Kapitel 21

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Es war mir egal, dass mich gerade gefühlt die ganze Welt hasste, weil ich mich durchsetzen konnte, dass wir dieses Wochenende keine Party bei uns machten. Es war mir egal, dass meine Mitbewohnerinnen schlecht auf mich zu sprechen waren, weil ich sie rücksichtslos abgewiesen und ihnen die kalte Schulter gezeigt hatte, als sie sich erkundigt haben, ob es mir gut ging. Gut, vielleicht hatte ich ein schlechtes Gewissen, aber es war mir egal.
Außerdem war es mir egal, dass ich bis Montag noch eine weitere Präsentation vorzubereiten hatte und ich bis jetzt gar nichts dafür gemacht hatte. Alle Aufgaben, die ich erledigen sollte, jeder Gedanke, an den ich dachte, es war ganz egal was. Alles war mir egal.

Ich wünschte, dass ich auch dasselbe von ihm behaupten könnte. Doch wie es sich das Schicksal überlegt hatte, spielte sich vor meinen geschlossenen Augen ein Dauerfilm mit der Szene im Gang ab, in dem Nolan und ich eine hitzige Diskussion hatten. Wieder, wieder und nochmals wieder, solange, bis ich jedes Wort, das über seine Lippen gekommen war, auswendig konnte. Es war wie ein Mantra der Hölle, dem ich nicht entkommen konnte.

Mit einem Stöhnen drehte ich mich im Bett um und erschuf ein kleines Loch in meiner schützenden Wand von Decke, damit ich atmen konnte, ehe ich es wieder schloss. Wenige Minuten später musste ich dasselbe nochmal machen, wenig später nochmal.

Seit Freitag hatte ich mich nicht aus meinem Zimmer bewegt, außer wenn ich aufs Klo oder Nahrung zu mir nehmen musste und auch das nur im äußersten Notfall. Mittlerweile knurrte mein Magen erneut und zog sich schmerzhaft zusammen. Das Geräusch hatte mich nicht nur einmal in der Nacht aufgeweckt, doch ich war zu stur, um aufzustehen und mir etwas zu Essen zu holen.
Und mittlerweile war es -nach einen kurzen Blick aus den Decken auf meinen Wecker- 5.49 Uhr in der Früh des Montags, den ich voller Angst erwartete. Denn heute musste ich ihm wieder begegnen.

Um ehrlich zu sein, hat sich das 'Ich-mach-mir-alle-zum-Feind'-Verhalten, das Verstecken, das Hungern und Ausharren für mich gelohnt. Ich hatte mehr als genug Zeit, um über die Situation, in der ich mich befand, nachzudenken und mir über so einiges klarzuwerden. 
Unter anderem hatte ich beschlossen, dass das, was ich erlebt hatte, wirklich passiert war, denn meine Erinnerungen waren immer öfter und klarer zurückgekehrt, bis ich die gesamte Szene genau vor Augen hatte. Zwar war ich mir noch immer nicht sicher, was die schwarzen Federn zu bedeuten hatten oder wie ich das überlebt hatte, aber ich war mir sicher, dass das real gewesen war.

Des weiteren hatte ich Nolans Aussagen als eine große, fette Lüge abgestempelt. Alles, was er je zu mir oder über sich gesagt hatte. Es war mir ganz egal, dass einige Teile, von dem, was er von sich gegeben hatte, wahr war, aber das Ganze war mir vom Anfang bis zum Ende einfach zu suspekt, um ihm noch zu vertrauen.
Diese Tatsache schmerzte überraschenderweise.

"Montag, Montag, ach, wie sehr ich dich liebe.", murmelte ich vor mich hin und trat die Decke mit den Füßen von mir. Es erstaunte mich, wie kühl und frisch die Luft in meinem Zimmer war, aber dann erinnerte ich mich, dass ich im Vorhinein nachgedacht und das Fenster gekippt hatte. Jetzt überzog eine Gänsehaut meinen gesamten Körper, obwohl ich eine lange Pyjamahose und ein Pyjamashirt in blau mit kleinen Fischen anhatte. Es war mir eigentlich ziemlich egal, was ich anhatte, wenn ich schlief und außer meine Freundinnen würde mich ohnehin nie jemand so sehen.

Da ich wusste, dass noch niemand um diese Zeit wach war, huschte ich ins Bad und duschte mich ausgiebig, damit ich nicht aussah, wie ich mich am Wochenende gefühlt hatte.
Nach einer Viertelstunde kam ich mit einer Dampfwolke aus Vanille und Zimt -Valeries blöde Weihnachts-Duschgel Limited Edition. Meine feuchten Haare hatte ich in einem Turban hochgewickelt. Dann zog ich meinen Flanell-Bademantel an und warf das Handtuch am Boden, um meine Haare zu föhnen und gleichzeitig zu bürsten. Spätestens jetzt waren meine Freundinnen wach.

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