Angst

604 16 2
                                    

Und an manchen Tagen habe ich so viel Angst vor dem Leben, dass ich mich am liebsten einfach nur in meinem Bett verstecken möchte.

Ich möchte mich unter der Bettdecke verstecken, die einem vor allem Bösen beschützt. Vor den Bösen Sachen, die früher Monster unter dem Bett waren und heute Monster in mir und in dieser Welt sind.

In dieser Welt in dem jeder Mensch selbstsüchtiger als der Andere ist. Wo jeder Menschen alles besser weiß als der Andere. In einer Welt, in der wir so viel erreicht haben, durch die Wissenschaft und in einer Welt, in der wir so viel verloren haben, was die soziale Intelligenz angeht.

Und ich liege in meinem Bett, mit dem Kopf unter der Decke und ich zähle die Atemzüge die ich mache. Jedes Ein und jedes Ausatmen. Jede Sekunde, jede Minute und jede Stunde. Und somit vergehen Ewigkeiten, die unglaublich schnell und leise vergehen, doch in meine Kopf zählt nur das Ticken des Zeigers.

Am Ende des Tages liege ich immer noch im Bett, mit dem Kopf unter meiner Bettdecke und denke an unendlich viele Zahlen. Und irgendwie fühle ich mich nutzlos und unproduktiv.

Nutzlos und unproduktiv, da ich einen weiteren Tag habe verstreichen lassen, ohne einmal aus dem Bett gegangen zu sein.

Und an anderen Tagen mache ich so unglaublich viel, dass ich das Ticken des Zeigers nicht höre und die Zeit schnell wie eine Ewigkeit vorrüber geht. Und an diesen Tagen stecke ich voller Kreativität und Motivation. So vieler Energie, dass ich alles für die nächsten Tage vorbereite, da ich weiß, dass die unproduktiven Tage voller Angst vor den Monstern schon bald wieder kommen werden.

Und an manchen Tagen habe ich so viel Angst vor dem Sterben, dass ich mich am liebsten einfach nur in meinem Bett verstecken möchte.

Ich möchte mich unter der Bettdecke verstecken, die mich vor allen Verlusten beschützt. Vor all den Verlusten, die früher ein kleiner Plastikring waren und heute meine Erfolge.

Meine Erfolge, für die ich mein ganzes Leben genutzt habe. Meine Erfolge, die mich so glücklich und stolz machen. Meine Erfolge, in die ich meine ganze Leidenschaft gesteckt habe. Die Erfolge ür die ich Stunden gelernt habe oder Stunden geschwitzt. Mit voller Entschlossenheit und Konzentration stand ich hinter meinen Erfolgen und am Ende gehen sie alle.

Und ich liege in meinem Bett und zähle die Erfolge, die ich in meinem Leben erreicht habe. An die Dinge, auf die ich so stolz bin, da ich sie alleine gestemmt habe und produziert habe. Und mit jeder Sekunde, Minute und Stunde, die ich in meinem Bett verbringe, wächst die Angst in mir heran.

Die Angst vor dem Verlust, vor der mich keine Bettdecke der Welt retten kann. Vor dem Verlust, den ich nicht umgehen kann und der mit jedem Tag näher kommt. Der Verlust, der mich zerstört.

Und am nächsten Tag wache ich auf, in meiner Bettdecke eingerollt. Und ich befreie mich aus meinem Kokon, schiebe die Decke zur Seite, stehe auf und arbeite weiter, an meinen Zielen, die eines Tages zu meinen erfolgen werden.

Meinen Erfolgen die mein größter Verlust und meine größte Angst sind.

Poetry SlamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt