You're my Angel

Kapitel 20 - Auf dem Hausboot

Lisanne Pov

Patricia zieht das Fieberthermometer aus Paddys Mund und betrachtet es prüfend.
,,Jup, du hast kein Fieber mehr."
Er grinst mich an. ,,Habe ich es dir doch gesagt." Ich verdrehe die Augen. Patricia sieht aus dem Fenster. ,,Wir müssten bald in Köln sein. Ich freue mich total darauf, Mapa wiederzusehen." ,,Ich auch." Paddy überlegt. ,,Es müssten jetzt an die zwei bis drei Wochen her sein, seitdem wir ihn das letzte Mal gesehen haben." ,,Eine ziemlich lange Zeit.", werfe ich ein. ,,Oh ja, in der Tat." ,,Müsst ihr ihn nicht eigentlich vorwarnen, dass ihr nicht allein seid?!" ,,Ach nein, damit kommt Mapa klar. Er wird sich freuen." ,,Wenn ihr meint..." Paddy legt den Arm um mich und ich erschauere. Ob er das bemerkt hat oder nicht, er lässt es sich auf jeden Fall nicht anmerken. ,,Was ist denn los, mo chridhe? Nervös?! Ängstlich?!" ,,Etwas.", gebe ich zu. ,,Keine Angst, wir beschützen dich. Zumindest der Großteil, bei Jimmy und Joey weiß ich es nicht."
Patricia schüttelt den Kopf. In diesem Moment macht der Bus eine scharfe Rechtskurve und wir werden fast vom Bett geschleudert. Unten knallt irgendetwas und kurz darauf ertönt Joeys wütende Stimme: ,,Au, Johnny, verdammt, das war mein Kopf." ,,Sorry, my little brother. Aber die Ausfahrt war nunmal scharf." ,,Och, hat sich der little brother das Köpfchen angeschlagen?!" ,,Angelo, ich komm dir da gleich hin." Angelo jagt die Treppe hoch. Hailee folgt ihm. ,,Du solltest ihn nicht immer ärgern, Angelo. Bald verfliegt noch dein Status als Nesthäkchen.", meint Paddy. Er hat immer noch den Arm um mich gelegt und ich kuschele mich etwas enger an ihn, es scheint ihn nicht zu stören. ,,Och, ich werde schon noch Nesthäkchen bleiben. Oder, m'eudail?!" Er sieht Hailee an. Ihr ist scheinbar klar, dass es ein Kosewort war, denn sie wird rot wie eine Tomate. ,,Jetzt fährst du aber schwere Geschütze auf, Angelo." Jetzt ist es an ihm, rot zu werden. ,,Gar nicht wahr, als ob dein chridhe besser wäre." Heute ist scheinbar Tag des Rotwerdens, denn auch Paddy errötet und rückt demonstrativ von mir ab. Oh Mann, hätte Angelo doch nichts gesagt. Es war gerade so schön. In diesem Augenblick kommt Barbys weiche Stimme von unten: ,,Leute, wir sind gleich da. Johnny kann das Tor schon sehen und..." Plötzlich geht ein Gekreische los, dass uns die Ohren klingeln. An dem Tor, das zu der Werft der Sean O'Kelley führt, haben natürlich Fans gewartet, die jetzt unbedingt ein Autogramm wollen. ,,Gehen wir besser nach unten.",sagt Patricia mit einem leicht wackeligem Lächeln, ,,Sie beruhigen sich, wenn wir ihnen winken." Wir gehen nach unten. Die anderen Kellys sitzen an den Fenstern, Aug in Aug mit den Fans wie im Zoo. ,,Wie die Pinguine aus Madagaskar:,,Immer lächeln und winken, Männer!", murmelt Hailee neben mir und ich muss losprusten. Als die Fans Paddy bemerken, kreischen sie noch mehr. ,,Irgendwie ist das schon süß, oder? Sie verzehren sich nach uns. Begeisterte Fans sind das A und O einer guten Band." Er legt eine Hand an die Scheibe und sofort drücken sich mindestens ein dutzend Hände auf der anderen Seite dagegen. Doch dann geht das Tor auf und der Bus und das Wohnmobil rollen in die Werft. Sofort wird das Tor wieder geschlossen. Wir sind drin.

Hailee Pov

,,So, alles aussteigen." Johnny streckt sich und steht auf.  ,,Mannomann, ich glaube, jetzt könnte ich 24 Stunden durchschlafen." ,,Wird dir bestimmt vergönnt sein." Kathy und Vincent steigen aus dem Wohnmobil und Sean läuft auf uns zu. ,,Wir gehen auf's Boot." ruft er begeistert. ,,Welches Boot denn, Sean? Eures oder unseres?", fragt Maite mit wackelnden Augenbrauen. Er überlegt und sagt schließlich todernst: ,,Beides!" ,,Genau, du bist klug." Sie kitzelt den Kleinen durch, dann hebt sie ihn auf ihre Schultern. Wir kommen bei den Booten an und Barby und Johnny gehen als erstes über den wackeligen Steg auf die Sean O'Kelley, dann folgen Kathy, Vincent und Sean, dann Jimmy und Patricia, dann Joey und Maite, dann wagt sich Lisanne zusammen mit Paddy auf den Steg. Ich sehe hinunter auf das grünliche Wasser. So sehr ich auch Boote mag, mit ist irgendwie mulmig zu mute. ,,Ist alles in Ordnung?!" Angelo ist neben mich getreten. ,,Ich weiß nicht, wieso, aber irgendwie habe ich Angst, über diesen Steg zu klettern." ,,Ach, das ist es. Wenn es weiter nichts ist." Plötzlich nimmt er meine Hand. ,,Wir gehen zusammen. Ich halte dich fest!" Langsam tasten wir uns vor, Angelo achtet darauf, dass er nicht zu schnell geht. Ich achte nur auf die Wärme seiner Hand, konzentriere mich vollkommen darauf und wir stehen sicher auf dem Deck. ,,Na, schlimm?!" Statt einer Antwort falle ich ihm um den Hals. Er hat damit überhaupt nicht gerechnet, erwidert aber dann die Umarmung. Erst jetzt bemerke ich, wie gut er riecht . Irgendwie nach Wald, aber auch nach dem Kellybus und dem Rauch einer Nebelmaschine. Oh shit, was mache ich hier eigentlich? Abrupt löse ich mich von Angelo und räuspere mich. ,,Äh...ja, es war nicht schlimm." ,,Was...ach so, der Steg. Das freut mich." Wir können uns nicht ansehen. ,,Hey, wollt ihr dahinten Wurzeln schlagen?!", ertönt Jimmys Stimme. ,,Tut uns leid." Wir laufen schnell zu den anderen. ,,Was war den los?"
,,Hailee hatte Probleme mit dem Steg." Jimmy und Joey grinsen hämisch, während Kathy begütigend eine Hand auf meine Schulter legt. ,,Das muss dir nicht peinlich sein. Wenn man es nicht gewöhnt ist, kann das schonmal schwierig sein." Ich lächele sie dankbar an. ,,Genug Dampf abgelassen?! Gut." Johnny klopft an die Kajütentür - wieder die Ode an die Freude. Die Tür öffnet sich und Dan Kelly starrt uns an, als wären wir Gespenster. ,,Hallo, Mapa!", sagen alle Kellys im Chor. Er sieht von einem zum anderen. ,,Ihr Verrückten! My singing children. Warum habt ihr euch nicht angekündigt?" Er nuschelt etwas. Lisanne hat mir erzählt, dass er 1993 einen Schlaganfall hatte, das sind vermutlich die Spätfolgen. ,,Wir wollten dich überraschen.", lacht Barby. ,,Das ist euch gelungen. Oh my god." Er küsst und herzt seine Kinder alle der Reihe nach ab. Dann kommt er zu uns. ,,Und wer ist das?" ,,Zwei Freundinnen von uns, Lisanne und Hailee." ,,Ah, all right. Schön euch kennenzulernen. Willkommen auf der Sean O'Kelley." ,,Die Freude ist ganz unsererseits, Mr. Kelly." ,,Oh bitte, nennt mich Dan. Kommt rein, kommt rein." Er öffnet die Tür weit. Also irgendwie erinnert er mich an eine Mischung aus Petrus und dem Weihnachtsmann, keine Ahnung, wieso.