Kapitel 11: Erkenntnisse und Gefühle

912 82 9
                                    


"Manu!" Der Brünette wandte seinen Kopf herum. Er lächelte. Wie er es in letzter Zeit immer Tat. Seine Beiden Freunde kamen den Schulflur zu ihm gerannt und stoppten bei ihm.

"Na ihr?" Er lief weiter und seine beiden Freunde neben ihm. Er lief am Rand während der Blondschopf in er Mitte Platz gefunden hatte.

"Sei froh, du hast jetzt schon Schluss. Wir müssen noch Mahte machen." Lachend zuckte Manu mit den Schultern als Micha beleidigt die Arme vor der Brust verschränkte. Die beiden anderen begannen über irgendein beliebiges Thema zu reden während sie die Gänge weiter entlang striffen.

Die drei mussten in die gleiche Richtung. Manu hatte seine Sporttasche noch ihm Kassenraum stehen, und direkt gegenüber lag auch der Chemieraum in dem die anderen beiden jetzt Unterricht hatten.

Sein Blick viel wieder nach vorne. Sein Atem stockte als er dort Patrick mit einem Jungen und einem Mädchen laufen sah. Sie kamen direkt auf die drei zu. Patrick schien den Blick der auf ihm lag bemerkt zu haben und abermals trafen sich die Blicke von Palle und Manu. Wie lange war es her seit sie sich zum letzten Mal gesprochen haben? Knapp vierzehn Tage vielleicht?

"Es tut mir leid.... Ich nicht hatte" er gesagt. Danach war er ihm steht's aus dem Weg gegangen. Bloß fernhalten hatte er sich gesagt. Er wollte das alles vergessen. Mit Erfolg. Er hatte alles gut verstecken können. Niemand hatte weiter etwas bemerkt. Er fraß das alles lieber in sich hinein als darüber zu reden. Und genau in solchen Momenten, da viel ihm das alles wieder ein. Alles was er so sorgfältig zu verdrängen versuchte.

Sie wandten die Blicke nicht voneinander ab. Als sie fast aneinander vorbeigelaufen währen, da packte der Ältere Manu nicht gerade sanft am Arm und zog ihn an die Wand. Es war ihm egal das Manu ja eigentlich neben zwei weitere Jungs lief. Die schienen es auch erst nicht zu merken das ihr Freund fehlte. Auch die Freunde von Patrick gingen weiter.

Palle hatte Manu, wie damals auf dem Schulhof, wieder an die Wand gedrückt und versperrte ihm jeglichen Ausweg. Manu schaute leicht ängstlich und erschrocken hoch in diese Braunen Augen. Sofort schien er ruhiger zu werden. Was hatten der Junge nur an sich?

"Du meidest mich!" Der größere biss sich auf die Lippen und wandt den Blick nach unten auf seine Füße. Seine Hände waren immernoch neben Manus Kopf links und rechts an die Wand gestemmt. Zum allerersten mal war es mal nicht Manu, der auf den Boden schaute.

"Warum?" Der Kopf des älteren schoss in die Höhe. Seine Augen funkelten. Trauer, Ungewissheit und auch Wut lagen in diesen Augen.

"I-ich weiß nicht." Manu hielt dem Blickkontakt stand. Die beiden Schauten sich einfach nur in die Augen.

"Weil.... Also." Er wusste keine Antwort. Seine Worte hielt er zurück. Seinen Kopf wollte er gerade senken als Patrick aber schon zwei Finger unter sein Kinn gelegt hatte und seinen Kopf oben hielt.

"Warum machst du das nur mit mir?" Der jüngere wusste nicht was sein Gegenüber meinte. Er schaute ihn nur unschlüssig an. Mehr als ein leises "Was?" Brachte er nicht zu stande.

"Na das. Das alles." Patrick neigte seinen Kopf nach unten und kam Manu ziemlich nah. Ihre Gesichter waren keine zwei Zentimeter entfernt. Abermals spürte er den Atem des größeren auf seiner Haut. Diese Nähe und die Wärme die er ausstrahlte. Alle Sorgen, Gedanken und Probleme schienen verschwunden. Nicht mehr relevant.

Manu wollte gerade den Mut fassen und die Letzten Zentimeter die die beiden noch trennten, überbrücken. Als aber schon Manu am Arm zur Seite weggezogen wurde.

"Was fällt dir ein! Andere Schüler zu belästigen. Lass die Finger von Manu!" Maurice hatte Manu am Arm bei sich und Michael war auf den älteren zugegangen und drohte ihm.

"Warum?" Manu sprach so leise. Das ihn keiner verstand. Jetzt war er den Tränen wirklich nahe. Es war aber nicht wegen Patrick. Nicht weil die beiden sich fast geküsst hätten, sondern weil er jetzt zum ersten Mal verstand was er haben wollte.

Er wollte den größeren. Er wollte wieder seine Nähe spüren. Wieder seinen Atem spüren und in die Braunen Augen schauen. Einfach wieder befreit sein. Er hatte es doch fast. Und dann kamen wieder seine Freunde. Wieder hatten sie ihm das genommen was er brauchte. Sie konnten es doch nicht wissen. Und trotzdem ist es das zweite mal. Das zweite Mal das sie ihm Patrick zu nehmen schienen.

Während Patrick Manus Blickkontakt suchte, schauten Manus Freund den älteren bitter an.

"Schau was du getan hast. Wie es ihm geht. Was wolltest du überhaupt? Ich wusste doch das du... Ach komm, das alles hat doch keinen Sinn." Stimmte. Manu liefen einige stumme Tränen die Wange runter. Aber das war doch nicht wegen Patrick. Es war wegen ihm selbst. Patrick stand einfach nur total verdutzt da. Sein Blick lag auf Manu. Er war fragend und schien wirklich besorgt. Er dachte das die beiden Jungs Recht hatten und Manu deshalb so drauf war. Dieser wischte sich mit dem Ärmel seines Pullovers über die Augen und schenkte dem größeren danach ein zartes lächeln. Dessen Gesicht schien sich zu entspannen. Auch er grinste vorsichtig.

"Ach findest du das auch noch witzig?" Diesmal der Blondhaarige welcher auf Patrick zu kam.

"Maurice, es reicht doch." Michael hatte ihn am Arm gepackt und von dem Größeren weggezogen. Auch Manu wurde von ihm am Handgelenk gegriffen und ebenfalls mitgezogen. Seinen Kopf drehte er nocheinmal und lächelte dem immernoch ein bisschen verwirrten Patrick zu. Dieser sah das aber schon gar nicht mehr. Er hatte sich An die Wand gelehnt und seinen Kopf hängen lassen. Manus lächeln welches eben seine Miene noch erhellte wich aus seinem Gesicht.

Er wollte umdrehen. Er wollte wieder zu ihm. Manu wollte ihn jetzt einfach in den Arm nehmen. Irgendwie halt seine Nähe spüren. Ihm tat es irgendwie weh das er den Großen so sehen musste. Und trotzdem sprangen ihm die Worte seiner Freunde wieder in den Kopf, das er sich fernhalten solle. Nur sagte ihm keiner warum. Und seine Kumpels würden das wahrscheinlich auch nicht. Sein Bruder dagegen wahrscheinlich schon.

"Manu geht's dir wieder gut? Was ist da überhaupt passiert? Hat er irgendwas mit dir gemacht? Warum hast du uns denn nicht gerufen?" Seine Freunde redeten durcheinander wie ein Wasserfall. Er konnte gar nicht so schnell aufnehmen was sie sagten.

"Müsst ihr nicht in den Unterricht?" Er versuchte das Thema zu wechseln. Er wollte jetzt einfach nach Hause. Sebastian musste eh schon da sein.

"Manu, wenn es dir nicht gut geht, dann kannst du uns das sagen." Im Grunde konnte er das, nur würde er dann wahrscheinlich von seinen Freunden eigenhändig umgebracht. Er hatte es vorhin begriffen. Er wusste was er wollte, warum er so durchgedreht war. Wieso seine Gedanken und auch Gefühle bei Patrick hingen. Er kannte ihn nicht. Er wusste über ihn nichts als den Namen. Und trotzdem genoss er die Nähe und die Aufmerksamkeit die ihm geboten wurde. Es war angenehm in seiner Nähe zu sein. Und vorhin, ja da hätte er ihn nur zu gerne geküsst. Doch das wurde ja verhindert.

Er müsste jetzt ersteinmal darüber schlafen und mit dieser neuen Situation klarkommen. Ein Glück das Freitag war. Und nun standen auch schon die Herbstferien vor der Tür. Denn das heute war der letzte Schultag. Zwei Wochen hätte er jetzt wieder frei. Allerdings, wenn er das richtig sah, dann würde er Patrick zwei weitere Wochen nicht Begegnen. Er wollte doch einfach wieder bei ihm sein. So leicht würde das wahrscheinlich nicht werden.

"Und Manu? Was sagst du dazu?" Michael schaute den Brünetten erwartungsvoll an. "Was? Ähm ja. Also." Er hatte kein Wort mitbekommen.

"Super dann machen wir das. Ich rufe nachher meine Mutter an, die holt dann unser Zeug." Manu versuchte die Fragezeichen die über seinem Kopf aufplopten zu ignorieren und stattdessen nett zu lächeln.

Zufallsglück // KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt