Ich habe einen Krampf in meinem Arm, aber ich kann das schnelle konzentrierte Schreiben nicht pausieren. Das Geräusch von meinem Kugelschreiber, der in Rekordzeit über das Blatt auf dem alten Holztisch gleitet und nach jedem Satz einen demonstrativen Punkt auf das Blatt Papier drückt. Ich atme kurz auf und versuche den Schmerz in meinem Arm zu vergessen und mich für die nächsten 13 Aufgaben zu motivieren.
Mein Blick geht geht von dem Papierstapel vor mir, auf die Uhr an der Wand. Es sind noch 2 Stunden, die ich habe. Bisher war ich in meinem Zeitplan, aber ich musste mich weiterhin anstrengen.
Der Krampf in meinem Arm wird nicht besser; im Gegenteil, er wird schlimmer. Meine Konzentration wird weniger, bis letztendlich auch meine Motivation komplett verschwindet, aufgrund eines Fehlers. Wo ist dieser Fehler? Es ist alles gut. Du musst dich nur konzentrieren und Ruhe bewahren. Bloß keinen Stress. Du hast noch eine Stunde, als machst du die Aufgabe ein weiteres Mal.
Das schnelle Schreiben meines Kugelschreibers, der mittlerweile kleine weiße Stellen zwischen meinen Worten hinterlässt, auch er kann anscheinend nicht mehr.
Mein Kugelschreiber fängt an sich gegen mich zustellen, in dem er langsam aber sicher keine Tinte mehr in sich trägt. Aber das darf mich nicht aus der Fassung bringen. Ich muss schneller schreiben, ordentlicher schreiben, detaillierter schreiben.
Meine Hand fängt aufgrund des Aufregung und des Stresses an zu zittern. Jedes weitere Blatt, welches ich mit blauer Tinte bedecke, sieht unordentlicher aus, als das vorherige. Aber ich habe keine Zeit darüber nachzudenken. Es sind nur noch 30 Minuten.
Ich bringe meine letzten Gedanken auf das Papier. Ich versuche alles aufzuschreiben, was ich mir in den letzten Wochen so mühevoll eingeprägt habe, und von dem nicht einmal die Hälfte relevant ist. Mein Kugelschreiber schreibt das letzte Wort und setzt zum letzten Mal einen Punkt auf das Blatt Papier.
Ich lehne mich zurück. Mein Kopf ist leer. Ich kann an nichts denken. Ich spüre nur den Schmerz der immer noch in meinem Arm ist. Als ich nichts mehr durch meine Brille sehen kann, da diese durch die Maske beschlagen ist, fang ich an mich langsam weiter an die letzten Schritte bis zum Ziel zu wagen.
Ich werfe einen kurzen Blick durch den Raum. Natürlich schaut keiner auf, alle schreiben konzentriert oder versuchen verzweifelt eine Aufgabe zu lösen.
Wochenlanges Lernen für 3 Stunden Prüfung. Ich habe mir so viele Sorgen über mögliche Fragen gemacht, die ich vielleicht nicht hätte beantworten können, Angst davor zu versagen, weil sie alle von mir erwartet haben, dass ich alles kann und alles weiß.
Die letzte Kontrolle von meinen beschrifteten Blättern. Das letzte Zusammensuchen der richtigen Reihenfolge der Seiten und der Aufgaben. Alles zusammen in einen Umschlag.
Ich kontrolliere meine beschrifteten Blätter noch einmal bevor ich sie alle sortiere und in den Umschlag schiebe. Während in meinem Kopf nur dröhnende Leere ist, starre ich auf den Briefumschlag, auf welchem mein Name steht, und welcher über meine Zukunft entscheiden wird.
Ich wollte hier raus. Also weiter zu dem zum Scheitern verurteilten Versuch Stifte, Taschenrechner und alles Andere leise in mein Etui zu packen, um die anderen nicht zu stören.
Dann das laute Knarren meines Stuhls, als ich langsam versuche aufzustehen. Ich versuche mich zwischen dem nicht wirklich zurückgeschobenen Stuhl und dem Tisch heraus zu quetschen, was natürlich nicht so elegant passiert, wie ich es geplant hatte.
Die letzten 10 Schritte zu der Aufsichtsperson, die meine Prüfung entgegen nimmt.
Ich trete die letzten 10 Schritte zu Aufsichtsperson an, die meine Prüfung mit wenig Motivation entgegen nimmt.
Der Rückweg zu meinem Tisch um meine Wasserflasche mitzunehmen, aus der ich keinen Schluck getrunken habe, und mein Etui. Ich gehe zu meiner Tasche und gehe aus diesem schrecklichen Raum raus in die Freiheit. Natürlich nicht ohne die Tür laut in das Schloss fallen zu lassen, weil sie mir aus der Hand gerutscht ist.
Und so wird meine Schulkarriere enden. Hier vor der Aula, mit Leere im Kopf. Bereits jetzt habe ich schon die meisten Aufgaben der Prüfung vergessen und kann mich an fast keine meiner Antworten mehr erinnern.
Es ist vorbei. Das letzte Wort steht auf dem Blatt Papier und ich habe es geschafft. Ein klarer Schnitt, ein klares Wort, ein klarer Punkt.
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Poetry Slams
PoesíaDie Texte die du schreibst werden vielleicht nicht die Welt verändern. Sie werden keinen Frieden schaffen, nicht alle Menschen verändern und deine Probleme nicht lösen. Aber die Texte die du schreibst helfen dir deine Gefühle auszudrücken, dich der...