Kapitel 22 - Moments like this

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Lisanne Pov

Hailee ist mit der Nase in ihrem Buch verschwunden, dass war voraussehbar. Sie beachtet ihre Außenwelt gar nicht mehr, obwohl Angelo mit geschlossenen Augen neben ihr auf seinem Handtuch liegt und aussieht wie ein Rauschegoldengel. ,,Wenn sie jetzt nicht lesen würde, würde sie ihn vermutlich anstarren.", flüstere ich Paddy zu. ,,Ich habe noch nie jemanden erlebt, den er so gern hat wie Kira. Hailee sollte sich glücklich schätzen." ,,Wie ist Kira so?" ,,Sie ist eher das Gegenteil von Hailee, eine gute Ergänzung zu Angelos losen Mundwerk. Aber inzwischen frage ich mich, ob..." Er wirft der lesenden Hailee einen Blick zu, ,,...er sich im Moment nicht eher für Hailee entscheiden würde." ,,Das würde mich für sie freuen." Er streicht sich lächelnd eine Haarsträhne aus dem Gesicht und beginnt, Kreise in den Sand zu malen. ,,Sag mal, mo chridhe..." ,,Ja?!" ,,Bist du eigentlich in jemanden verliebt?!" Auf die Frage bin ich überhaupt nicht vorbereitet. Was sage ich denn jetzt bloß? Am besten verschleiere ich die Wahrheit etwas. ,,Ähm, ja. Ich bin verliebt." ,,Oh und in wen?" Er tut nur so locker, da bin ich mir ganz sicher. ,,Er ist supersüß und nett, ich hätte niemals gedacht, dass ich ihm jemals nahekommen würde. Er ist perfekt und ich liebe seine Haare, seine Augen, einfach alles an ihm. Und er ist der beste Sänger, den ich kenne..." Ich kann fast sehen, wie es bei Paddy Klick macht. Urplötzlich steht er auf. ,,Komm mal mit, ich möchte dir etwas zeigen." Moment, hat er es doch nicht mitgekriegt?! Ich zucke mit den Schultern und stehe ebenfalls auf. Dann folge ich ihm. Paddy verlässt den Strand und geht ein Stück in den Wald hinein, der genau am Ufer des Sees wächst. Nach ein paar Minuten treten wir auf ein kleine Lichtung und ich staune. ,,Wahnsinn, wie in einem Märchen." Die Lichtung mündet genau am See und dort steht eine alte Weide, deren lange Schnürzweige ins Wasser hängen. Paddy legt eine Hand auf den Stamm. ,,Immer, wenn ich When the Last tree singe, habe ich diesen Baum vor Augen." ,,Er ist wunderschön." Ich lege meine Hand ganz leicht auf seine und sehe ihm in die Augen. Wenn ich wüsste, ob er mich vorhin verstanden hat oder nicht. ,,Ist When the Last tree dein Lieblingslied?!" Er legt den Kopf schief. ,,Ich weiß nicht, eigentlich mag ich alle unsere Songs. Was ist deins?" ,,Fell..., ich meine An Angel und Key to my heart." Mist, fast hätte ich mich verplappert. Fell in love with an alien ist ja noch gar nicht erschienen, ich weiß nicht einmal, ob Paddy es schon geschrieben hat. Paddy lächelt, dann zieht er seine Hand unter meiner weg. Bin ich etwa zu weit gegangen?! Doch plötzlich nimmt er meine Hand und führt sie zu seinem Herzen. Mein eigenes Herz beginnt, wild zu klopfen. Ich kann seinen Herzschlag unter meinen Fingern spüren, auch seines schlägt im Moment nicht gerade langsam. ,,Vielleicht hast du ihn gefunden.", sagt er leise. ,,Wen?"
,,Den Schlüssel zu meinem Herzen." Oh mein Gott, hat er das gerade wirklich gesagt?! Seine Finger streichen mir sanft die Haare aus der Stirn, dann nähert er sich mit seinen Lippen meinem Mund. Ich fange an, fast zu hyperventilieren. Oh Gott, oh Gott, ich darf jetzt nicht ohnmächtig werden.

Hailee Pov

Ich löse mich für einen Moment aus der Lesewelt und luge über den Rand des Buches. Paddy und Lisanne unterhalten sich ja überhaupt nicht mehr. Ob sie eingeschlafen sind?! Ich lasse das Buch sinken. Nö, eingeschlafen sind sie nicht, sie sind gar nicht da. Nur Angelo liegt neben mir auf seinem Handtuch. Er liegt auf dem Bauch, sein jetzt offenes, hellblondes Haar wie ein Schleier um ihn herum ausgebreitet. Er schläft anscheinend tief und fest und sieht noch schöner aus als sonst. Langsam strecke ich eine Hand aus und berühre ihn leicht an der Schulter. Er grummelt leise. ,,Angelo?!" ,,Hm? Was ist?", murmelt er im Halbschlaf.
,,Lisanne und Paddy sind nicht da." ,,Aha." Er vergräbt seinen Kopf wieder zwischen seinen Händen. ,,Ich geh mal kurz nach ihnen schauen." ,,Tu das." Dieses Musikbuisness ist echt anstrengend. Die Kellys können scheinbar an allen möglichen Orten schlafen. Für einen kurzen Moment frage ich mich grinsend, ob der Rest der Familie jetzt nicht auch irgendwo am See an einem Strand liegt und pennt, außer Sean natürlich. Aber ich wollte ja nach Paddy und Lisanne gucken. Ich rappele mich hoch und blicke suchend am Strand entlang. Außer den im Schatten angebundenen Pferden nichts zu sehen. Ich gehe ein kleines Stück den Strand hoch. Auch nichts. Plötzlich trifft mich ein Windstoß und weht Stimmfetzen zu mir herüber. Könnten sie das sein?! Ich gehe in die Richtung, aus der die leisen Stimmen gekommen sind. Nach einer kurzen Laufzeit erreiche ich eine Mini - Lichtung direkt am See. Und ich glaube, meinen Augen nicht trauen zu können. Paddy und Lisanne stehen bei einer alten Weide und sind gerade drauf und dran, sich zu küssen. Ehe ich es verhindern kann, stoße ich einen für mich typischen Kreischer des Erstaunens aus. Die Beiden fahren auseinander und sehen mich erschrocken an. Oh nein, was habe ich nur getan? Seit Monaten nervt Lisanne mich damit, Paddy küssen zu wollen und jetzt versaue ich ihr den Augenblick. Sie wird mich dafür umbringen, ganz sicher. Ich muss hier weg. Und zwar schnell! Ich drehe mich auf dem Absatz um und stürme davon, zurück zum Strand. Dort reiße ich meine Sachen an mich, wobei ich Angelo mit Sand vollriesele, was natürlich zur Folge hat, dass er aufwacht. ,,Hailee, was?!" Ich habe alles und renne zu meinem Pony, klettere irgendwie in den Sattel und ramme meine Fersen in dessen Seite in der Hoffnung, dass es dadurch angaloppiert. Und wie durch ein Wunder halte ich mich im Sattel, als es das tatsächlich tut. Ich fliege durch den Wald, den Weg zurück, den wir gekommen sind. Weg, nur weg. Lisanne wird mich hassen. Ich schaffe es tatsächlich zu dem Gestüt zurück. Als ich rasant auf dem Hof halte ,keine Ahnung, wie ich das mache, kommt der Besitzer aus einem der Ställe gelaufen. Er nimmt mir das Pony ab. ,,Alles in Ordnung mit Ihnen? Ist etwas passiert?!" Ich versuche, möglichst cool zu wirken. ,,Nein, ich hatte nur keine Lust mehr. Sagen Sie, gibt es hier einen guten Ort zum Nachdenken?! Ich bräuchte einen Moment für mich." Er wirkt zwar etwas perplex, antwortet jedoch bereitwillig. ,,Wenn Sie unbedingt wollen, wir haben hier einen Heuboden. Ein idealer Ort zum Nachdenken, wenn Sie mich fragen." ,,Super, kann ich da hin?",,Von mir aus. Warten Sie."
Er führt mich zu einer Luke in in einem der Ställe. ,,Hier müssen Sie rauf." Ich drücke seine Hand. ,,Ich danke Ihnen." Dann steige ich über eine Leiter auf den Heuboden. Der würzige Duft des Heus beruhigt mich langsam. Ich rolle mich hinter einem Heuberg zusammen. Hoffentlich finden sie mich ier nicht. Ohne es zu wollen, fange ich an zu heulen. So eine Scheiße. Lisanne verzeiht mir das nie, niemals. Ich habe ihren ganz persönlichen Moment zerstört. Fuck, fuck, fuck.

You're my Angel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt