit schwarzbraunem Haar stehen geblieben war und er sie direkt anrempelte. Akeri blickte auf und musste blinzeln, weil das feuerrote Top ihn zuerst irritiert hatte. Dazu trug sie einen kurzen schwarzen Rock und hohe, ebenfalls knallrote Schuhe. Über dem ganzen eine Lederjacke, die sie nicht mehr ganz so freizügig wirken ließ. Dennoch war der Blick aus ihren grünblauen Augen abschätzig, als sie auf den jungen Elfen hinabblickte.

"Pass auf, wo du hinrennst, du Pimpf", sagte sie und rümpfte die Nase, ehe sie sich wieder wegdrehte.

Akeri schluckte. Das war kein guter Start. Da hatte er sich wohl schon den ersten Feind gemacht.

Schnell bewegte er sich von der Frau mit der Lederjacke weg und versuchte sich etwas abseits der Gruppe zu halten, während er darauf wartete, dass die Gruppe endlich die Yorukage erreichte.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis auch Akeri endlich dem Zaun so nahe kam, dass er diesen erkennen konnte. Es war eine riesige Mauer, die so sehr mit dem Wald und dem Efeu der Umgebung verschmolz, dass man ihn kaum erkannte. Aber das riesige Tor aus schwarzen Schmiedeeisen war deutlich zu erkennen. Als Akeri diesem näher kam spürte er ein Kribbeln auf der Haut. Die Magie, die das Tor umgab, war so stark, dass er es spüren konnte. Das machte ihm ein wenig Angst. Wenn er dort hinein ging, würde es wohl nicht so einfach sein, wieder heraus zu gelangen.

"Einer nach dem anderen. Bitte langsam, damit die Zauber euch erkennen lernen", erklärte die rothaarige Lehrerin zum Wiederholten male.

Nervös begann Akeri mit den Fingern an seiner Robe herumzuspielen. Er war gleich an der Reihe, doch er hatte irgendwie ein wenig Angst davor.

Vor ihm lichtete sich die Menge der Schüler immer mehr und er sah zu, wie die junge Frau mit der Lederjacke das Tor durchquerte. Sie machte eine wenig begeisterte Miene und hatte die Hände in den Jackentaschen vergraben. Generell wirkte sie nicht, als würde sie sich hierfür interessieren.

Die Frau, die danach kam und die letzte vor Akeri war, hatte ihre dunkle Kapuze weit ins Gesicht gezogen und war vorsichtig, als sie zwischen den Mauern durch das Tor trat. Sie war größer als Akeri und für ihre Größe recht schlank.

Der Elf musterte sie, doch er wurde nicht ganz schlau. Sie wirkte wie ein Magier, aber bei einigen Rassen war es auch schwierig diese zu unterscheiden. Er hatte spitze Ohren, die jeder sehen konnte. Doch das machte ihn nicht automatisch als Elf erkennbar. Es gab genug andere Rassen, die spitze Ohren besaßen.

Als die Lehrerin nickte, huschte die junge Frau davon und nun war Akeri der letzte.

Langsam trat er auf das Tor zu und blieb dann genau zwischen den Mauern stehen, wie alle anderen vor ihm. Sofort spürte er, wie die Zauber um ihn herum zu arbeiten begannen. Es war, als würden Finger ihn abtasten und durch seine Aura, die eine Art magischen, äußeren Schutzschild war, das jedes Wesen besaß, dringen. Er spürte sie vor seinen inneren Barrieren und bekam Panik. Was, wenn diese Macht durch seine inneren Barrieren drang und so seinen Geist angriffen. Immerhin war dieser natürliche Schild leicht zu durchstoßen, wenn das Wesen mächtiger war, als man selbst. Er war noch viel zu jung, um sich gegen so etwas zu wehren und noch nicht vertraut genug mit der Magie, um eine solche Berührung zu kennen.

Schweiß trat ihn auf die Stirn, doch nichts geschah. Die Magie begann sich lediglich mit seiner Aura zu verbinden und das Gefühl der Finger ließ nach.

"Du musst keine Angst haben", erklang die sanfte Stimme der Lehrerin, die ihn aufmunternd anlächelte. Akeri nickte, seufzte aber erleichtert, als er endlich auf die andere Seite treten konnte. Sofort fiel ihm auf, dass die Atmosphäre sich anders anfühlte.

Sein Blick wanderte nach oben und er bemerkte eine leichte Luftspiegelung. Ein Schild? War er gerade durch einen riesigen Schild gelaufen?

Die Lehrer für Metamorphe Magie landete sanft neben dem Jungen und legte ihm eine Hand auf die Schultern. "Komm, gehen wir zu den anderen", sagte sie und in ihren goldenen Augen lag etwas sehr altes und mächtiges. Aber gleichzeitig wirkte sie unglaublich sympathisch. Als wäre sie eine liebe Großmutter. Auch wenn sie dazu eindeutig zu jung aussah. Aber wer wusste schon welcher Rasse sie angehörte. Vielleicht war sie sogar schon Urgoßmutter oder noch älter.

Akeri blickte sich um und fragte sich, was ihn hier noch erwarten würde.

Yorukage ~Die Schule der Magie~(Mitmachgeschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt