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Ethan Finnegan P.O.V

Ich ziehe die blutverschmierten Handschuhe ab und werfe sie in den Mülleimer. Die Operation war schwieriger als gedacht. Nicht wegen dem Eingriff. Nein. Mister Bower's Puls ist ständig abgesackt und wir mussten warten bis er wieder da war. Sollte eigentlich nicht passieren, aber jetzt ist er stabil und seine Freundin sitzt mit ihrer Tochter an seinem Bett.

Werde ich auch eine solche Familie haben? Was redest du denn da?! Du willst keine feste Bindungen. Sie schmerzen einfach zu sehr.

Ich öffne die Schiebetür mit meinem Badge und richte meinen Kittel. Ich unterdrücke ein starkes Gähnen und schüttle kurz den Kopf. Ich war noch nie so Müde, auch wenn ich wie letzte Nacht nur wenog geschlafen habe.

,,Mister Finnegan!" Emily kommt um die Ecke geschossen. Sie wirkt aufgelöst und völlig überdreht. Eine dunkelbraune Strähne hat sich aus ihrem Zopf gelöst, wobei sie irgendwie jünger wirkt.
,,Was ist passiert?" Frage ich verwundert. ,,Mister Bower! Sein Herz! Irgendetwas stimmt nicht." Sagt sie ausser Atem.

,,Wo?!" Rufe ich schnell und gehe ihr hinterher. Wir betreten das Zimmer und ein unschönes Bild bittet sich mir. Misses Bower schreit aufgeregt ihren Mann an, dass er aufwachen soll, währen das Kind sich um ihr Bein klammert und panisch wird. Sie rüttelt wild an seinen Schultern und ich stosse sie weg.

,,Erik!" Ruft sie tränenüberströmt. ,,Was ist mit dir?" Schluchzt sie aufgeregt.

,,Gehen Sie zur Seite." Versuche ich freundlich zu sagen.

Emily klappt das Bett nach unten und streifft ihm das Hemd über den Oberkörper.

,,Kammerflimmern." Sage ich schnell und sehe wie Emily den Defibrillator nimmt und Gel auf die elektrischen Platten schmiert. Sie kann es wirklich gut und weiss was zu tun ist. ,,Nehmen Sie sie raus!" Sage ich scharf und blicke Sophie an. Sie ist seit einer Woche meine Auszubildende. Ich höre noch immer das Geschrei von Misses Bower in meinen Ohren und sehe die Tränen von dem kleinen Mädchen.

,,Weg." Sage ich schnell und drücke die Platten auf seiner Brust. Sein Oberkörper hebt sich stark. Nichts. ,,Weg." Sage ich nochmal. Nichts. ,,Komm schon verdammt!" Brülle ich verzweifelt. Sein Brustkorb hebt sich noch einmal und ich bekomme wieder einen schwachen Herzschlag.

,,Geben Sie ihm Adrenalin." Emily zieht die Spritze auf und stösst sie im das Venflonröhrchen.

Schwer atmend lege ich den Defibrillator weg und streife mit meinem Arm über die Schweissperlen auf meiner Stirn. ,,Was ist da passiert?" Frage ich Emily fassungslos. ,,Das war eine Routine-OP. Dieser Mann ist noch keine dreissig und hat bestimmt keine Probleme mit dem Herz." Meine Stimme ist ein wenig heiser.

,,Er hat plötzlich über einen starken Druck geklagt und dann war er weg." Sagt sie den Tränen nah. So habe ich sie ja noch nie erlebt.

,,Okay. Ist alles nochmal gut gegangen. Geben sie ihm etwas zur Beruhigung." Sage ich leise und verlasse das Zimmer.

,,Doktor." Eine aufgelöste Misses Bower kommt auf mich zu. ,,Wie geht es ihm?" Sie trägt das kleine Mädchen mit den dunkelbraunen Locken und den strahlend blauen Augen auf dem Arm.

,,Es geht ihm gut. Er braucht viel Ruhe und muss sich Erholen." Sie nickt beruhigt. ,,Wie konnte das passieren?" Fragt sie fassungslos. ,,Ich weiss es nicht. Ist etwas in seiner Familie bekannt?" Sie schüttelt den Kopf. ,,Gut. Ich werde es schon herausfinden, Misses Bower."

,,Danke, Sir." Ich nicke leicht lächelnd. ,,Sie können noch schnell zu ihm. Aber nachher braucht er Ruhe. Kommen Sie Morgen wieder." Sage ich Ernst.

,,Bis Morgen, Sir." Sie winkt etwas unbeholfen und verschwindet hinter der weissen Tür.

Etwad beruhigt mache ich mich auf den Weg zu Fiona. Was sie wohl gerade tut? Meine Armbanduhr läuft einfach viel zu schnell. Jetzt haben wir bereits fünfzehn Uhr, dabei wollte ich am Mittag bei ihr vorbeischauen.

,,Mister Finnegan?" Ella kommt langsam auf mich zu und präsentiert ziemlch aufreizend ihren kurvenreichen Körper. Mit ihren blonden Locken und dem Schmollmund sieht sie wirklich gut aus.
Wenn sie nicht für mich arbeiten würde, hätten wir bestimmt viel Spass zusammen.

Fragend sehe ich sie an.

,,Miss Winter." Sie weiss wohl nicht wie sie's mir sagen will. ,,Was ist mit ihr?" Frage ich vielleicht besorgter als es klingen sollte. ,,Ich weiss es nicht, Sir. Ich hab sie blos stark weinen gehörz und bin dann rein. Sie hat mich wieder rausgeschickt. Ich dachte ich sag's Ihnen einfach." Dabei klimmpert sie mit den langen schwarzen Wimpern und zieht ihre Unterlippe zwischen die weissen Zähne.

,,Danke Ella." Sage ich leise und gehe schnell in mein Büro.

Ich will gerade fragen, was los ist als ich Fiona gar nicht entdecke. Ich drehe mich einmal um und sehe sie auf der Couch liegen. Ihre Augen sind geschlossen und ihre Lippen leicht geöffnet. Rosa Haarsträhnen umrahmen ihr porzellanpuppen ähnliches Gesicht, doch die Rötungen und leicht geschwollenen Augen sehe ich trotzdem.

Sie hat wirklich geweint. Und ich war nicht da. Ein merkwürdiges Gefühl bereitet sich in mir aus. Was ist denn nur los mir dir.

Ich setzte mich vorsichtig neben sie und streiche sanft über ihre Wangen und ihr Haar. Sie bewegt sich nicht. Ich höre blos ihren gleichmässigen sanften Atem.

Sie sieht so friedlich und schön aus wenn sie schläft. Als wäre alles gut und nichts passiert, als könnte sie ihrem Leben für ein paar Stunden entfliehen. Doch warum?

,,Ethan?" Höre ich ein leises Hauchen. Verdutzt sehe ich sie an. Wie lange habe ich sie schon angestarrt ohne zu merken, dass sie mich ansieht.

,,Hey." Murmle ich sanft. ,,Ich wollte dich nicht wecken." Sage ich entschuldigend, stehe auf und vergrabe meine Hände in den Hosentaschen.

Meine Güte, warum streichelst du auch über ihre Haare?

,,Schon in Ordnung. Ich hab sowieso nicht wirklich geschlafen." Peinlicher gehts ja wirklich nicht.

,,Ich hab jetzt Feierabend. Wollen wir etwas Essen gehen?" Frage ich locker und werfe meinen Kittel in den Wäschekorb.

,,Ja. Ich hab wirklich Hunger." Kichert sie leise. So etwas habe ich noch nie von ihr gehört. Ein kleines Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. Sie vertraut mir, dass spüre ich.

,,Na dann." Sage ich lachend und gebe ihr eine zu Grosse Jacke von mir. ,,Aber wie soll ich in diesen Klamotten in ein Restaurant?" Sie klammert ihre Hände in den Saum des zu grossen Pulli's und sieht etwas beschämt zu Boden. ,,Lass das mal meine Sorge sein." Sage ich geheimnisvoll und führe sich nach draussen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 21, 2018 ⏰

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