Kapitel 4: unerwarteter Besuch

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"Manu! Du hast verschlafen!" Die Tür sprang auf und der Junge schreckte hoch, sodass er fast von seinem Bett fiel. Sein verschlafener Blick lag auf seinem Bruder, welcher nun grinsend im Zimmer stand.

"Keine Sorge hast noch Zeit. Ich muss nur eher los, komme wahrscheinlich auch spät." Und schon verschwand Sebastian wieder aus Manus Tür. Bei dem Knall dieser, schreckte Manu nocheinmal zusammen und schien irgendwie nicht ganz aufgenommen zu haben, was der ältere da eben gefaselt hat.

Montag Morgen war immer schrecklich. Und wenn man dann noch um knapp fünf geweckt wird... das war wohl kaum die beste Art in den Tag zu starten. Verschlafen drückte er seinen Kopf zurück ins Kissen. Als ihm, ganz plötzlich, das Buch wieder einfiel, sprang er wie von der Tarantel gestochen auf, schnappte sich jenes, welches noch auf dem Schreibtisch verweilen tat und sprintete so schnell er konnte die Treppe runter. Die Haustür wurde gerade zugezogen. Schnell sprintete er hinterher. Ihm war es sowas von egal ob er ihm Schlafanzug vor die Haustür müsse, Hauptsache er wurde das Buch wieder los.

"Sebbi!" Sein Bruder drehte sich erschrocken um. "Kannst du das Buch Patrick zurück geben? Ich habe es versehentlich eingesteckt." Er war die letzten Schritte auf den Größeren zu gelaufen und hielt ihm das Deutschbuch hin. Mit hochgezogener Augenbraue nahm er das Buch an.

"Manu, ich will ja nichts sagen, aber halt dich besser fern von ihm... Ich weiß nicht wie du an das Buch gekommen bist, aber Pass auf." Damit hatte er sich auch schon abgewandt und lief weiter. Was hatten die Leute denn alle? Erst seine Freunde und dann noch sein Bruder? Irgendwas musste der Jüngere doch wieder verpasst haben oder nicht? Aber die Sache mit dem Buch war ja jetzt eh gegessen. Sebastian würde es ihm zurück geben und gut ist.

"Manu?" Von hinten hörte er die Ebenfalls verschlafene stimme von Rafael. Er stand im Türrahmen und schaute ziemlich verwirrt als er seinen jüngeren Bruder, in Boxer und T-Shirt, im Vorgarten stehen sah. Manu zuckte nur mit den Schultern und lief an Rafi vorbei ins Haus, wieder hoch in sein Bett, wo er gleich nochmal eingenickt war. Schließlich hatte er noch knapp eine Stunde bevor sein Wecker klingeln würde.

Durch den nervtötenden Ton wurde er dann auch wieder wach. Mürrisch und schlecht gelaunt stampfte er ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Das tat er öfters um wach zu werden. Das kalte Wasser ließ die Müdigkeit immer schnell vergessen. Er war generell ein Morgenmuffel, der am Wochenende auch gerne mal bis Mittag schlief. Aber dieses Wochenende ist es ja nichts gewesen. Immer früh aufstehen und leider auch spät schlafen gehen. Die Müdigkeit und das anstrengende Wochende standen ihm mehr als nur ins Gesicht geschrieben. Als er in den Spiegel schaute wirkten seine Augen noch ganz müde und wenn er nicht aufpassen würde, dann fielen sie glatt wieder zu. Leichte Augenringe hatte er zu allen Überfluss auch noch. Er hielt sich damit aber nicht mehr länger auf, bevor er wirklich noch zu spät käme.

Mit gesenktem Kopf lief er in die Cafeteria und hielt nach seinen Freunden Ausschau. Er fand sie schnell.

"Hey, du siehst fertig aus. War das Wochenende so anstrengend?" Er ließ sich mit dem Teller in der Hand auf einen der zwei freien Stühle sinken.

"Und wie..." Gab er nur von sich und schlang den Kartoffelbrei, den es heute gab, schnell herunter. Er hatte vergessen sich zu Hause Frühstück zu nehmen, dementsprechend hungrig war er nun.

Als er seinen Blick hob, entdeckte er auch Patrick der die Cafeteria mit ein paar Freunden gerade verließ. Er hatte ihn sonst noch nie bemerkt. Ging er denn immer essen? Warum war er ihm noch nie aufgefallen?

"Sagt mal, warum seid ihr alle Patrick gegenüber so negativ eingestellt?" Manu schwang seinen Kopf wieder zu seinen Freunden herum. Diese blickten kurz verwirrt bevor sich ihre Miene wieder entspannte.

"Ach man hört hier und da so einiges." Winkten die beiden ab. Das reichte dem Brünetten allerdings nicht als Antwort. Er wollte schon den waren Grund hören. Weiter nachhaken brachte dann aber wenig, da in dem Moment die Schulglocke erklang. Augenrollend stand er auf. Die anderen beiden waren mit einer Staubwolke und einer hektischen verabschiedung schon über alle Berge. Er verstand sie manchmal wirklich nicht. Es war doch nur eine einfache Frage, nichtmal ein Vorwurf oder so. Er würde sich jetzt wohl damit abfinden müssen.

"So ich denke das wars für heute, und vergesst nicht den Text fertig zu schreiben." Frau Ranke beendete mit diesen Worten ihren Deutschunterricht und somit auch den ersten Schultag dieser Woche. Montag war endlich vorbei.

"Manu! Beeil dich." Michael und Maurice standen schon an der Tür zu dem Klassenzimmer, in dem Manu soeben noch Unterricht hatte. Schnell packte er sein Zeug ein und lief auf die beiden zu. Manchmal waren sie schon unmöglich. Immer warteten sie auf den Brünetten, meistens sogar wenn sie eine Stunde eher Schluss hatten. Ganz einfach weil sie es gewöhnt waren, zusammen nach Hause zu laufen. Es war schon fast Tradition geworden. Immer holten die beiden Manu bei seinem Raum ab in dem er als letztes Unterricht hatte und zusammen gingen sie dann. Meist auch zu einem von den dreien nach Hause.

Während sie liefen beteiligte sich Manuel nicht wirklich an dem Gespräch über den Fünftklässler, welcher heute auf dem Hof ganz schön für ärger gesorgt hatte. Zum einen weil er es nicht mitbekommen hatte und zum anderen weil er irgendwie müde war.

"Jungs tut mir wirklich leid aber ich bin noch echt geschafft vom Wochenende." Die angesprochen nickten und umarmten ihren Kumpel nochmal bevor sie weiter gingen und Manu den Vorgarten von seinem Haus betrat. Er wunderte sich über das Motorrad welches auf der gepflasterten Einfahrt neben dem Rasen stand. Er hatte dieses noch nie gesehen, scheint als hätte einer seiner Brüder mal wieder Freunde da. Sebastian selbst fuhr auch seit er vor einigen Monaten Achtzehn geworden war Motorrad, allerdings eher selten da der Weg zur schule nicht wirklich weit war und sich das nicht lohnte.

"Hey bin wieder da!" Rief er als er aufgeschlossen hatte und die Jacke auszog. Den Rucksack musste er dafür abstellen, auch seine Schuhe ordnete er ordnungsgemäß ins Regal ein. Seinen Rucksack wieder aufgesetzt tappste er die Treppen hoch. Erschöpft öffnete er seine Tür. Ohne sich auch nur umzuschauen ließ er den Rucksack fallen und sich selbst an Ort und Stelle aufs Bett. Er könnte sofort wieder einschlafen. Kurz schloss er die Augen und genoss das weiche Bett und das Gefühl sich nicht bewegen zu müssen.

Jedoch...

"Nanu? Bin ich denn so unscheinbar?" Manu zuckte stark zusammen und quiekte leise auf. Ruckartig saß er wieder in der Senkrechten und hatte seinen Kopf zu der Person, die an der Wand gelehnt stand, gedreht. Immernoch erschrocken schnappte der Brünette nach Luft.

"W-was macht du denn hier?" Mehr als die Frage wollte ihm nicht über die Zunge kommen. Er war nervös und seine Wangen nahmen eine leicht rosige Färbung an. Er konnte den Jungen nicht richtig anschauen. Aber warum verdammt stand er hier einfach in seinem Zimmer herum? Was wollte er denn nur? Und am wichtigsten, wie zum Teufel war der denn hier rein gekommen? 

"Naja, ich dachte ja eigentlich das du mir das Buch wieder gibst. Aber hatte ich wohl falsch gedacht. Schade." Grinsend löste er sich, die Arme vor der Brust verschränkt, von der Wand und näherte sich dem kleineren.

Seine Müdigkeit war wie verflogen. Inzwischen müsste er knallrot sein. Immernoch starrte er auf die Bettdecke unter ihm. Was sollte das den heißen, er fand es schade das Manu ihm das Buch nicht persönlich zurückgegeben hatte? Warum das denn nun schon wieder? Er verstand jetzt nun wirklich gar nichts mehr. Seine Freunde und Geschwister nicht und generell die gesamte Situation war ihm total suspekt.

"Ich gehe dann wieder, wollte dich nur nochmal sehen." Er stoppte, stand so verdammt dicht vor Manu. "Deine Augen sind übrigens wunderschön." Beinahe konnte er schon den Atem des Größeren auf seiner Haut spüren. Doch dann ganz plötzlich verschwand die Nähe und der Zwölfklässler drehte sich zu Tür. Er grinste und wusste genau wie der Jüngere ihm hinterher schaute.

Wie versteinert saß dieser nämlich da und starrte auf die Tür, durch die Patrick eben gegangen war. Was war das denn bitte gewesen? Sein Kopf hatte einfach total ausgesetzt.

Zufallsglück // KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt