Kapitel 21 - Lagune

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Lisanne Pov

,,Es war schön, dass ihr da wart. Ihr müsst so schnell wie möglich wiederkommen.“ Dan sieht etwas traurig aus, als er sich von seinen Kindern verabschiedet. ,,Aber natürlich, Mapa. Wir rufen dich auch so schnell wie möglich wieder an.“, sagt Johnny sanft und umarmt ihn. ,,Das will ich auch hoffen.“ Dan wendet sich an uns. ,,Lisanne, Hailee, es war wunderbar, dass ich euch kennenlernen durfte. Ich hoffe, ihr kommt nächstes Mal wieder mit.“ ,,Das hoffe ich auch, Dan.“, meine ich ehrlich. Dan wirft einen Blick von Paddy zu mir und von Hailee zu Angelo, dann zwinkert er mir zu. ,,Ich glaube fest daran. Nun macht, dass ihr wegkommt, ihr Rangen.“ Lachend laufen wir über den Steg, wobei Paddy meine Hand hält und steigen dann in den Bus bzw. das Wohnmobil. Dan winkt uns noch hinterher, als wir abfahren. Es war voll schön und ich hoffe wirklich, dass wir das wiederholen können.

,,Wie weit ist es bis zu eurem See?“
Joey legt den Kopf schief und überlegt. ,,Höchstens eine halbe Stunde Fahrzeit, würde ich sagen und vom Gestüt des Besitzers aus auch eine gute halbe Stunde.“
Von Hailee, die neben Maite am Fenster sitzt, kommt ein unterdrücktes Stöhnen. ,,So lange?!“ Patricia, die noch nicht mitbekommen hat, dass Hailee nicht besonders von der Idee zu reiten begeistert ist, sagt tröstend: ,,Ach, das vergeht wie im Flug. Vor allem, wenn man die letzten 100 Meter im gesteckten Galopp zurücklegt.“ Sie wird blass um die Nasenspitze. ,,Galopp?!“ Paddy und Angelo kichern. Beide haben heute ihre hüftlangen Haare zu Zöpfen gebunden. Unbewusst nehme ich eine von Paddys Haarsträhnen zwischen zwei Finger,  irgendwie hat sich das eingebürgert, dass ich immer neben Paddy sitze und Hailee oft neben Angelo. Wenn das keine Zeichen sind. ,,Wie schafft ihr das eigentlich, dass eure Haare so lang sind und trotzdem so gepflegt? Ihr habt einfach keinen Spliss. Faszinierend. Wie macht ihr das?“
Paddy lächelt sanft und ich löse langsam meine Hand von seinen Haaren. ,,Ganz einfach. Hast du schon Patricias Kräutershampoo ausprobiert?!“ ,,Nein, ich habe, als wir in der Jugendherberge waren, mein eigenes benutzt.“ ,,Das ist töricht, wenn du mich fragst.“
Jimmy öffnet seine Flechtzöpfe und sein rotblondes, ebenfalls taillelanges Haar umfließt sein Gesicht. ,,Ich weiß nicht, wie du das anstellst, Patricia, aber die Haare gehen einfach nicht kaputt.“
Sie lacht leise. ,,Berufsgeheimnis, aber danke für die Blumen. Ich gebe euch zweien auch mal eine Flasche, wenn ihr das möchtet.“ ,,Das wäre super.“, freut sich Hailee. Plötzlich spüre ich Paddys Hand an meinen Haaren. Er wickelt sich langsam eine rote Strähne um die Finger. ,,Du hast aber auch schönes Haar, Lisanne.“
Meine Hände zittern und ich murmele: ,,Danke.“ Die Anderen sehen demonstrativ weg, sogar Joey und Jimmy halten die Klappe. Barby, die gerade über einem Kleid sitzt und näht, wechselt das Thema. ,,Erzählt ihr uns von dem Ort, wo ihr herkommt?“
Ich sehe Hailee an und sie runzelt die Stirn. ,,Was gibt es denn über Peine so interessantes zu berichten?“ Wir wissen ja nicht mal, wie es in dieser Zeit in Peine ist. Sie schüttelt mit dem Kopf. ,,Das meine ich nicht, ich meine, WOHER ihr kommt.“ Die Art, wie sie das Wort betont, lässt mich ahnen, dass sie etwas weiß. Ich sehe Hailee jetzt erstaunt an. Wie zum Geier konnte sie etwas darüber herausfinden? Plötzlich fallen mir Paddys Worte ein.  ,,...sie wirkt so, als könnte sie in die Zukunft sehen oder hätte mediale Fähigkeiten.“.  Und dann das Bild, das sie von ihrem Liebsten , den sie noch gar nicht kennt, gezeichnet hat, mein Kleid. Es passt alles zusammen. Aber die Anderen dürfen noch nicht davon erfahren. Was würden sie denken? Wir können nichts riskieren. Irgendwie muss ich Barby stoppen, verdammt, ich hasse sowas. Ich räuspere mich und stehe auf. Sofort fliegen alle Blicke zu mir. Na super!

Hailee Pov

,,Barby, kommst du kurz mit nach oben?!“ Angelo runzelt die Stirn.
,,Was ist so wichtig, dass es nicht alle hören dürfen? Außerdem hast du Barbys Frage noch  nicht beantwortet.“ Ich schalte sofort. Auf irgendeine Weise ahne ich, auf was Barby das Gespräch unbewusst gelenkt hat, auf unsere Zeitreise. ,,Ähm, das ist eine reine Mädchensache. Wir sind gleich wieder da.“ ,,Geheimnistuerei, grusel, grusel.“, witzelt Jimmy. Ich strecke ihm nicht sehr ladylike die Zunge raus und gehe zusammen mit Lisanne und Barby nach oben. Dort setzen wir uns auf ein Bett. Barby wirkt ziemlich überrascht.
,,Was wollt ihr denn mit mir besprechen?“ ,,Barby, das eben...weißt du, WOHER wir kommen?!“ Lisanne betont das Wort genauso wie sie vorhin. ,,Klar, aus der Zukunft.“, sagt sie, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.
,,Aber wie...?“, entfährt es mir.
,,Ich habe vor zwei Monaten oder so ein Aquarell gemalt, auf dem ihr beiden zu sehen wart – in einem Raum voller komischer, verschwommener Dinge und ihr saßt, glaub ich, auf einem Sofa.“
,,Ja, du hast Recht. Das war eine Zeitmaschine.“ Sie klatscht in die Hände. ,,Wusste ich es doch.“
,,Ähm, Barby?!“ ,,Ja?!“ ,,Kann das erstmal unter uns bleiben?! Wir wissen nicht, wie die anderen darauf reagieren würden.“ Ihre Augen werden groß. ,,Wollt ihr es ihnen nicht sagen, Angelo und Paddy?!“ ,,Schon, aber noch nicht jetzt. Also wenn du bitte nichts sagen würdest.“ ,,Natürlich, Mädchen halten doch zusammen.“
Ich atme auf und Lisanne fällt scheinbar ein Stein vom Herzen. Ich habe auch gar keine Ahnung, wie wir das der versammelten Mannschaft auch hätten erklären sollen. In diesem Moment legt Johnny eine Vollbremsung hin und ich knalle fast gegen die Fensterscheibe. ,,Wir sind da!“, ruft er fröhlich von unten. ,,Jippie!“, murmele ich. Wir steigen die Treppe runter und aus dem Bus. Patricia beschwert sich gerade bei Johnny für sein Bremsmanöver. Ihr Kleid ist über und über mit getrockneten Kräutern gespickt. ,,Wie wäre es denn mal damit, sachte zu bremsen, damit ich mir nicht immer den gesamten Tee auf meine Anziehsachen kippe?!“ ,,Verzeih mir, Schwesterherz.“ Der Bus und das Wohnmobil stehen auf einem Parkplatz neben einem großen Gestüt mitten im Wald. Die Tür des Wohnmobils geht auf und Sean springt heraus. ,,Ich will Honeybee reiten.“, kräht er. Ich finde es unglaublich, wie gut er für sein Alter schon grammatikalisch und sprachlich sprechen kann. ,,Du kannst sie bestimmt reiten.“, sagt Kathy sanft und streckt sich ausgiebig. In diesem Moment kommt ein Mann über den Hof auf uns zu. ,,Die Kellys!“, sagt er überschwänglich, ,,Wie schön, dass sie mich mal wieder besuchen kommen.“ ,,Hallo, Mr. Draxler. Wir hoffen, wir kommen nicht ungelegen.“ ,,Keineswegs.“ ,,Wir würden gerne bei Ihnen wieder Pferde und Ponys mieten, um uns am See etwas zu erholen. Ginge das?!“ Man merkt sofort, dass Kathy der Boss ist, allein schon an der Sprechweise. ,,Natürlich, wenn Sie möchten. Heute ist ein schöner Tag. Elf Personen, wie immer?!“ ,,Nein, wir sind zwei mehr.“ Herr Draxler mustert uns neugierig. ,,Gut, also zwei mehr...folgen Sie mir bitte.“

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