Alles Gute

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Die Kerzen auf dem Kuchen die von einer Seite zur anderen flackern, die Menschen um dich herum, die dich erwartungsvoll anschauen und das Lächeln auf deinen Lippen, welches du mit viel Mühe versucht aufrecht zu halten.

Du holst tief Luft und pustest alle Kerzen auf dem Kuchen aus. Erst jetzt bemerkte du wie viel Wärme diese 19 Kerzen gegeben haben. Du atmest ein. Rauch fliegt durch deinen Mund in deinen Hals, weswegen du kurz das Verlange hast zu husten, es jedoch unterdrückst.

Das Klatschen der Leute um dich herum, die ihre Augen nicht von die nehmen. Du hast keine Zeit auch nur eine Sekunde dein Schauspiel zu unterbrechen. Deine Mutter, die dir das Messer in die Hand drückt, um den Kuchen anschneiden. Heute gab sie es dir in die Hand, eine mögliche Waffe für dich um dich vor Bösen zu wehren. Morgen drückt sie es dir wahrscheinlich ins Herz.

Der Blick auf den Kuchen. Der Versuch genau die Mitte zutreffen. Jedes Stück genau gleich groß zu schneiden. 100% Erfolglosigkeit. Die Mitte in einem Kreis zu treffen, ohne irgendeine Hilfe ist nahezu unmöglich.

Das Nachgeben des Kuchens, sobald das Messer durch die Schichten gleitet. Der hoffnungslose Versuch das Stück Kuchen auf einen Teller zu stellen, ohne das es umkippt oder ohne es anzufassen.

Das Schweigen beim Essen. Jeder lächelt, obwohl die meisten wahrscheinlich am Liebsten gar nicht hier wären. Zu viel Arbeit, zu viel Stress, zu viel Müdigkeit, zu wenig Liebe. Der Blick auf dein Handy. Wartest schon seit 14 Stunden auf eine Nachricht.

Du weißt dass keine Nachricht kommen wird. Der Tag ist noch jung. Es bleiben noch 10 Stunden. Deine Mutter, die dir mahnen unter dem Tisch auf den Fuß tritt. Du darfst nicht auf dein Handy gucken. Kein Wort davon im ausgeschriebenen Skript. Wie jedes Jahr.

Die erste Aufführung ist vorbei. Das Verbeugen auf der Bühne. Alle Klatschen weil es einfach dazu gehört. Sobald das Stück vorbei ist, verlassen sie das Theater und leben ihr Leben weiter, ohne noch einmal an die zuvor gehörten Zeilen zu denken.

Nächste Aufführung in ein paar Stunden. Sich fertig machen, keine Zeit zum ausruhen. Wieder auf die Bühne. Und alle stehen um dich herum, schauen dich erwarten an und du setzt das Lächeln wieder auf.

Die Musik die Gespräche unmöglich macht. So wie immer wird nicht gesprochen. Es werden nur Worte ausgetauscht. Leere Worte. Der Blick auf das Handy. Sie hat noch 5 Stunden Zeit.

Stellst dir bei jedem Schluck Alkohol vor, er würde dir neue Energie schenken. Dich besser spielen lassen. Die die Zeit vergessen lassen. Und der Tag ist noch 10 Minuten lang.

Der Gang ins Badezimmer. Der Blick in den Spiegel, das Gefühl des kalten Wassers in deinem Gesicht. Das weiche Gefühl des Badezimmerteppichs, als du dich auf ihn setzt. Hat sie es vergessen? Hasst sie dich so sehr? Nein, sie schreibt noch. Sie hat nicht 7 Minuten Zeit.

Der Blick auf ihr Profil. Ihr Gesicht, welches mit ihrem Lächeln geschmückt ist. Sie hatte nie Bilder von sich öffentlich gestellt. Der Blick auf die Urzeit, als die Minute umspringt.

Das Wort online, was auf ihrem Profil erscheint. Dein Herzschlag, auf welcher dein ganzer Körper reagiert. Das schnelle verlassen ihres Profils. Sie wird dir schreiben. Sie hat gerade die Möglichkeit. Du wusstest, dass sie es nicht vergisst, du wusstest, dass sie dich noch mochte, trotz all dem, was damals vorgefallen ist.

Das Tippen auf einen anderen Chat um dich abzulenken, die Nachrichten deiner Mutter, welche sich beschwert, dass du bereits seit 6 Minuten weg bist, obwohl dein Publikum auf dich wartet. Auf deine Rolle in diesem Spiel.

Das Warten, welches dich wahnsinnig macht lässt dich zurück auf ihr Profil gehen. Das Wort online welches dich vorher so erfreute macht dich nun eifersüchtig. Sie ist es nicht wegen dir, sonder wegen jemand anderem. Nein, sie wird am überlegen sein ob sie dir schreiben soll. Sie wird dir noch schreiben, sie hat nichts gegen dich.

Gefüllt von Eifersucht, gehst du auf sein Profil. So viel Arbeit um an seine Nummer zu kommen, nur um genau für diese Situation Klarheit zu bekommen. Online...

Kein eindeutiger Beweis. Sie ist wegen dir online nicht wegen ihm. Sie hat noch eine Minute Zeit. Sie weiß, dass du heute Geburtstag hast, sie weiß, dass du auf ihre Nachricht wartest, sie weiß, dass du damit rechnest, dass sie dir schreibt. Du hast ihr schließlich auch geschrieben.

Der Bildschirm zeigt erneut ihr Profil. Ihr Lächeln, mit den strahlenden Augen, die dich anschauen. Sie hatte nie Bilder von sich gemacht. Ist es vielleicht dein Geschenk von ihr?

Der Blick auf die Minutenanzeige, als ein neuer Tag beginnt. Das Stechen in deinem Herzen als du ihr schadenfrohes Lachen siehst, welches dich mit siegessicheren Augen anschaut.

Worte , die in deinem Kopf hallen in Kombinationen mit Bildern, die nicht dazu passen.

Bilder von euch, wie ihr zusammen lacht, zusammen redet, sie dir letztes Jahr dein Geschenk überreichte, die Erste war die dir gratulierte, sie dich in den Arm nahm und sagte, dass du dich nicht von deiner Familie unterkriegen lassen sollst, weil sie ist immer für dich da.

"Ich kann nicht mehr. Ich kann das nicht mehr mit uns. Du hast mich belogen. Du machst mich nicht glücklich. Ich habe mich in dir getäuscht. Es tut mir leid aber ich liebe dich nicht..."

Der Blick auf das Profil. Das Wort Online verschwindet, in dem hässlichen Grünton. Stille. Du fühlst dich alleine gelassen.

Das ist nicht mehr ihr Profil. Sie ist nicht mehr die, die du kanntest. Sie hat sich verändert wegen dir. Hat sich verändert, weil du sie verletzte hast. Hat sich verändert, weil sie jemand Neues kennengelernt hat, der für sie da war, nachdem du sie verletzt hast. Warum hast du das getan?

Die Schritte auf der Treppe. Das aggressive Klopfen an der Tür. Du trittst aus der Tür. Ignorierst deine energische Mutter. Du warst nur 10 Minuten weg. Der Weg zu den Gästen. Das falsche Lachen, welches deinem Mund weh tut.

Das alles ist nur ein Spiel. Alles nur eine Rolle in die du hinein schlüpfst. Das ungeschriebene Skript gibt dir die Anweisungen. Du musst sie nur befolgen und vielleicht wird alles gut. Lass dich von deiner Familie nicht unterkriegen. Ich bin immer für dich da.

Alles Gute zum Geburtstag, sagte sie mit dem Blick zur Uhr bevor sie offline ging. Alles Gute zum Geburtstag.

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