"Also warum bist du hier? Ich weiß das Conrad Hawkins keine Auszeit von seinem Job braucht.", ich reichte ihm eine Flasche Bier. Er zögerte einen Moment bevor er tief seufzte und dann anfing zu reden.
"Ich bin mit Cole zusammengeraten und naja irgendwie hat mich Kate gebeten zu gehen.", ich runzelte die Stirn. "Kate und Chester?", mein grinsen konnte ich leider nicht ganz verstecken, weswegen ich sofort die Bierflasche in meiner Hand an den Mund setzte.
Chester Cole war Oberarzt auf Conrads Station. Beide verstanden sich nicht sonderlich gut, ab und an gab es kleinere Auseinandersetzungen. "Ich weiß es nicht.", sagte er trübsinnig und sah zum Fenster.
Die Lichter der Autos glitzerten wie Weihnachtskugeln in der Fensterfront. "Magst du sie?", fragte ich ganz unschuldig und ging ins Schlafzimmer. Mein Shirt und den Rock tauschte ich gegen eine bequeme Jogginghose und einen Schlabber Pulli.
Vielleicht nicht das beste Outfit um einen Mann zu überzeugen sich zu verlieben. "Irgendwie schon.", er lächelte als er mich sah. Es war schon ein furchtbares Gefühl, wenn der Mann fürs Leben vor einem saß, über alte Jogginghosen lächelte und trotzdem unerreichbar war.
"Geh doch mal mit ihr aus.", schlug ich vor und verdrängte das Stechen in meiner Magengegend wenn ich daran dachte. "Irgendwann vielleicht.", murmelte er. Für einen kurzen Moment herrschte Stille.
"Wie wird das eigentlich jetzt mit deiner Wohnung?", fragte er dann um die Stille zu brechen. "Ich hab morgen einen Termin beim Notar. Tyler wird aus dem Mietvertrag gestrichen und dann gehört sie mir, immerhin hat meine Mutter sie gekauft.", behauptete ich selbstsicher, um die Zweifel zu verdrängen.
Meine größte Angst war, dass Katrin, so hieß meine Mutter Tyler diese Wohnung zusprach.
"Dann muss er mit seinen Frauen eben woanders hinziehen.", feixte Conrad. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich sprach nicht gern über ihn und die Schmerzen die er mir zugefügt hatte, indem er mit sieben weiteren Frauen geschlafen hatte.
Es war leider ziemlich masochistisch mein Herz an einen Mann zu hängen, der in mir nie mehr sehen würde als die gleichaltrige und unbiologisch coole Schwester. Ziemlich anstrengend, für einen Muskel der sich schon um so viele andere Dinge zu kümmern hatte, möglicherweise sollte ich ihm ein wenig ruhe gönnen.
"Du hattest von Anfang an besseres verdient.", sagte er dann als er bemerkte, dass mir nicht nach Scherzen zumute war. "Was das Herz will.", sagte ich nüchtern und sah ihn an.
Wie lang würde ich es vor ihm verbergen können?
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"Gekündigt!?", schrie ich in mein Handy. "Ich bin deine Tochter!", verärgert lief ich auf und ab. Mein Herz raste und das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich legte auf noch bevor sie etwas sagen konnte.
Meine eigene Mutter hatte mich tatsächlich aus ihrer Wohnung geschmissen.
Überfordert ließ ich mich auf die Steinernen Stufen der Eingangstreppe sinken und vergrub das Gesicht in meinen Händen.
Ich hatte keine Ahnung wo ich jetzt hin sollte, ich stand auf der Straße mit meinem Kompletten Hausstand. Mit zitternden Fingern versuchte ich eine Zigarette aus meiner Tasche zu fischen.
So sehr ich es auch gehofft hatte, nicht einmal das Nikotin beruhigte mich. Mein Hirn ratterte. Verzweifelt suchte ich nach einer Lösung. Vielleicht konnte ich in meinem Büro schlafen? Oder ich fragte Liz.
Liz...ich würde sie einfach Fragen. Sie ist meine beste Freundin, sie würde mir sicherlich helfen.
Schwungvoll stand ich auf und lief zu meinem Auto. Eigentlich wollte ich gar nicht darüber nachdenken, was gerade passiert war, so unwirklich kam es mir vor.
Sie hatte es tatsächlich fertig gebracht und Tyler die Wohnung überlassen. Ich trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad und versuchte meinen Blutdruck unter Kontrolle zu bringen während ich zum Büro fuhr.
Ich parkte heute direkt vor der Tür und hechtete zum Eingang. Liz sah mich fragend an, als ich durch die Drehtür kam. "Hast du nicht frei?", fragte sie und sah in ihren Kalender.
"Hast du kurz fünf Minuten?", fragte ich sie. "Du bist außer Atem, was ist passiert?", sie sah mich besorgt an.
"Darum geht es ja.", ich nahm ihre Hand und zog sie mit mir in eine Abstellkammer. "Ist es was mit Conrad?", sie grinste.
"Sie hat mir die Wohnung genommen. Meine Mutter. Hat mich einfach raus geschmissen.", die Augen meiner besten Freundin weiteten sich.
"Hat sie nicht?", polterte sie aufgebracht und schlug sich die Hand vor den Mund. "Hat sie. Jetzt weiß ich nicht wo ich hin soll.", unsicher verknotete ich meine Finger und sah sie an.
Augenblicklich legte sie einen zerknirschten Gesichtsausdruck auf. Oh verdammt.....
"Dieser Billy wohnt noch bei dir richtig?", sie nickte. Ich seufzte niedergeschlagen und raufte mir die Haare.
"Versuch es doch mal bei Conrad.", schlug sie vor und klang dabei mehr als zuversichtlich. Genau das wollte ich eigentlich nicht tun. Natürlich würde er ja sagen und zu 100% würde ich ihn fragen zu müssen aber tat es mir gut?
Ich hätte ihn immer um mich, wir würden so gut wie zusammenleben. "Tut mir leid.", Liz nahm mich in den Arm und streichelte sanft über meinen Rücken.
"Schon okay.", murmelte ich. "Dann fahr ich mal ins Krankenhaus.", niedergeschlagen und mit hängenden Flügeln lief ich zu meinem Wagen.
Auf dem Besucherparkplatz der Klinik traf ich Alex. Er war Rettungssanitäter und hatte schon oft an Alkoholexcessen unserer Gruppe teilgenommen. Wenn ich mich recht entsinnte hatte er sich sogar ein klein wenig in Liz verkuckt.
"Alles klar Abs?", fragte er und lief neben mir her. "Könnte besser sein.", antwortete ich ehrlich. "Geht mir auch so.", er fragte nicht was los war und ich war froh darüber.
"Willst du zu Conrad?", er hielt mir die Eingangstür auf. "Wohin auch sonst?", fragte ich lachend und bedankte mich für seine Höflichkeit.
Noch bevor ich den Empfang erreicht hatte kam mir Conrad entgegen. Meine Hormone tanzten Tango wenn ich sah wie sich seine Bauchmuskeln am Shirt abzeichneten was er trug.
Ich schüttelte den Kopf um diese Obszönen Gedanken zu verwerfen und mich auf das wichtige zu konzentrieren.
"Hey?", er sah mich fragend an. Das einzige was ich tun konnte, war die Arme auszubreiten. Er verstand sofort und zog mich in eine tiefe Umarmung. Ich vergrub meinen Kopf an seiner Brust und schloss für einen Moment die Augen.
Mich überflutete eine Welle von Geborgenheit, in der ich für immer baden könnte. "Was ist passiert?", flüsterte er und strich über meinen Rücken.
"Sie hat Tyler die Wohnung überlassen.", nuschelte ich an seine Brust. "Ich weiß nicht wo ich hin soll.", vorsichtig hob ich den Blick.
"Zu mir. Wohin auch sonst.", er löste die Umarmung und ließ meine Sinne enttäuscht zurück. "Wenn ich fertig bin holen wir deine Sachen."
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Heartbeat
Teen FictionAbigail und Conrad sind ein Leben lang befreundet. Wie das geht? Verliebe dich einfach nicht in den anderen. Doch manchmal passieren Dinge, die man am liebsten vermieden hätte.