Nolan's Sicht

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Unruhige zupfte ich an den Hemdärmeln, fegte unsichtbare Staubpartikel von meiner Schulter und betrachtete mein Spiegelbild voller Misstrauen. Ich hatte mir für heute ein schlichtes weißes Hemd und dazu eine Jeans angezogen und fühlte mich unwohl. War das zu förmlich für ein normales Treffen?
Eigentlich waren Hemden nicht so meins, da sie viel zu kratzig waren, aber ich hatte das dringende Bedürfnis, mich für den heutigen Tag herauszuputzen. Und nun stand ich da und betrachtete kritisch das Ergebnis. Meine Haare sahen genauso ungezähmt aus wie immer und ich hatte nicht einen Versuch unternommen, dagegen etwas zu tun, denn ich wusste, dass das nicht gut enden würde.

"Warum mache ich mir überhaupt die Mühe?", fragte ich mich in Gedanken und probierte mich an einem Lächeln, dass mein Gegenüber zaghaft erwiderte. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich so anzog, weil ich Miriam irgendwie beeindrucken wollte oder weil es einfach eine Art von Bauchgefühl war.

Ich schnappte mir meinen Mantel, zog mich an und ging die Treppen runter, als mein Handy einen Ton von sich gab. Vorsichtig fischte ich es aus meiner Manteltasche und öffnete die Nachricht.

Komm nicht! -M

Stirnrunzelnd wurden meine Schritte langsamer, bis ich schließlich am Schotterweg stehen blieb. Warum schrieb Miriam mir, dass ich nicht kommen sollte, wenn sie mich doch am Tag davor darum gebeten hatte?
Wahrscheinlich sollte ich einfach umkehren, zurückgehen und mir einen schönen Samstag machen, indem ich mit den Jungs Football spielte, mir eine Serie reinzog -Ethan hatte mir Riverdale wärmstens empfohlen- oder ich mir ein weiteres Buch über das Leben der Menschen durchlas, was sich als überraschend spannend herausstellte.

Doch irgendetwas an ihrer Nachricht ließ es nicht zu, dass ich mich abwandte und ging. Vielleicht lag es an der Direktheit und der Nachricht oder das Rufzeichen nach den Worten, dass das noch mehr betonte. Es schien, als würde sie mit aller Kraft verhindern zu wollen, dass ich zu ihr kam, aber nicht, weil sie es nicht wollte. Ich konnte fühlen, dass etwas dazwischen gekommen war, was sie aus der Bahn geworfen hatte.

Mein Magen zog sich zusammen und als ein Wind über meine schweißnasse Stirn strich, erzitterte ich. Das waren nicht meine Gefühle, es waren Miriams.
Hastig steckte ich mein Handy wieder ein und setzte mich in Bewegung, diesmal waren meine Schritte abgehackter. Der Kies knirschte unter meinen Sohlen, der Takt meiner Schritte passte sich meinem Herzrhythmus an.

Es störte mich, dass ich mich zu Fuß im Vergleich zum Fliegen so langsam bewegte und es kam mir wie eine Ewigkeit vor, als ich die Stufen zum Gebäude hochstieg, obwohl es sich nur um wenige Minuten handeln konnte.
Die ersten paar Treppen schaffte ich noch im normalen Gang, bis mir der Geduldsfaden riss und ich immer zwei auf einmal nahm und mich sprunghaft hocharbeitete.

Ich klopfte an der Tür des Appartements und das Geräusch kam im Treppenhaus einem Schuss gleich. Während ich wartete ertappte ich mich selbst dabei, wie ich auf meinen Füßen auf und ab wippte und mir mehrmals die Hände an meiner Jeans abwischte. Meine Güte, Miriam schien ja richtig nervös zu sein. Ich begann mich zu fragen, was der Grund dafür war...

In diesem Moment öffnete sich die Türe und eine etwas angespannte Jamie blickte mir entgegen. Ihre Pupillen waren ungewöhnlich klein, als hätte sie etwas gesehen, dass sie verschreckt hätte. Außerdem waren ihre Lippen zusammengepresst und sie wirkte ehrlich verzweifelt.

"Hey, Jamie, ist alles okay?", fragte ich eindringlich und packte sie an den Schultern, weil ich nur so das Gefühl hatte, zu ihr durchzudringen. Sie zuckte leicht zusammen und blinzelte.
"Sieh es dir selbst an.", erwiderte sie matt und trat zur Seite, damit ich reinkommen konnte. Ihre schlappe Reaktion verwunderte mich und machte mich gleichzeitig misstrauisch. Auch das Gefühl, dass etwas nicht stimmte bestätigte sich, denn die Luft war hier drinnen so dick vor Spannung, dass ich sie zerschneiden hätte können.

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