Ethan Finnegan P.O.V
Schweissperlen tropfen ähnlich wie Bindfäden des Regens über meine Stirn und sammeln sich in jeder kleinen Kuhle meines Gesicht. Sie kleben an mir als hätte ich meinen Kopf in ein grosses Fass Zementkleber gesteckt. Ich reibe mit meinem, in weissem groben Stoff steckenden, Arm darüber und versuche nicht angewidert das Gesicht zu verziehen, als ich dunkle kleine Flecken entdecke. Ich rolle den Saum meiner Ärmel auf, bis sie bei meinen Ellbogen bleiben ohne zu verrutschen. Die feinen dunklen Haare an meinen Armen kleben alle fest und ich hatte in meinem Leben noch nie ein solch grosses Bedürfnis nach einer wirklich langen warmen Dusche. Meine sterilen Hände überhitzen in den hellblauen Latex-Handschuhen, welche mir eine Nummer zu gross sind. Ich hab mich nicht einmal mehr darüber beschwert. Meine Praktikantin ist mit ihrer Berufswahl völlig überfordert. Sie vergisst das Essen von Patienten zu bestellen. Vergisst neue Instrumente zu bestellen und wie schon zum gefühlten hundertsten Mal die Handschuhe in meiner Grösse zu besorgen.
Dunkelrotes Blut haftet an dem feinen Latex, als ich die Gaze auf die infizierte Wunde drücke. Der Geruch von Bakterien kann man förmlich in der Luft riechen. Eiter und schon fast verfaultes Fleisch durchtränken das Tuch und ich wechsle es zum vierten Mal. Mein Patient presst die Zähne heftig aufeinander und versucht vor Schmerz nicht laut aufzuschreien. Das muss wahrlich weh tun. Starkes Schmerzmittel fliesst durch den dünnen Plastikschlauch direkt in seine Vene. Das Venflon wird durch einen dafür vorgesehenen Pflaster gehalten, doch wenn er weiter so zuckt kann ich für nichts mehr garantieren.
Emilio Todd. Dieser Name steht auf dem kleinen weissen Band um sein linkes Handgelenk. Seit etwa drei Tagen ist diese Wunde schon entzündet, doch er wäre niemals auf die Idee gekommen zu mir ins Krankenhaus zu gehen und es behandeln zu lassen. Akute Blutvergiftung. Absolut Tödlich. Er hat sich auf der Baustelle das Knie aufgerissen und selbst desinfiziert. Mit einem bisschen Desinfektionsspray und einem Pflaster, welches nicht annähernd auf die Wunde gepasst hat.
Hätte seine Frau nicht auf ihn eingeredet wäre er wohl gar nicht gekommen und dann hätte ich nichts mehr für ihn tun können.
Angeblich habe er keine Schmerzen gehabt. Kein Wunder wenn man sich zweimal am Tag eine Line Koks durch die Nase zieht. Er hat es geleugnet, doch die Bluttest leugnen niemals. Eigentlich müsste ich das melden, doch er hat einen kleinen Sohn und im Gefängnis bringt er ihm nichts.
Sein graues durchnässtes Shirt stinkt nach Schweiss und Lehm. Als wäre er mit dieser Verletzung noch vorher im Dreck herum gewühlt. Seine Zähne blitzen weiss auf, als er einen kehligen Schrei loslässt. Seine Hand klammert sich stark um die meiner Praktikantin, welche demnächst umfallen zu scheint. Ihr Gesicht ist bleich wie die eines Geistes und ihre Lippen zusammengepresst. Der Geruch und das Aussehen ertragen nicht viele. Sie zuckt nicht einmal zusammen, als er die eckig geschnitten Fingernägel in ihr weiches Fleisch rammt. Rote Flecken bilden sich auf ihrem Hals und ich weiss, dass sie sich in jedem Moment übergeben wird. Ich lasse die Gaze einen Moment auf der Wunde liegen und reiche ihr eine saubere Nierenschale.
Gerade noch rechtzeitig übergibt sie sich geräuschvoll und blickt mir traurig an. Ihre blonden langen Haare fallen in Strähnen um ihr schmales Gesicht und die dunkelbraunen Augen wirken unglaublich matt. Die permanent Augenbrauen lassen sie unecht wirken und sind gerade jetzt nicht wirklich vorteilhaft.
''Gehen Sie raus und hohlen Sie mir Emily.'' Sage ich leise. Sie ist erst seit vier Wochen da und genau in dieser Zeit hatten wir wirklich schwierige Fälle.
Wortlos geht sie an mir vorbei und nimmt die Schale jedoch mit. Ich muss diese Woche wirklich ein ernstes Gespräch mit ihr führen. Viele kommen in mein Krankenhaus und haben die Traumvorstellung das der Beruf ein leichter ist. Haben das Gefühl ein paar Infusionen legen zu müssen und Medikamente zu verschreiben.
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Roses in Snow
RomanceFiona Winter, 17, wunderschön und klug. Zwei schöne Eigenschaften, welche dir jedoch schnell zum Verhängnis werden. Ihre Eltern waren in der Mafia und haben versucht da raus zu halten. Jedoch verliebt sie sich schnell in ein Mitglied von Ihnen. Jac...