Kapitel 16 - Dreams become true

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Hailee Pov

An Lisannes Gangart kann ich erkennen, dass sie am liebsten laufen würde. Ich kann sie verstehen. Ihre einzige Liebe ist im Moment Paddy und ihn jetzt doch so schnell wiedersehen zu können, egal, wie die Bedingungen sind, beflügelt sie sichtlich. Und auch mein Herz schlägt schneller. Denn wo Paddy ist, ist auch Angelo. Mist, ich will doch eigentlich gar nicht so denken. Wir verlassen Sankt Goarshausen über einen Feldweg und biegen in ein kleines Waldstück ein. ,,Ist es weit?!", frage ich interessiert.  ,,Nicht wirklich. In der Stadt wäre der Bus einfach zu auffällig und Kathys Wohnmobil auch." ,,Das klingt logisch." ,,Wir sind gleich da." Und wirklich, vor uns taucht ein Waldparkplatz auf. Inmitten diesem steht der Doppeldeckerbus der Kellys. Und daneben, im Gras, sitzt Barby, ich glaube, es ist Barby, und malt. Joey grinst, als er unsere Gesichtsausdrücke sieht. ,,Die pure Idylle, oder?! Wie im Bilderbuch."
Er geht auf den Bus zu und wir folgen ihm. Erst jetzt sehen wir das Wohnmobil, das hinter dem Bus steht. Als wir näherkommen, sieht Barby auf. Ein wissendes Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. ,,Du hast Hailee und Lisanne also gefunden." ,,Ja, du hattest Recht, petite soeur." ,,Ich wusste es. Ich freue mich, euch kennenzulernen." ,,Ganz meinerseits. Hallo Barby!", antwortet Lisanne. Auch ich begrüße sie. Joey geht inzwischen zur Tür des Busses. ,,Willst du mit rein, Barby?!" ,,Nein, nein. Das Licht ist gerade so schön und vielleicht offenbart mir das Bild meinen Liebsten." Sie ist wirklich ein bisschen sonderlich. ,,Schön, dann nicht." Er klopft an die verhangene Tür.

Lisanne Pov

Meine Augen werden groß, als ich das Klopfzeichen erkenne.
,,Ode an die Freude?!" ,,Ja, man kann nicht vorsichtig genug sein."
In diesem Moment wird der Vorhang zurückgerissen und Jimmy öffnet die Tür. ,,Da bist du ja. Und du hast sie gefunden!" ,,Erfasst, Jimmy. Lässt du uns jetzt rein?!" ,,Klar." Er tritt beiseite und wir steigen in den Bus. Meine Knie werden ganz wackelig. Oh mein Gott, ein Traum geht in Erfüllung, ich bin im Bus. Jimmy mustert uns von oben bis unten. ,,Ah, jetzt verstehe ich, warum Paddy nach Lisanne verlangt hat." Ich werde rot und Hailee verdreht die Augen. ,,Lass es, Jimmy. Die Mädchen sind nicht hier, damit du sie beeindrucken kannst. Oder zumindest es versuchst." Kathy kommt die gewundene Treppe herunter. ,,Meine Güte, Joey, ich habe fast eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Wo sind Angelo und Maite?" Joey runzelt die Stirn. ,,Ich hab sie nicht gesehen." ,,Egal, sie werden wiederkommen." Kathy wendet sich uns zu. ,,So, du Blondschopf bist Hailee und die rote Zora ist Lisanne, wenn ich mich nicht irre. Ich bin Kathy." ,,Hi!" ,,Wie geht es Paddy?" ,,Er schläft, aber fragt sich wie lange, wenn ihr so rumbrüllt. Und ich glaube auch nicht, dass Johnny sehr begeistert darüber ist, wenn ihr ihn aufweckt." ,,Oh, das ist ein Argument." Ich kann nicht länger warten, so interessant es auch ist, dem scheinbar belanglosen Geplänkel der Kellys zu lauschen.
,,Entschuldigt, dass ich euch unterbreche, aber kann ich zu Paddy?!" Alle Augen richten sich auf mich. ,,Natürlich!", sagt Kathy schließlich, ,,Ich bringe dich hoch."
,,Willst du mitkommen, Hailee?!"
,,Nee danke, ich bleibe hier. Immerhin habe ich die beste Gesellschaft, die man sich vorstellen kann." ,,Ich hoffe, das war nicht ironisch gemeint, nina." Joey zieht die Augenbrauen hoch. ,,Bin ich lebensmüde?!" ,,Ich nehme mal an, das heißt nein. Leisten wir Barby Gesellschaft, bevor Johnny wirklich aufwacht und uns die Hölle heißmacht." Kathy deutet mit einer Kopfbewegung an, ihr zu folgen. Wir gehen die Bustreppe hinauf in die obere Etage. Als ich sie betrete, sehe ich sofort das große Bett, indem jemand liegt. Vor dem Bett sitzt Patricia und liest in einem Buch. ,,Patricia?!" Bei Kathys geflüsterten Worten sieht sie auf und klappt ihr Buch zu. Wir nähern uns ihr und dem Bett. Ich beginne, auf meiner Unterlippe zu kauen. ,,Ist sie das?!", fragt Patricia. Kathy nickt. Sie lächelt mich warm an und steht auf. Dann deutet sie einladend auf ihren freigewordenen Stuhl. Ich setze mich langsam darauf, dann traue ich mich erst, IHN anzusehen. Paddy hat die Augen geschlossen und atmet etwas schneller als normal. Schweißperlen stehen auf seiner Stirn. Vorsichtig nehme ich meine fieberheiße Hand in meine. Er zuckt zusammen und öffnet die Augen. Ein Ausdruck des Erstaunens ist aus seinen Augen zu lesen. ,,Lisanne?! Träume ich?!"
Ich schüttele mit dem Kopf.
,,Nein, Joey hat mich geholt."
Er lächelt leicht. ,,Das ist schön."
Er drückt meine Hand. ,,Du siehst müde aus." ,,Das ist nichts!"
Er runzelt leicht die Stirn.
,,Lisanne, wenn es mit mir zu tun hat, tut es mir leid. Ich hätte nicht einfach so abhauen dürfen."
,,Nein, war schon okay..." ,,Nein, war es nicht und ich schäme mich total für mein Verhalten..." ,,Es ist egal. Jetzt bin ich hier." Jetzt kann er sogar wieder grinsen. ,,Und jetzt, Monsieur Ich...bin...so...ein... Arsch, solltest du ein bisschen schlafen." ,,Von mir aus." Ein Klappern lässt mich zur Treppe blicken. Patricia und Kathy haben sich diskret zurückgezogen. Paddy schließt die Augen. Ich sitze an seinem Bett und wache über seinen Schlaf und danke Gott für diesen geschenkten Moment.

Hailee Pov

Barby sieht auf, als ich in Gesellschaft von Joey und Jimmy wieder aus dem Bus steige. ,,Na, wieder da?!" ,,Ja." Wir setzen uns zu ihr ins Gras und ich betrachte das Aquarell, das sie gemalt hat. Es zeigt eine schwarze Gitarre, die von jemandem mit beringten Fingern gespielt wird. ,,Das sieht hübsch aus. Ist er das, dein Liebster?" ,,Ich weiß es nicht, aber ich vermute es." ,,Du siehst also wirklich...Dinge?" Sie nickt und Jimmy verdreht die Augen. ,,Sie meint, dass sie etwas sieht, ist wohl die richtige Bezeichnung." ,,Jimmy, denk daran, dass sie in Bezug auf Lisanne und Hailee Recht hatte." ,,Das war nur ein Zufall." ,,Es gibt keine Zufälle!", sagt Barby bestimmt. In diesem Moment geht wieder die Tür auf und Kathy und vermutlich Patricia treten hinaus. Sie gesellen sich zu uns. ,,Ich glaube, es war eine gute Idee, dich und deine Freundin zu holen. Sie kommt sehr gut mit Paddy klar." ,,Ich habe keine Ahnung, wieso.", sage ich ironisch. Patricia wirft ein: ,,Und ich habe noch nie jemanden kennengelernt, außer Kira vielleicht, der so gut mit Angelo klarkommt wie du." Was? Ich starre sie verblüfft an. ,,Oh ja, er kann nur über Kira viel reden, aber bei dir ist er schlimmer, er quasselt ständig über dich.", mischt sich Joey ein. Ich erröte heftig. ,,Ernsthaft?!"
,,Ernsthaft!", sagen alle fünf Kellys wie aus einem Munde. Oha! Doch plötzlich dämmert mir etwas.
,,Moment, wer ist Kira?!" ,,Eine Freundin von Angelo Er hat sie 1991 auf einem unserer Konzerte kennengelernt. Er mag sie sehr."
Es fühlt sich an, als hätte ich einen Schlag in die Magengrube bekommen. ,,Aber wenn ich ehrlich bin, glaub ich, dass er dich inzwischen lieber mag. Wenn er weiter so wie ein Buch über dich philosophiert, werde ich mir Ohrenstöpsel kaufen müssen."
Jimmy seufzt betont leidend. Erleichterung durchflutet mich, aber ein mulmiges Gefühl bleibt doch zurück. Auf einmal fürchte ich um die Gesundheit dieses Kira, sollte sie mir mal über den Weg laufen. Ich weiß nicht, wozu ich fähig sein könnte. ,,Apropos Angelo, ich frage mich, wo die beiden abgeblieben sind." ,,Wahrscheinlich haben sie sich verlaufen...Orientierungssinn sechs, setzen." Das ganz normale Gespräch überrascht mich. Seltsam, dass man immer denkt, dass Stars anders reden als normale Menschen. ,,Ist es wirklich so, dass sie sich verlaufen?!", frage ich vorsichtig. Alle schmunzeln, selbst Barby, die ganz in ihr Kunstwerk vertieft ist. ,,Wir haben alle einen relativ guten Orientierungssinn, nur Maite und Angelo in Kombination verlaufen sich dauernd. Weil sie sich nicht einig werden können, wo sie lang laufen wollen." Ich kichere, weil ich es mir bildlich vorstellen kann. ,,Oh, haben wir Besuch?!" Wir drehen uns um. Johnny ist aus dem Bus gekommen. ,,Oh, Johnny, haben wir dich geweckt?!" Er gähnt und streckt sich. ,,Nicht direkt, ich war schon halbwach. Und das ist also Hailee, ja?!" ,,Richtig.",,Hi, ich bin Johnny." Er lächelt schüchtern.
,,Wo ist diese Lisanne, nach der wir für unseren kleinen Bruder fahnden mussten?!" ,,Oben, wo sonst." Patricia schüttelt gespielt entsetzt mit dem Kopf. ,,Also wirklich, kannst du dir das nicht denken?!" ,,Doch, jetzt, wo du es sagst, schon. Ich geh ihr mal Hallo sagen." Ich stehe auf. ,,Warte, ich komme mit." Ich muss doch sehen, ob sie jetzt endlich richtig glücklich ist. ,,Dann komm, niña." Wieder dieses Wort, ich muss unbedingt herausfinden, was es bedeutet. Johnny und ich betreten den Bus und gehen in die obere Etage. Dort zeigt sich uns ein friedliches Bild. Lisanne liegt halb in Paddys Arm, halb sitzt sie noch auf dem Stuhl. Sie muss eingeschlafen sein. Wortlos durchquert Johnny das Zimmer, schlägt die Decke zurück und hebt Lisannes Beine ins Bett. Dann deckt er sie zu. Sie seufzt leise und schmiegt sich enger an Paddy, wacht aber nicht auf. In diesem Moment entdecke ich eine zerlesene Harry Potter und der Stein der Weisen Ausgabe auf einem der anderen Betten, die Betten sind allesamt echt riesig. Ich werfe Johnny einen Blick zu und deute fragend auf das Buch. ,,Darf ich das lesen?!" ,,Klar, tu dir keinen Zwang an." Ich setze mich auf das Bett und vertiefe mich in das Buch, während Johnny wieder nach unten geht. Endlich wieder ein richtig gutes Buch zum Lesen!

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