Kapitel 5 - 15. Skorpion

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Kapitel 5: 15. Skorpion

Als sich alle neuen Schüler in ihrem vorläufigen Wohnräumen befanden, zogen sich die Lehrer zurück in ihren Gemeinschaftsraum, um den ersten Eindruck der Neulinge auszutauschen.

"Wir haben dieses Mal sehr viele junge Schüler dabei", bemerkte Sephiroth, das Oberhaupt der Schwarzen Magie und faltete seine Flügel aus, damit er sich auf einem Sessel niederlassen konnte, der extra für geflügelte Wesen geschaffen war. Die Lehne war so gebaut, dass der Sessel trotz der zusätzlichen Gliedmaßen, noch immer bequem war. Dafür war er aber für Wesen ohne Flügel nicht sonderlich bequem.

"Ich glaube ich habe einen Elfen gesehen, der noch nicht einmal hier sein dürfte, weil er zu jung ist", stellte Sezuna fest und ließ sich auf den Armlehnen von Sephiroths Sessel nieder, ehe sie begann mit den Fingern durch die weichen, weißen Federn zu streicheln und ihre goldenen Augen nachdenklich über die schimmernden roten Muster wandern zu lassen, die seine Flügel zierten.

Der violetthaarige Engel legte einen Arm um die junge Frau und strich sanft über ihren Rücken.

"Ich frage mich, was sie dazu bewegt, hierher zu kommen", murmelte Yuna, die sich ebenfalls einen Sessel aussuchte. Das Schuljahr hatte noch nicht begonnen, aber da heute Abend das Begrüßungsessen für die Anwärter stattfinden würde, waren die meisten Lehrer schon wieder hier. Doch sie alle hatten im Moment mit den Vorbereitungen zutun. Es gab sogar einige Schüler der höheren Klassen, die für dieses Event extra einen halben Monat früher zurückgekehrt waren, um nun bei den Vorbereitungen zu helfen.

Es gab aber auch Schüler, die gar nicht erst nachhause gefahren waren. Einfach, weil sie dort niemand erwartete. Das war auch das Besondere an dieser Schule. Sie waren eine große Familie. Für einige der Schüler die einzige, die sie besaßen.

Es gab sogar Schüler, die sich so gut mit den Lehrern verstanden, dass man sie förmlich adoptiert hatte. Der Direktor hatte generell sehr viele Adoptivkinder. In jedem Jahrgang waren mindestens ein bis zwei solcher Schüler dabei und so hatte sich in seinen Jahren eine beachtliche Zahl gesammelt. Sezuna gehörte darunter. Sie war eines der erste Kinder gewesen, die er adoptiert hatte, auch wenn sie eine Familie besaß. Mittlerweile sogar eine sehr große Familie.

"Kommen einige von ihnen aus Kriegesgebieten?", wollte Yuna wissen und vor ihr erschien ein Tee. "Vielen Dank, Ha", meinte sie und eine junge Frau mit roten Haaren ließ sich auf ihrer Schulter nieder. Ihre kleinen Flügel sahen aus, als würden sie aus sich bewegendem Feuer bestehen.

"Ich konnte noch nichts herausfinden", erklärte die Fee mit recht hoher, aber doch angenehmer Stimme und Yuna nickte, ehe sie eines der Plätzchen, die ebenfalls bei dem Tee lagen, an die Fee weiterreichte. Diese nahm es entgegen, auch wenn es fast so groß war, wie sie selbst.

"Ich denke es wird dieses Jahr eher ruhig", verkündete Sezuna, wirkte aber irgendwie geistesabwesend, da sie noch immer die Flügel des Engels streichelte. Das beruhigte sie immer sehr und sorgte dafür, dass sie besser nachdenken konnte.

Sie wollte gerade noch etwas sagen, als sich die Tür öffnete und ein junger Mann hinein kam, der Sepiroth sehr ähnlich sah. Der einzige Unterschied bestand darin, dass er kurze, statt lange, violette Haare hatte. Er war auch nur ein paar Zentimeter kleiner, so dass es kaum auffiel, wenn sich beide nicht nebeneinander stellten.

Er hielt direkt auf die rothaarige Lehrerin zu, die ihre goldenen Augen nun auf diesen richtete.

"Sezuna, wo ist meine Frau?", fragte er und wirkte nicht sonderlich erfreut. In seiner Stimme klang Sorge, aber auch Ärger mit. Eigentlich hatte er geplant gehabt, vor dem Festessen noch ein wenig Zet mit ihr verbringen zu können, da er sie eine Weile nicht gesehen hatte. Laut den Angaben ihrer Freundin sollte sie hier sein, doch er hatte die ganze Schule abgesucht und sie nicht gefunden. Dazu kam, dass er sie nicht einmal spüren konnte! Das beunruhigte ihn. Was wenn sie in Gefahr war?

Sezuna ließ ihren Blick umher wandern und dieser fiel letztlich auf eine Uhr.

Unruhig faltete Nemesis seine Flügel und blickte die Rothaarige abwartend an. Er wusste, dass es nicht gut war sie zu drängen und dass sie wohl ein wenig brauchte, um seine Frage zu beantworten. Je älter man wurde, desto länger brauchte man, um nach bestimmten Antworten zu suchen.

"Also jetzt im Moment müsste sie ein der Wüste sein", erklärte sie und Nemesis entglitten vor Schreck die Gesichtszüge, was Sephiroth schmunzeln ließ.

Seitdem sein Sohn mit Eabha zusammen war und hier an der Yorukage unterrichtete, schien er das blühende Leben und das war wunderbar.

"Was tut sie da?", empörte er sich und man konnte Angst in seiner Stimme mitschwingen hören. Was machte ausgerechnet Eabha in einer Wüste?

Sephiroth musste sich ein Grinsen verkneifen. Nemesis sollte doch wissen, dass Sezuna nicht so einfach mit Antworten herausrückte, wenn es um solche Dinge ging. Nicht einmal den Familien gegenüber.

"Das kann ich dir nicht sagen, vielleicht buddelt sie gerade ein Loch und gräbt Leichen aus", schlug sie vor und klang dabei wie ein unschuldiges, kleines Kind.

Nemesis knirchte mit den Zähnen. "Ärgerst du mich?", fragte er versucht ruhig, doch ihm war anzuhören, dass er verärgert war.

Sezuna blickte ihn unschuldig an. "Du bist wirklich sehr leicht reizbar in letzter Zeit", stelle sie fest und musterte Nemesis weiter.

Dieser knirschte weiter mit den Zähnen. "Muss ich erst meine Schwiegermutter fragen gehen?", wollte er wissen. Auch wenn ihm klar war, dass diese wohl auch nicht genau wusste, was los war, aber dann gäbe es noch jemanden, der Sezuna löcherte und das mochte sie im Grunde nicht.

Die Rothaarige verdrehte die Augen und begann mit einer ihrer Strähnen zu spielen, die an den Seiten ihrer Ohren hingen. Eine kurze Pause entstand, in der Nemesis gespannt auf eine Reaktion wartete. Er hatte in seinen Leben gelernt, dass er geduldig sein musste, wenn er mit bestimmten Leuten redete und von diesen auch Antworten erhalten wollte. Nur fiel ihm das hier besonders schwer.

"Sie ist in Anjotef", erklärte sie schließlich schulterzuckend.

Erneut entglitten Nemesis die Gesichtszüge. "Was bei allen Schicksals-Göttern macht sie dort?", rief er empört aus und trat auf Sezuna zu.

"Ich sagte doch, sie gräbt Leichen aus, das war mein voller Ernst", widerholte sie und schien tatsächlich nicht zu verstehen, was sein Problem war.

Sephiroth schüttelte leicht den Kopf und tätschelte Nemesis Flügel, da dieser mittlerweile so nah war, dass er ihn berühren konnte.

"Setz dich und trink einen Schluck. Du kannst eh nichts dagegen machen", meinte er beruhigend und hielt ihm ein Flashce Blutwein entgegen.

Nemesis mussterte diese skeptisch und seufzte schließlich ergeben. Da hatte er wohl recht. "Aber wenn sie zum Eröffnungsessen noch nicht zurück ist, dann werde ich nach ihr suchen gehen", drohte er und griff nach der Flasche, um sich ein Glas einzugiesen.

"Ach, dass schafft sie sicher", meinte Sezuna, die das Glas entgegen nahm, dass Nemesis ihr anbot. Nur weil er gerade verärgert über sie war, würde er seine gute Manieren sicher nicht vergessen. Trotzdem würde er sich dafür noch an ihr rächen. Nur wusste er noch nicht wie. Wieso schickte sie immer ausgerechnet seine Frau durch die Gegend und irgendwelche seltsamen Sachen tun? Als hätte sie nicht genug andere Leute zur Verfügung!

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Würde mich sehr über eure Meinung zu den bisherigen Kapitel und auch den Charakteren freuen.

Wen mögt ihr denn bisher am liebsten?

Sind die Kapitel zu kurz? 

Yorukage ~Die Schule der Magie~(Mitmachgeschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt