Kapitel 9 - Kino

138 10 12
                                    

Lisanne Pov

,,Jetzt erzählt doch mal, wie heißen eure geheimnisvollen Freunde denn, mit denen ihr euch heute schon wieder trefft, jetzt?“ ,,Und woher kommen sie, hier aus Hamburg?“ Hailee und ich sitzen zusammen mit Natalie, Penny und Lena am Frühstückstisch und werden mit Fragen durchlöchert. Das Schlimme ist, dass wir ihnen nichts wirklich erzählen können. ,,Ähm...“ ,,Nun kommt schon, so gruselig werden sie schon nicht sein.“ ,,Gruselig sind sie keineswegs.“ ,,Ach nein?! Warum sagt ihr uns dann nicht die Namen?!“ ,,Weil das so ist.“ Natalie seufzt, dann sieht sie Penny an. ,,Wir könnten unser Angebot als Erpressung benutzen, was Pegs?!“ Hailee verharrt vor ihrem Sandwich. ,,Ein Angebot?!“ Penny wirft Natalie einen bösen Blick zu. ,,Herzlichen Dank auch, Natalie.“ Auch ich werde neugierig. ,,Was für ein Angebot?“ Natalie grinst Penny zu. ,,Immer doch. Also, wollen wir?!“ ,,Nein, ich erpresse niemanden. Wenn Lisanne und Hailee nichts verraten wollen, ist das ihre Sache.“ ,,Danke Penny. Also, was für ein Angebot meint ihr denn jetzt?“ Penny räuspert sich. ,,Also, ich arbeite außerhalb des Studiums in einem Ticketladen...“ Plötzlich ahne ich etwas. Könnte das sein?! ,,...und ich habe mir die Freiheit genommen, Karten für euch zurückzulegen, als ich hörte, dass ihr Kellyfans seid...“ ,,Nur sie, nicht ich!“, berichtigt Hailee sie. ,,Wie auch immer, auf euren Namen befinden sich dort zwei Karten für Live at Loreley, wenn ihr da hingehen wollt.“ Sie will scheinbar noch etwas sagen, aber das geht in meinem Freudenschrei unter. ,,Jahuuuuuuuu!“ Doch als ich Hailee ansehe, bekommt meine Freude einen tüchtigen Dämpfer ab.

Hailee Pov

Ich sehe Lisanne finster an. Das Strahlen verschwindet langsam aus ihren Augen. ,,Jetzt sag mir nicht, dass du mich nicht begleiten willst!“ ,,Ich habe gesagt, dass ich es mir überlege und dabei bleibt es. Jetzt hast du schon die Karten sicher, warum sich also beschweren?“ Sie sieht aus, als wäre sie kurz vorm Explodieren.
,,Weil ich da unbedingt hin will!“, faucht sie. Lena versucht zu schlichten. ,,Mädels, entspannt euch.“ Wir atmen tief durch und versuchen, runterzukommen.
,,Alles wird gut! Wenn Hailee nicht mitkommen will, fährst du halt alleine, Lisanne.“ ,,Worauf du dich verlassen kannst!“ Sie zieht einen Flunsch, dann steht sie auf. ,,Entschuldigt, Leute. Ich gehe ein bisschen auf mein Zimmer.“
Sie verschwindet nach oben. Wir sehen ihr nach, plötzlich drehen sich Natalie, Penny und Lena um und sehen mich vorwurfsvoll an.
,,Was denn?“ Penny seufzt. ,,Hailee, jeder Blinder sieht, wie sehr sich Lisanne auf dieses Konzert freut. Ich wette, sie ist jetzt total unglücklich, weil du nicht mitkommen willst. Versuch doch, dich darauf einzulassen.“ ,,Leichter gesagt als getan.“ ,,Es ist schwer, andere Leute mit anderen Vorlieben, als man selber hat, zu verstehen, aber das macht ja den Reiz aus.“ Ich denke nach. ,,Es klingt...plausibel...“
Lena lächelt. ,,Genau, und was machst du jetzt?“ Ich seufze ergeben. ,,Zu Lisanne gehen und mich bei ihr entschuldigen.“
,,Bingo!“, rufen sie gleichzeitig. Zähneknirschend stehe ich auf, räume mein Frühstücksgeschirr weg und mache mich auf den Weg nach oben. Oben klopfe ich an Lisannes Zimmertür ihr Herein!  ist fast nicht zu verstehen, weil sie die Musik so aufgedreht hat. Zu meinem Erstaunen erkenne ich die Musik – Tokio Hotel. Lisanne sitzt auf ihrem Bett, den Kopf in einem Buch vergraben. ,,Hey, Lisanne.“ Sie sieht auf. Eigentlich wollte ich mich entschuldigen, aber zuerst platze ich heraus: ,,Wo zum Geier hast du die Sunrise Avenue CD her?!“

Lisanne Pov

Gegen meinen Willen muss ich grinsen. ,,Die habe ich in meiner Jogginghosentasche gefunden. Geil, oder?!“ ,,Echt super.“ Es ist On the Way to Wonderland, genau das, was ich jetzt brauche. Hailee setzt sich neben mich und beginnt, an ihren Schnürbändern herumzunesteln.
,,Lisanne, es...es tut mir leid. Ich weiß, dass du unbedingt zu Live at Loreley gehen willst, aber ich muss mir das erst überlegen. Ich mag Angelo auch, aber...“ ,,AHA!“
Sie zuckt zusammen und sieht mich fragend an. ,,Hm?!“ ,,DU MAGST ANGELO!“ Hailee läuft puterrot an. ,,Gar nicht, ich meine, ich mag ihn schon, aber nicht so, wie du denkst, verstehst du?!“, stammelt sie verlegen. Ich bin nicht überzeugt, beschließe aber, sie in Ruhe zu lassen. ,,Was soll ich heute anziehen?“ ,,Keine Ahnung, immerhin gehen wir ins Kino, da fällt doch sowieso niemandem auf, was wir anhaben.“ ,,Aber wir treffen uns nunmal mit Paddy und Angelo, da müssen wir schon etwas hübscher aussehen.“ Sie kichert. ,,Dich hats echt erwischt, Lisanne. Du bist total in Paddy verschossen.“ Jetzt färben sich meine Wangen knallrot. ,,Ich weiß, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich war doch schon 2018 in ihn verschossen, wie er in den 90ern war und jetzt, wo ich ihn aus Fleisch und Blut getroffen habe, ist es komplett anders. Ich sehe ihn an und denke die ganze Zeit, womit ich so etwas Wunderbares verdient habe ,,Das ist total kitschig, weißt du aber selber.“ ,,Jaja. Ach Hailee, ich habe dich noch gar nicht gefragt, ob es langsam leichter für dich zu ertragen ist, in 1995 zu leben.“
Sie blickt zu Boden und lässt ihre weizenblonden Haare sich ins Gesicht hängen. ,,Es geht. Es gibt Tage, in denen es mir vorkommt, als hätte ich schon immer hier gelebt, aber es gibt auch welche, in denen ich mir wünsche, ich könnte irgendwie wieder zurückgehen. Och manno, es ist total verwirrend.“ Ich lege tröstend den Arm um sie. ,,Du wirst dich schon irgendwann daran gewöhnen. Was willst du anziehen?“ ,,Ich weiß nicht.“
,,Dann lass uns gucken.“ Wir gehen in ihr Zimmer und verbringen die nächste Zeit damit, uns für das Kino auszustaffieren.

You're my Angel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt