Kapitel 2 - Eine Überraschung

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Lisanne Pov.

Ich gähne ausgiebig und strecke mich. Draußen wird es schon dunkel und ich muss wieder feststellen, dass ich wieder kaum draußen war. Na ja, kein Wunder! Nach der Trennung von seiner Frau und der Abgabe der jüngeren Pflegekinder ist Onkel Rainer mit uns auf ein abgelegenes Anwesen außerhalb jeglicher Gemeinschaft gezogen. Um seine Forschungen besser betreiben zu können, sagte er. Ich denke eher, er will uns hier vor Langeweile eingehen lassen. Hailee kommt in mein Zimmer. ,,Hast du zufällig noch irgendwo Bücher, die ich noch nicht gelesen habe?" Ich überlegte. ,,Ich weiß es nicht. Warte, ich schaue kurz nach." Ich gehe zu meinem Bücherregal und lasse meinen Blick daran entlang schweifen. ,,Hmm, hast du Erebos schon gelesen?" Hailees Gesicht hellt sich auf. ,,Ich glaube nicht." ,,Gut, hier." Ich ziehe das Buch heraus und gebe es ihr. Sie lässt sich auf mein Bett fallen. ,,Meine Güte, seit zwei Jahren leben wir hier schon und ein Tag ist öder als der andere. Onkel Rainer unternimmt überhaupt nichts mit uns und in die Stadt dürfen wir auch nie fahren. Ich sterbe noch vor Langeweile." Ich setze mich neben sie. ,,Ich weiß, mir geht es genauso, aber wir sollten froh sein, dass wir hier leben dürfen und nicht in irgendeinem Heim." ,,Stimmt, aber meinst du wir können ihn überreden mit uns die Woche mal wieder in die Stadt zu fahren? Ich halte es hier nicht länger aus!" In ihren Augen liegt so viel Hoffnung, dass ich es nicht übers Herz bringe ihr zu sagen, wie unwahrscheinlich Onkel Rainers Zustimmung sein wird. ,,Wir können es ja mal versuchen." In diesem Moment knistert es in dem Lautsprecher, den Onkel Rainer in jedem Zimmer installiert hat, um nicht laufen zu müssen, wenn er uns etwas zu sagen hat - was nicht häufig der Fall ist. Dann ertönt seine Stimme, wie immer leicht erschöpft und quäkend. ,,Lisanne und Hailee ich erwarte euch sofort im Esszimmer zum Abendessen und wirklich sofort. Danke." Wir sehen uns erstaunt an. Ein gemeinsames Abendessen?!

Hailee Pov.

,,Irgendwie ist das seltsam." Lisanne und ich gehen durch das dämmerige Haus in Richtung Esszimmer. Lisanne sieht mich fragend an. ,,Ich meine, dass wir gemeinsam zu Abend essen. Sonst schickt er uns doch sonst auch einfach das Essen auf die Zimmer oder wir müssen selbst kochen."
,,Ich weiß, ich finde das auch komisch. Ob was passiert ist?! Ich bleibe wie angewurzelt stehen. ,,Wie meinst du das - ob was passiert ist?!" ,,Es könnte doch sein, dass er eine Nachricht oder so gekriegt hat. Ich will den Teufel ja nicht an die Wand malen, aber vielleicht hat ihm das Jugendamt geschrieben, dass er uns abgeben muss." ,,Oh nein, nur das nicht." Sie zieht mich weiter. ,,Hailee, das war doch nur eine Vermutung. Vielleicht will er sich auch einfach nur dafür entschuldigen, dass er sich kaum um uns gekümmert hat."  Das wäre auch eine Erklärung, doch ich bin mir immer noch unsicher. Wir sind inzwischen bei der Tür zum Esszimmer angekommen. Lisanne grinst mir aufmunternd zu und klopft an. Sofort ertönt ein ,,Herein!" und wir treten ein. Wow, es sieht total festlich aus. Onkel Rainer, der schon am Tisch sitzt, winkt uns mit einem breiten Lächeln näher. ,,Ah, meine Mädchen, kommt näher, setzt euch. Wie ich mich freue, euch zu sehen!" Ich runzele die Stirn. So euphorisch ist er normalerweise nicht. Wir nehmen Platz und das Essen wird serviert. ,,Langt tüchtig zu, es muss alle werden." Ich sehe Lisanne an, als sie sich Essen auftut. Ihr Blick ist ziemlich nervös. Auch sie fragt sich anscheinend, was das alles zu bedeuten hat. Onkel Rainer scheint aber erst essen und dann mit der Sprache rausrücken zu wollen. Wir essen schweigend.

Lisanne Pov.

Als Onkel Rainer endlich mit dem Essen fertig ist und sich zufrieden zurück lehnt, sitzen Hailee und ich schon wie auf glühenden Kohlen. Ich räuspere mich. ,,Also, Onkel Rainer. Wolltest du vielleicht etwas mit uns besprechen?" Er schenkt mir ein total untypisches, strahlendes Lächeln. ,,Ach, ihr Lieben, ihr seid wirklich schlau wie die Füchse. Nun Lisanne, du hast Recht, ich will etwas mit euch besprechen." Meine Aufregung steigert sich noch mehr und Hailee rutscht unruhig auf ihrem Stuhl herum. ,,Ist es etwas schlimmes?" fragt sie vorsichtig. ,,Schlimm?! Nein, eher das Gegenteil." Onkel Rainer lacht ubd wir bringen ein gekünsteltes Lächeln zustande.  ,,Hört zu, Mädchen. Ich habe eine Überraschung für euch!" ,, Eine Überraschung?!", hake ich erstaunt nach. ,,Ja, meine neueste Erfindung soll ganz für euch sein. Ich habe sie extra für euch entwickelt." ,,Oh, was ist es denn?" Er wackelt mit dem Zeigefinger. ,,Wenn ich euch das verraten würde, wäre es doch keine Überraschung mehr. Kommt doch bitte morgen früh in mein Labor, dann zeige ich sie euch, okay?! So, und jetzt solltet ihr euch ausruhen, morgen wird es ziemlich aufregend für euch." Er führt uns aus dem Esszimmer und wir gehen auf unsere Zimmer zurück. ,,Was meinst du, was ist die Überraschung?" ,,Ich habe keinen Plan, Hailee. Wir werden es morgen sehen. Gute Nacht!" Wir verabschieden uns und gehen in unsere Zimmer, als ich später im Bett liege, kann ich nicht einschlafen. Meine Gedanken kreisen um diese Erfindung und erst gegen zwölf Uhr finde ich in den Schlaf.

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